Wintersonnenwende: Die mystische „Zwölftenzeit“ beginnt
Inhalt
- Kürzester Tag des Jahres
- Wendepunkt im astronomischen Kalender
- Ritual: Beginn der Raunächte
- „Zwölften“: Tage, die aus dem Kalender fallen
- Schutz vor finsteren Gestalten
Wenn die Nächte am längsten sind und das Licht kaum noch den Weg durch den Alltag findet, beginnt eine Zeit voller Mythen, Rituale und alter Überlieferungen. Mit der Wintersonnenwende am 21. Dezember startet die sogenannte Zwölftenzeit. Sie gilt seit Jahrhunderten als magische Schwelle zwischen Dunkelheit und Neubeginn.
Der Dezember ist der dunkelste Monat des Jahres. Die Sonne lässt sich nur kurz blicken, verschwindet früh wieder hinter dem Horizont. Viele empfinden diese Tage als schwer und bedrückend. Doch genau hier liegt der Wendepunkt. Mit der Wintersonnenwende kehrt das Licht langsam zurück.
Kürzester Tag des Jahres
Astronomisch markiert der 21. Dezember einen besonderen Moment: Die Sonne erreicht ihre geringste Mittagshöhe, die Nordhalbkugel ist der Sonne so weit abgewandt wie sonst nie im Jahr. Das markiert seither den Winteranfang und gilt als kürzester Tag des Jahres. Die Sonne geht erst kurz nach 8 Uhr auf und bereits gegen 16 Uhr wieder unter.
Wendepunkt im astronomischen Kalender
Doch ab diesem Zeitpunkt geht es mit dem Licht stetig bergauf. Ab der Wintersonnenwende werden die Tage langsam wieder länger und die Nächte kürzer. Zuerst merkt man es kaum, aber jeden Tag kommt ein kleines bisschen Licht dazu. Bis zur Sommersonnenwende werden die Tage immer länger und erreichen am 21. Juni 2026 ihren Höhepunkt. Ab diesem Zeitpunkt geht es wieder bergab, ein Zyklus, der sich jedes Jahr wiederholt.
Ritual: Beginn der Raunächte
In Österreich beginnen mit der Wintersonnenwende in vielen Regionen die Raunächte, die bis zum 6. Jänner andauern. Für viele Familien gehört es zu Weihnachten wie Kekse, Punsch und Geschenke: das Räuchern oder „Rauchengehen“, wie es im Volksmund gerne bezeichnet wird. Mit Räucherschale samt Glut, Kräutern und Harzen werden dabei in den Raunächten alle Räumlichkeiten „ausgeräuchert“. Das soll der Legende nach Haus, Mensch und Tier vor Unheil bewahren und böse Geister vertreiben. Wie man richtig räuchert, erfahren Sie hier.
„Zwölften“: Tage, die aus dem Kalender fallen
Der Ursprung des weihnachtlichen Brauchtums geht auf den heidnischen Volksglauben rund um die mystischen Raunächte zurück. Diese fallen allesamt in die sogenannte „Zwölftenzeit“, zwischen der Wintersonnenwende (21. Dezember) und dem Dreikönigstag (6. Jänner). Was sind die „Zwölften“? Die Länge eines Jahres las man vom Stand der Sonne ab, die Monate hingegen von den Mondzyklen. Ein Sonnenjahr dauert somit 365 Tage, ein Mondjahr aber nur 354. Daraus ergeben sich zwölf Tage (der Ausgangstag wird mitgezählt), die aus dem Kalender fallen.
Schutz vor finsteren Gestalten
Seit jeher ist diese finstere Zeit eine Periode, die Menschen in Angst und Schrecken versetzt und damit den Glauben an das Übersinnliche bestärkt. Im Volksglauben ziehen in diesen Nächten verdammte und verfluchte Gestalten durch die Lüfte, vor denen es sich zu schützen gilt. Als bewährte Methode etablierte sich das „Ausräuchern“. Der Rauch sollte schützen, reinigen und desinfizieren – auch die Pest versuchte man mit Räucherharzen einzudämmen. Geblieben sind vier Hauptraunächte: Thomasnacht (21. Dez.), Heiligabend (24. Dez.), Silvester (31. Dez.) und die Dreikönigsnacht (5. Jan.).