Friedensnobelpreis: Donald Trump feiert sich
Heute wird in Oslo der Gewinner des Friedensnobelpreises 2025 verkündet. Mit dem Abschluss des Gaza-Deals reklamiert US-Präsident Donald Trump den Preis endgültig für sich. Noch nie in der Geschichte der Auszeichnung hat sich ein potenzieller Anwärter derart unverfroren selbst ins Spiel gebracht.
Trotz seines diplomatischen Erfolgs sind internationale Beobachter mehr als skeptisch. Während Trump sich als Garant globaler Stabilität inszeniert, fürchten Kommentatoren in Europa und den USA Trumps Zorn, sollte er leer ausgehen.
- Trump als Friedensstifter
- Hat Trump sieben Kriege beendet?
- Historischer Gaza-Deal: Trumps größter Erfolg
- Skepsis unter internationalen Beobachtern
- Bekommt Trump den Friedensnobelpreis 2025?
- Wer heuer Chancen auf den Preis hat
- Angst vor Trumps Zorn
- Trumps Chancen auf den Friedensnobelpreis 2026
Trump als Friedensstifter
Seine zweite Amtszeit ist Trump mit vollmundigen Versprechen angetreten. „Innerhalb von 24 Stunden“ wollte er den Krieg in der Ukraine beenden, sollten Kiew und Moskau seinen Plan akzeptieren. Russland müsse, so Trump damals, „Sicherheiten für Frieden“ erhalten, die Ukraine „ihre Zukunft garantieren können“.
Neben dem Ukraine-Konflikt suchte Trump in den vergangenen Monaten vermehrt nach diplomatischen Erfolgen auf anderen Schauplätzen. In Afrika vermittelte Washington zwischen Äthiopien und Ägypten im Streit um den Nil-Staudamm, in Asien bemühte sich das Weiße Haus um eine Entspannung zwischen Kambodscha und Thailand. Auch im Südkaukasus versuchte die US-Regierung, nach Jahren wieder Einfluss zu nehmen und zwischen Armenien und Aserbaidschan zu vermitteln.
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Hat Trump sieben Kriege beendet?
„In nur sieben Monaten habe ich sieben endlose Kriege beendet“, lobte sich Trump in seiner Rede vor der UN-Vollversammlung. „Jeder sagt, ich sollte den Friedensnobelpreis für jeden einzelnen dieser Erfolge bekommen.“
Friedensforscher halten diese Darstellung für überzogen. Viele der von Trump genannten Konflikte gelten weiterhin als ungelöst oder nur eingefroren. „Nein, er hat keine sieben Kriege gelöst. Er hat zu Verhandlungen beigetragen, aber das allein reicht nicht für den Friedensnobelpreis“, erklärt die norwegische Friedensforscherin Siri Aas Rustad vom Peace Research Institute Oslo gegenüber der ARD. Die Initiativen hätten eher Symbolcharakter. Trump selbst sieht sie freilich nichtsdestotrotz als Beleg für seine Qualität als Friedensstifter.
Historischer Gaza-Deal: Trumps größter Erfolg
Ohne Frage historisch ist hingegen der erzielte Durchbruch im Nahost-Konflikt. Er gilt als Trumps größter diplomatischer Erfolg seit den Abraham-Abkommen von 2020.
Israel und die islamistische Hamas hatten sich Anfang der Woche unter Vermittlung der USA, Ägypten, Katar und der Türkei auf die erste Phase eines umfassenden Friedensplans geeinigt. Mittlerweile hat Israel mit dem Abzug der Truppen aus dem Gazastreifen begonnen.
Das Abkommen sieht eine Waffenruhe, den Austausch von Gefangenen und Geiseln sowie humanitäre Hilfe für den Gazastreifen vor. Trump nennt den Deal einen „Meilenstein in der Geschichte der Menschheit“. „Ich habe Frieden gebracht, wo niemand es für möglich hielt. Millionen von Menschen verdanken mir ihr Leben“, so Trump.
