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Markus Marterbauer in Anzug und Krawatte vor neutralem Hintergrund, daneben ein Einkaufswagen voller Lebensmittel und ein roter Preisanstiegs-Pfeil.
Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) will mit Preiseingriffen gegen die stark gestiegenen Lebensmittelpreise vorgehen.
Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) will mit Preiseingriffen gegen die stark gestiegenen Lebensmittelpreise vorgehen.
Olekcii Mach / iStock; ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com

Lebensmittel zu teuer: Marterbauer will Preise regulieren

05.08.2025 um 08:01, Stefanie Hermann
3 min read
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Österreichs Inflation liegt über dem EU-Schnitt. Besonders die hohen Preise für Lebensmittel sind für Haushalte spürbar. Marterbauer will eingreifen.

Die Teuerung macht den Menschen in Österreich weiter schwer zu schaffen. Besonders beim Wocheneinkauf muss im Supermarkt immer tiefer ins Börserl gegriffen werden. Im Juni 2025 lag die Lebensmittelinflation bei 4,7 Prozent, seit September 2021 sind die Preise für die 40 günstigsten Produkte laut AK-Preismonitor im Schnitt um satte 53 Prozent gestiegen. Besonders betroffen: Penne-Nudeln (+97  Prozent), Bohnenkaffee (+88  Prozent), Orangensaft (+162 Prozent) und Grundnahrungsmittel wie Brot und Milch (+23–38  Prozent). Auch Eigenmarken verteuerten sich um bis zu 144  Prozent. Jetzt lässt Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) im Interview mit den Salzburger Nachrichten aufhorchen. Er kann sich Preiseingriffe als Gegenmaßnahme vorstellen.

„Wir haben massive Probleme“

„Die Inflation bereitet mir große Sorgen. Der Abstand zur Eurozone ist wieder auf 1,5 Prozentpunkte gestiegen", sagt Marterbauer. Im Interview mit den Salzburger Nachrichten spricht Marterbauer offen über die wirtschaftliche Lage: Die Inflation liege mit 3,5 Prozent deutlich über dem EU-Schnitt, die Arbeitslosigkeit steigt weiter, zuletzt auf 3,5 Prozent. Besonders besorgniserregend sei der Preisauftrieb bei Energie, Gastronomie und eben Lebensmitteln.

Spanisches Vorbild für österreichische Preisbremse

Marterbauer verweist auf andere Länder, die die Krise besser gemeistert hätten. „Die, die erfolgreich waren – wie die Spanier –, haben in Preise eingegriffen“, so der 60-jährige Sozialdemokrat. Solche Eingriffe seien „zentral in einer Teuerungskrise, die von der Kostenseite kommt“. 

Die Regierung in Madrid hat im Jänner 2023 die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel wie Brot, Milch, Obst und Gemüse gestrichen und sie bei Produkten wie Öl und Teigwaren von zehn auf fünf Prozent gesenkt. Zusätzlich wurden Verhandlungen mit Supermarktketten über einen günstigen Warenkorb mit Fixpreisen geführt. Dabei handelte es sich allerdings um eine freiwillige Selbstverpflichtung, keinen gesetzlicher Preisdeckel. Begleitet wurden die Maßnahmen durch einmalige Direktzahlungen an einkommensschwache Haushalte. Die Teuerung bei Lebensmitteln konnte so deutlich stärker gebremst werden als etwa in Österreich.

Konkrete Pläne oder Modelle für einen Preisdeckel in Österreich gibt es derzeit zwar nicht, aber „wir werden darüber diskutieren müssen”, betont Marterbauer. „Da dürfen die Preise nicht in diesem Ausmaß steigen, sonst müssen wir überlegen, wie wir eingreifen.“

Koalitionspartner als Stolperstein?

Ob sich ein solches Eingreifen mit den liberalen Koalitionspartnern ÖVP und NEOS umsetzen lässt, ist fraglich. Dennoch gibt sich Marterbauer optimistisch: Immerhin seien bereits gemeinsam Mietpreise reguliert worden, sogar für Wohnungen mit eigentlich freien Mietverträgen. Auch ein Sozialtarif beim Strom wurde eingeführt. „Wer hätte gedacht, dass mit NEOS und ÖVP so umfangreiche Mietpreiseingriffe durchsetzbar sind“, meinte er dazu rückblickend.

Teuerung trifft vor allem die Schwächsten

Problematisch sei die Situation vor allem für die unteren Einkommensgruppen, für die der Leidensdruck weiter wachse, so Marterbauer. Genau deshalb könne man Preissteigerungen nicht einfach hinnehmen. In seiner früheren Rolle als AK-Chefökonom kritisierte Marterbauer wiederholt, dass Österreich zu zögerlich sei bei der Bekämpfung von Übergewinnen im Energie- oder Mietsektor. Immer wieder forderte auch hier Preisdeckel bei Strom und Gas.

Keine Lösung ohne soziale Gerechtigkeit

Neben dem Kampf gegen die Inflation bleibt aber weiterhin die Budgetsanierung Hauptthema. 15 Milliarden Euro müssen bis 2026 eingespart werden. Trotz ambitionierter Konsolidierungspläne fordert Marterbauer eine faire Lastenverteilung, unter anderem durch höhere Abgaben auf Vermögen, Banken und Energieunternehmen. Investitionen in Bildung, Gesundheit und Infrastruktur sollen Vorrang vor bloßem Defizitabbau haben. „Budgetsanierung allein reicht uns nicht“, betont er erneut – auch mit Blick auf Klimaziele und Beschäftigung.

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