Gaza-Deal: Israel und Hamas vor Friedensdeal
- Wende im Nahen Osten
- Donald Trumps Master-Plan
- Die Details des Friedensplans
- Konsequenzen für die Geiseln
- Entspannung im Gazastreifen
- Jubel in Tel Aviv und im Gazastreifen
- Zwei Jahre Krieg und Leid
Nach zwei Jahren Krieg im Nahen Osten zeichnet sich erstmals eine echte Wende ab. Israel und die islamistische Hamas haben sich in indirekten Verhandlungen auf die erste Phase eines umfassenden Friedensplans geeinigt. Das Abkommen, das unter Vermittlung der USA, Ägyptens, Katars und der Türkei ausgearbeitet wurde, soll noch heute in Scharm el-Scheich unterzeichnet werden. Bereits wenige Stunden danach könnte eine Waffenruhe in Kraft treten. Beide Seiten bestätigten die Einigung in der Nacht auf Donnerstag. Nach israelischen Angaben bereitet die Armee bereits den Rückzug ihrer Truppen aus Teilen des Gazastreifens vor.
Donald Trumps Master-Plan
Das Abkommen basiert auf einem Plan von US-Präsident Donald Trump, der persönlich in die Verhandlungen eingriff. Unterstützt wurde er von US-Außenminister Marco Rubio und Vermittlern aus Ägypten, Katar und der Türkei. In Kairo und Scharm el-Scheich fanden mehrere geheime Gesprächsrunden statt, an denen israelische und palästinensische Vertreter indirekt teilnahmen.
Trump hatte den Durchbruch in der Nacht auf seiner Plattform Truth Social verkündet. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi koordinierte die Gespräche vor Ort, während Katar als Kontaktkanal zur Hamas fungierte. Die Vereinten Nationen bestätigten den diplomatischen Fortschritt, auch die Europäische Union sprach von einem „großen Erfolg der Vermittler“.
Die Details des Friedensplans
Die erste Phase des Abkommens sieht eine sofortige Waffenruhe und eine umfassende humanitäre Versorgung des Gazastreifens vor. Israel verpflichtet sich, seine Truppen auf eine vereinbarte Linie zurückzuziehen und in den kommenden 24 Stunden die besetzten Zonen zu räumen. Im Gegenzug soll die Hamas alle lebenden israelischen Geiseln freilassen. Nach Informationen aus Verhandlungskreisen soll es sich um insgesamt zwanzig Personen handeln. Dafür entlässt Israel rund zweitausend palästinensische Gefangene, darunter etwa 250 zu lebenslanger Haft Verurteilte.
In den ersten fünf Tagen der Waffenruhe sollen täglich mindestens vierhundert Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen gelangen. Das UN-Nothilfebüro OCHA steht mit 170.000 Tonnen Hilfsgütern bereit. Später ist eine internationale Friedenstruppe vorgesehen, die Sicherheit und Wiederaufbau gewährleisten soll. Über die zweite Phase, die eine dauerhafte politische Lösung und mögliche Entwaffnung der Hamas betrifft, soll nach der Umsetzung der ersten Schritte verhandelt werden.
Konsequenzen für die Geiseln
Für die Angehörigen der seit Oktober 2023 verschleppten Geiseln bedeutet die Einigung die erste reale Hoffnung auf eine Rückkehr ihrer Familienmitglieder. Das Forum der Geisel- und Vermisstenfamilien spricht von einem „wichtigen und bedeutenden Schritt“, betont jedoch: „Unser Kampf ist noch nicht vorbei und wird erst enden, wenn die letzte Geisel zurückgekehrt ist.“
US-Präsident Trump geht davon aus, dass die Geiseln am Montag nach Israel zurückkehren werden, wie er gegenüber Fox News erklärte. Auch die sterblichen Überreste getöteter Geiseln sollen schrittweise übergeben werden. Israels Armee bereitet sich laut eigenen Angaben auf die „Aufnahme und medizinische Versorgung der Befreiten“ vor.
Entspannung im Gazastreifen
Für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen könnte das Abkommen das Ende der humanitären Katastrophe einleiten. Ein Großteil der Region ist zerstört, Strom- und Wasserversorgung liegen weitgehend lahm. Mit dem Beginn der Waffenruhe sollen internationale Hilfsorganisationen wieder Zugang erhalten. Die Hamas fordert von den USA und den Garantiemächten die Gewährleistung, dass Israel die Waffenruhe vollständig einhält.
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas begrüßt den ausgehandelten Deal. „Diese Vereinbarung macht Hoffnung auf eine dauerhafte politische Lösung. Sie muss ein Ende der israelischen Besatzung beinhalten“, so Abbas. Am Ende müsse die Gründung eines unabhängigen palästinensischen Staates stehen.
Jubel in Tel Aviv und im Gazastreifen
In Tel Aviv feierten Hunderte Menschen auf dem sogenannten Geiselplatz die Nachricht. Videos zeigen Menschen, die israelische Fahnen schwenken und sich gegenseitig in die Arme fallen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach von einem „historischen Moment“. „Es besteht kein Zweifel, dass Präsident Trump den Friedensnobelpreis verdient hat“, so Israels Präsident Isaac Herzog.
Auch im Gazastreifen herrscht Jubelstimmung. In der Stadt Chan Junis tanzten Menschen auf den Straßen, während Reporter von Al Jazeera die Nachricht verbreiteten.
International wird die Aussicht auf Einigung begrüßt: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron pochte auf eine Zweistaatenlösung, die britische Regierung sprach von einem „Moment tiefer Erleichterung“. Bundeskanzler Friedrich Merz zeigte sich „vorsichtig optimistisch“, Ursula von der Leyen erklärte: „Das Leid muss ein Ende haben.“
Mehr zu den Auswirkungen des Kriegs im Gazastreifen
Zwei Jahre Krieg und Leid
Der Gaza-Krieg begann im Oktober 2023 mit einem brutalen Überfall der Hamas auf Israel. Rund 1.200 Menschen wurden getötet, über 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Israel reagierte mit massiven Militärschlägen. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde kamen dabei bis heute mehr als 67.000 Palästinenser ums Leben.
Nicht nur in der arabischen, auch in der westlichen Welt führten die Kämpfe zu Spannungen. In Europa, darunter auch Österreich, kam es zu antisemitischen Angriffen und Demonstrationen. Menschenrechtsorganisationen werfen beiden Seiten Kriegsverbrechen vor.