Skepsis unter internationalen Beobachtern
Allen Erfolgen zum Trotz sind Experten skeptisch. Trumps Selbstverständnis als „Präsident des Friedens“ überschätze seine tatsächliche Rolle. „Friedensschlüsse sind zwar wichtig, stellen aber nur einen Schritt in Richtung Versöhnung dar“, sagt Conrad Schetter, Direktor des Bonn International Centre of Conflict Studies, gegenüber BR24. Nachhaltiger Frieden erfordere mehr als politische Inszenierung. Zudem habe Trump laut Kritikern durch seine aggressive Außenpolitik und innenpolitische Polarisierung neue Spannungen geschaffen. Seine Rhetorik verstärke globale Instabilität, statt sie zu mindern.
Bekommt Trump den Friedensnobelpreis 2025?
Selbst wenn das Gaza-Abkommen als entscheidender diplomatischer Erfolg gewertet wird – für den diesjährigen Nobelpreis kommt es zu spät. Das norwegische Komitee hat seine letzte Sitzung bereits am Montag abgehalten.
„Die Entscheidung über den diesjährigen Preisträger ist gefallen“, bestätigt Komiteesprecher Erik Aasheim der dpa. Die Auszeichnung wird, wie Alfred Nobel es in seinem Testament von 1895 verfügt hat, an jene Person oder Organisation vergeben, die „am meisten oder am besten zur Verbrüderung der Völker, zur Abschaffung stehender Heere oder zur Förderung von Friedenskongressen beigetragen hat“.
Wer heuer Chancen auf den Preis hat
Insgesamt sind heuer 338 Personen und Organisationen für den Friedensnobelpreis nominiert. Laut dem Osloer Peace Research Institute gelten vor allem Organisationen als Favoriten:
- die Emergency Response Rooms (ERR) im Sudan, die lokale Hilfe in einem der größten humanitären Krisengebiete leisten,
- das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ), das sich weltweit für Pressefreiheit einsetzt,
- sowie das Büro für demokratische Institutionen und Menschenrechte (ODIHR) der OSZE.
Eine Vergabe an einen amtierenden Politiker gilt als unwahrscheinlich, nicht zuletzt wegen negativer Erfahrungen mit früheren Preisträgern wie dem äthiopischen Premier Abiy Ahmed, der nach seiner Ehrung 2019 selbst einen Krieg führte.
Friedensnobelpreis 2025: So hat das Komitte entschieden
Angst vor Trumps Zorn
In Norwegen wächst unterdessen die Sorge, wie Trump auf eine Nicht-Berücksichtigung reagieren könnte. „Wir müssen auf alles vorbereitet sein. Trump ist unberechenbar und autoritär“, verleiht die Vorsitzende der norwegischen Linkspartei, Kirsti Bergstø, gegenüber dem Guardian ihren Bedenken Ausdruck. Auch der norwegische Publizist Harald Stanghelle fürchtet, es könne „zu schwierigen Situationen kommen“, falls der Preis nicht an Trump gehe. Beobachter halten wirtschaftliche Vergeltungsmaßnahmen, etwa Strafzölle oder Druck auf die NATO, für durchaus möglich.
Trumps Chancen auf den Friedensnobelpreis 2026
Auch wenn Trump in diesem Jahr leer ausgeht, könnte der Gaza-Deal bei künftigen Preisvergaben eine Rolle spielen. Sollte die Waffenruhe halten und ein dauerhafter Friedensprozess folgen, wäre eine Nominierung 2026 denkbar. „Trumps 20-Punkte-Plan ist ein ernsthafterer Versuch als frühere Initiativen. Wenn er tatsächlich Frieden im Gazastreifen sichert, wäre das ein Erfolg, der Anerkennung verdient“, erklärt Friedensforscher Stefan Kroll vom Leibniz-Institut.