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Porträtfotos von Dominik Nepp und Laura Sachslehner, in einer Collage nebeneinander gestellt
Sachslehner zeigt sich von Nepps Angebot bislang wenig angetan.
Sachslehner zeigt sich von Nepps Angebot bislang wenig angetan.
EVA MANHART / APA / picturedesk.com | Martin Juen / SEPA.Media / picturedesk.com

Parteiwechsel: Nepp bietet Sachslehner politisches Asyl

15.11.2022 um 07:22, Stefanie Hermann
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Wiens FPÖ-Landeschef Dominik Nepp hat einen bemerkenswerten Brief an Ex-ÖVP-Generalsekretärin Laura Sachslehner geschrieben - und will sie damit ins blaue Boot holen.

Der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp zeigt sich vom Vorschlag seiner Wiener Gemeinderatskollegin und Ex-ÖVP-Generalsekretärin Laura Sachslehner äußerst angetan - und bietet ihr prompt den durchaus ernstgemeinten Parteiwechsel an.

Sachslehners Sinneswandel

Die Sache ins Laufen gebracht hat Sachslehners Vorschlag, die Wiener GIS-Landesabgabe zu streichen. "Dein plötzlicher Sinneswandel ist bemerkenswert, denn du selbst und deine Partei haben einen Antrag der FPÖ auf Streichung der Wiener Landesabgabe im Oktober 2021 und zuletzt am 23.9.2022 – also erst vor wenigen Wochen – abgelehnt", wendet sich Nepp in einem offenen Brief an Sachslehner.

Nepp ortet Widersprüchlichkeit

Schnell wird klar: Sachslehners Vorstoß sorgt bei Nepp für Irritation. Immerhin stehe ihre Forderung konträr zu ihrem Abstimmungsverhalten. "Es ist ja eh ein bissl mutig von dir, Forderungen der FPÖ zu kopieren und diese medial zu thematisieren. Im Gemeinderat diese selbst erhobenen Verlangen jedoch abzulehnen oder bei der Abstimmung hastig aus dem Saal zu eilen, um nicht mitstimmen zu müssen, ist pure Feigheit", findet er harte Worte.

Sachslehner sitzt zwischen den Stühlen

Angesichts der Parteilage, äußert er aber durchaus Verständnis für Sachsleheners  widersprüchliches Verhalten. Der Flurfunk in den Rathausgänge ließe wissen: Sowohl dem Wiener ÖVP-Parteichef Karl Mahrer als auch dem Klubobmann im Parlament Markus Wölbitsch würden die "regelmäßigen medialen Störfeuer missfallen".  Zur Erinnerung: Bereits in ihrer Funktion als Generalsekretärin der ÖVP hielt Sachslehner mit ihrer Meinung alles andere als hinter dem Berg. Regelmäßig eckte sie mit dem grünen Koaltionspartner an - sehr zum Missfallen der eigenen Partei. Auch auf diesen Umstand bezieht sich Nepp: "Ich verstehe, wenn du mit dieser Situation unzufrieden bist, aber ich kann dir versichern, es wird sich bei der ÖVP nichts ändern, weil sich dein Bundeskanzler Nehammer den Grünen mit Haut und Haaren ausgeliefert hat."

Zickzack-Kurs kostet Kraft und Glaubwürdigkeit

Die offene Kritik am Koalitionskurs kostete Sachslehner zuletzt sogar ihr Amt als Generalsekretärin. In einer Brandrede warf sie im September letztlich frustriert das Handtuch. Den Asylkurs der Regierung konnte und wollte die Wienerin nicht mitragen. Dass sie immer wieder gegen ihre Überzeugungen handeln müsse, würde sie Glaubwürdigkeit kosten, ist Nepp überzeugt. "Wenn du konsequent sein und ernstgenommen werden möchtest, wirst du einen Ausweg aus dieser vertrackten Situation finden müssen."

Nepp bietet Ausweg an

Aber zum Glück kennt Nepp auch schon den Ausweg. Er verweist auf drei prominente, abtrünnige Ex-ÖVPler. "Ich erinnere dich an Wolfgang Aigner, Ursula Stenzel oder Wolfgang Kieslich. Sie haben sich in der ÖVP in einer ähnlichen Lage wie du befunden und haben als Konsequenz einen klaren Schnitt gemacht, den sie niemals bereut haben. Es steht dir frei, auch selbst diesen Schritt zu setzen."

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