Pro-Palästina: Keine Vorfälle auf Demo
"Wir stehen heute nicht hier, um zu jubeln, sondern um zu trauern", betonte Veranstalter Sami Ayad von der Palästinensischen Gemeinde Österreichs in seiner Eröffnungsrede. Rund 300 Menschen waren gekommen, um mit Parolen wie "Lasst Gaza leben, lasst Gaza frei" oder "Israel Terrorist" ihre Solidarität mit Palästina aber auch Wut gegenüber Israel auszudrücken.
Großeinsatz der Polizei
Die Polizei war mit einer großen Anzahl an uniformierten und zivilen Kräften im Einsatz, hieß es bei der Landespolizeidirektion Wien auf Anfrage der APA. Meldungen über Anzeigen oder Festnahmen lagen vorerst keine vor. Ganz im Gegensatz zur umstrittenen Kundgebung am Stephansplatz am vergangenen Mittwoch, die von der Landespolizeidirektion Wien kurzfristig untersagt wurde und bei der es über 300 Anzeigen gab. Die Stimmung an Ort und Stelle war emotional, aber friedlich. Wiederholt wurde auch "Boycott Israel" sowie "Kindermörder Israel" gerufen.
Arabische Parolen unerwünscht
"Was in Gaza passiert, das ist eine massive Unterdrückung, eigentlich Völkermord", sagte Ayad gegenüber der APA. "Wir rufen die Welt, dass sie einschreitet. Israel steht nicht über dem Gesetz." Die palästinensische Gemeinde in Österreich wolle keine Gewaltaufrufe. Sehr genau achtete Ayad während der Kundgebung darauf, was die Rednerinnen und Redner auf der Kundgebungsbühne von sich geben. Als ein Jugendlicher "Allahu Akbar" rief, schritt ein Ordner sofort ein und ermahnte ihn, dies zu unterlassen. Generell waren arabische Parolen unerwünscht, ermahnte Ayad die Kundgebungsteilnehmer. "Das ist eine Solidaritätskundgebung für die Zivilbevölkerung in Gaza (...) Wir sind hier, um zu zeigen, dass wir an sie denken", betonte er gegenüber der APA.
Ursachen des Konflikts finden
Wer eine Lösung für den Konflikt suche, müsse zunächst über seine Ursachen sprechen, erklärte Mary Pompalk von der Friedensinitiative "Frauen in Schwarz". "Israelische Apartheid, Besatzung und die Komplizenschaft der Vereinigten Staaten und auch Europas bei dieser Unterdrückung sind die Quelle all dieser Gewalt." Wenn man über palästinensischen Terror spreche, müsse man auch den "staatlichen Terror" bedenken, den die israelische Regierung, Militär und Siedler an den Palästinenser seit Jahrzehnten tagtäglich verüben", so Pompalk. Ein dauerhafter Frieden sei nur erreichbar, wenn sowohl Menschenrechte als auch das Völkerrecht respektiert würde.
Solidarität mit Palästina
"Gaza ist ein Gefängnis mit zwei Millionen Insassen", sagte Willi Langthaler von der Palästina Solidarität Österreich auf der Kundgebung. Seine Organisation war es auch, die zur Kundgebung am vergangenen Mittwoch am Stephansplatz aufgerufen hatte. Angesprochen auf Vorwürfe, es hätte sich dabei um eine Jubeldemo für Gräueltaten der Hamas an israelischen Zivilisten gehandelt, wies er entschieden zurück. "Das ist eine klassische Verleumdung. Wir als Organisatoren haben Slogans vorgegeben, die alle für den gerechten Frieden, für Selbstbestimmung für die Palästinenser, für ein Ende des Kolonialismus eintreten." Die Massaker an Zivilisten in Israel seien bedauerlich, aber eine Reaktion auf die "massive Form von struktureller Gewalt" Israels gegenüber den Palästinensern. Dies produziere "Gegengewalt, die nicht immer moralisch ist", so Langthaler. In seinen Augen könne nur "ein gemeinsamer demokratischer Staat aller dort lebenden Menschen" zu dauerhaftem Frieden führen.
Massaker verurteilt
Auch Ayad verurteilte die Massaker an der israelischen Bevölkerung, versuchte aber zu erklären: "Das ist wie der Ausbruch durch ein Druckventil bei einem Kessel." Diese Deutung Ayads steht freilich im Widerspruch zu Erkenntnissen, wonach die Hamas-Terroristen ihre Mordkampagne mit 1.200 Toten, darunter auch Säuglinge, monatelang vorbereitet hatte. "Auf jeden Fall verurteile ich den Mord an Zivilisten. Aber was Israel tut, ist genau das gleiche. Israel macht Kollektivbestrafung. In Gaza sind nicht alle bei der Hamas", betonte er. Auf die Frage, ob die geforderte Freiheit in Palästina mit der radikal-islamischen Bewegung möglich sei, entgegnete er: "Wenn man die Chance bekommt, in Freiheit zu leben, werden das alle akzeptieren."