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Verwüstung und Überflutungen durch Tsunami
Nach dem Mega-Beben auf Kamtschatka wurde Japan von Tsunami-Wellen getroffen.
Nach dem Mega-Beben auf Kamtschatka wurde Japan von Tsunami-Wellen getroffen.
APA/AFP

Erdbeben-Schock: Tsunami trifft Russland und Japan

30.07.2025 um 08:05, Julia Klein & APA, Red
3 min read
Nach dem Mega-Beben auf Kamtschatka wurde Japan von Tsunami-Wellen getroffen. Verletzte und Chaos in mehreren Pazifikstaaten wurden gemeldet.

Ein schweres Erdbeben der Stärke 8,8 hat am Mittwoch die russische Halbinsel Kamtschatka am Pazifik erschüttert. Laut Aussagen des russischen Regionalministers für Notlagen, Sergej Lebedew, traf eine bis zu vier Meter hohe Tsunami-Welle auf Küstenabschnitte der Halbinsel, die im äußersten Osten Russlands liegt. Ein Tsunami habe auch die nördliche japanische Insel Hokkaido erreicht, berichtete der Rundfunksender NHK. Tsunami-Warnungen wurden in westlichen US-Staaten ausgelöst.

Verwirrung um Erdbebenstärke

Die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS gab die Stärke mit 8,7 an, das Deutsche Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam mit 7,8. Das Zentrum des Bebens lag den Angaben zufolge in der offenen See, etwa 130 Kilometer vor der nur dünn besiedelten Küste Kamtschatkas, und relativ tief unter dem Meeresboden. Auf das starke Beben folgten mindestens sechs Nachbeben, eines davon hatte die Stärke 6,9, ein anderes 6,3.

Tsunami erreicht Japan

Die japanische Wetterbehörde hatte zuvor gesagt, sie erwarte eine bis zu drei Meter hohe Tsunami-Welle an größeren Küstenabschnitten. NHK berichtete, dass die Regierung für einige Gebiete Evakuierungsanordnungen erlassen hat. An der Küste der nordöstlichen Präfektur Miyagi wurden zunächst Flutwellen von 50 Zentimetern Höhe registriert, in anderen Präfekturen wie Fukushima, Hokkaido und Aomori Wellen von bis zu 40 Zentimetern Höhe, wie der japanische Fernsehsender meldete.

Atomkraftwerke in Sicherheitsmodus

Berichte über Probleme in Atomkraftwerken gebe es nicht. Der Betreiber des havarierten japanischen Atomkraftwerks Fukushima brachte eigenen Angaben zufolge seine Arbeiter in Sicherheit. „Wir haben alle Arbeiter und Angestellten evakuiert”, sagte eine Sprecherin des AKW-Betreibers Tepco am Mittwoch. Das am Meer gelegene Atomkraftwerk Fukushima war kurz nach einem schweren Seebeben am 11. März 2011 von einem fast 15 Meter hohen Tsunami getroffen worden. Das Kühlsystem des Kraftwerks fiel aus, in drei der sechs Reaktoren kam es zur Kernschmelze. Es war das schlimmste Atomunglück seit der Tschernobyl-Katastrophe von 1986.

Regierung reagiert mit Krisenstab

Die japanische Regierung richtete einen Krisenstab ein. Ministerpräsident Shigeru Ishiba rief die Menschen auf, sich in höher gelegene Gebiete oder Evakuierungsgebäude zu begeben. Nach Aussagen eines Regierungssprechers gab es jedoch zunächst weder Berichte über Opfer noch über Schäden.

Weitere Tsunami-Warnungen ausgelöst

Das staatliche Tsunami-Frühwarnsystem in den USA sprach ebenfalls von Wellen von bis zu drei Metern Höhe, die die Küste des Tausende Kilometer vom Zentrum des Bebens entfernten Bundesstaats Hawaii erreichen könnten. Küstenbewohner sollten die gefährdeten Gebiete sofort verlassen oder in mindestens zehnstöckigen Gebäuden Schutz suchen, hieß es. Auch für Alaskas Westküste wurde eine Tsunami-Warnung erlassen. Weiter entfernte Pazifikstaaten wie die Philippinen und Indonesien wappneten sich ebenfalls für drohende Flutwellen. Auch in Mexiko, Peru und Ecuador gab es örtliche Warnungen.

Stärkstes Erdbeben seit 1952

Das US-Tsunamizentrum warnte vor zwischen einem und drei Meter hohen Tsunamiwellen an den Küsten Chiles, Costa Ricas, Französisch-Polynesiens und der Pazifikinsel Guam. In unter anderem Australien, Kolumbien, Mexiko, Neuseeland und Taiwan seien Wellen von bis zu einem Meter möglich, hieß es. Die USA gaben Warnungen für die Westküste Nordamerikas und Kalifornien heraus.

Chaos und Schäden in Sewero-Kurilsk

Der Kamtschatka-Zweig des Geophysikalischen Dienstes der Russischen Akademie der Wissenschaften teilte mit, das Erdbeben sei das schwerste seit 1952 gewesen. Mit starken Nachbeben sei zu rechnen.

Erschütternde Szenen aus dem Alltag

Nach vorläufigen Informationen habe es in Russland einige leicht Verletzte gegeben, ein Kindergarten wurde beschädigt. Mehrere Menschen hätten nach dem Beben medizinische Hilfe in Anspruch genommen, sagte der regionale Gesundheitsminister Oleg Melnikow der staatlichen russischen Nachrichtenagentur TASS. Einige seien bei der Flucht nach draußen verletzt worden.

Kamtschatka als Brennpunkt der Plattentektonik

Die russische Katastrophenschutzbehörde teilte mit, ein Tsunami habe die Hafenstadt Sewero-Kurilsk getroffen und überflutet. 2.000 Einwohner seien in Sicherheit gebracht worden.

Wie ein Korrespondent der russischen Nachrichtenagentur TASS berichtete, gab es insgesamt vier Beben. Viele Menschen seien ohne Schuhe und Oberbekleidung auf die Straße gelaufen. In den Wohnungen fielen Kästen um, Spiegel gingen zu Bruch, Autos schwankten auf der Straße und Balkone an Gebäuden wackelten spürbar. Außerdem seien Stromausfälle und Ausfälle der Mobilfunkdienste zu beobachten.

Bei der Halbinsel Kamtschatka treffen die pazifische und die nordamerikanische Kontinentalplatte aufeinander, was die Region zu einer der weltweit erdbebenreichsten Zonen macht. Am 20. Juli hatte sich in derselben Region ein Erdbeben der Stärke 7,4 ereignet. Dabei kam es zu keinen größeren Schäden.

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