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JJ, lächelnd mit Mikrofon in der linken Hand hält mit der rechten Hand die gläserne ESC-Trophäe in die Höhe. Im Hintergrund leuchten orange-gelbe Lichter auf der Bühne.
ESC-Sieger JJ fordert den Ausschluss von Israel.
ESC-Sieger JJ fordert den Ausschluss von Israel.
Jens Büttner / dpa / picturedesk.com

Eklat: JJ will ESC 2026 ohne Israel

22.05.2025 um 09:14, Stefanie Hermann
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JJ will den ESC 2026 in Wien, aber ohne Israel. Kritik übt der queere Opernsänger auch am Publikumsvoting und Zensur durch die Veranstalter.

Frisch gekrönt zum Sieger des Eurovision Song Contests 2025 sorgt JJ, bürgerlich Johannes Pietsch, aktuell nicht nur mit seiner Opern-Pop-Ballade "Wasted Love" international für Gesprächsstoff.

In einem Interview mit der spanischen Tageszeitung El País lässt er mit einer harten Forderung aufhorchen: Er will nicht nur, dass der ESC 2026 in Wien stattfindet, sondern auch ohne Israel.

Ausschluss von Israel: JJ kritisiert Doppelmoral

"Es ist sehr enttäuschend, dass Israel noch am Wettbewerb teilnimmt", so der 24-Jährige. "Ich würde mir wünschen, dass der Eurovision Song Contest nächstes Jahr in Wien stattfindet – und ohne Israel. Aber der Ball liegt bei der Europäischen Rundfunkunion. Wir Künstler können nur unsere Stimme zu dem Thema erheben."

Die andauernden Militäreinsätze Israels im Gazastreifen seien mit den ESC-Werten nicht vereinbar. Er sieht Parallelen zum Ausschluss Russlands im Jahr 2022 nach dem Angriff auf die Ukraine. Dass die Europäische Rundfunkunion hier keine einheitliche Linie zeige, sei für ihn nicht nachvollziehbar.

Wirbel um Israels Beitrag

Für Israel ist heuer Yuval Raphael, eine Überlebende des Terroranschlags vom 7. Oktober 2023 auf das Nova-Musikfestival, in Basel angetreten. Mit "New Day Will Rise" hat sie den stolzen zweiten Platz geholt. Und das, obwohl sie nach der Jurywertung zunächst nur auf Rang 15 lag. Grund für den Sprung nach oben: das Publikumsvoting. Mit 297 Punkten konnte Israel letztlich auf den sensationellen zweiten Platz vorrücken.

Kritik am Votingsystem: "Sehr seltsam“

Erwartungsgemäß hat das Televoting im Nachgang für weitläufige Debatten gesorgt. Spanien und Belgien fordern gar eine genaue Prüfung des Votings. Auch, dass es überhaupt so eine Kluft zwischen Jury und Publikum geben kann, beschäftigt viele. ESC-Direktor Martin Green kündigt „intensive Gespräche“ mit den Sendeanstalten an.

Auch bei JJ sorgt der Modus für Kopfschütteln. „Dieses Jahr war das alles sehr seltsam“, meint der Wiener Opernsänger gegenüber El País. Auch er wünscht sich mehr Transparenz. Es müsse deutlich klarer sein, wie die Stimmen zustande kommen.

Zensurvorwurf: Versteckte Regenbogenflagge am Finalabend

Noch ein Punkt stößt JJ sauer auf: der Umgang mit queeren Symbolen beim ESC. Die Bühne von Eurovision hätte für ihn auch eine Plattform sein sollen, um die Rechte der LGBTQ+-Community zu stärken. Doch stattdessen erlebte er Zensur am eigenen Leib. „Ich habe versucht, eine Regenbogenflagge auf die Bühne zu schmuggeln. Ich hatte sie in der Hosentasche versteckt – aber jemand hat's gesehen“, verrät er gegenüber El País. Kurz vor seinem Auftritt wurde er gestoppt. Europa werde konservativer, fürchtet der queere Sänger. „Europa geht rückwärts“, warnt er.

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