Rechnungshof alarmiert: 370 Jahre Schulden
Wien trägt schwer an seinen Schulden. Ein neuer Bericht des Stadtrechnungshofes zeigt, dass die Bundeshauptstadt rechnerisch knapp 370 Jahre bräuchte, um ihren Finanzberg abzubauen. Selbst ohne Pensionsrückstellungen bleibt eine Belastung über acht Jahrzehnte. Die Finanzlage verschlechtert sich trotz hoher Investitionen weiter.
Schuldenrekord und Verschuldungsdauer
Die Finanzschulden der Stadt betragen 11,94 Milliarden Euro. Das sind um 1,77 Milliarden mehr als im Jahr davor. Laut Bericht liegt die Verschuldungsdauer bei 369,72 Jahren. Ohne Pensionsrückstellungen ergibt sich ein rechnerischer Zeitraum von 80,56 Jahren. Der Wert übertrifft alle bisherigen Vergleichsjahre.
Im Finanzjahr 2024 standen Einzahlungen von 17,11 Milliarden Euro Auszahlungen von 18,88 Milliarden gegenüber. Der Nettofinanzierungssaldo beträgt –1,77 Milliarden Euro. Damit verschlechterte sich die Haushaltslage trotz leicht höherer Einnahmen. Die Stadt nahm mehr Geld auf, um laufende Verpflichtungen und Investitionen zu decken.
Das Vermögen des Kernhaushalts erhöhte sich auf 37,81 Milliarden Euro. Der Stadtrechnungshof erklärt den Zuwachs mit Wertsteigerungen bei Beteiligungen und Sachanlagen. Die größte Beteiligung betrifft die Wiener Stadtwerke GmbH mit 8,93 Milliarden Euro.
Pensionen und Personalkosten
Die Pensionsrückstellungen bleiben mit 43,38 Milliarden Euro der größte Posten. Davon entfallen 22,67 Milliarden auf den Magistrat, der Rest auf den Gesundheitsverbund, die Wiener Linien und andere Einrichtungen. Ende 2024 bezog Wien 42.373 ehemalige Beamtinnen und Beamte. Das sind 470 mehr als im Jahr davor.
Das faktische Pensionsantrittsalter liegt zwischen 60,33 und 61,01 Jahren. Damit bleibt Wien deutlich unter dem Regelpensionsalter von 65 Jahren. Die Personal- und Pensionsauszahlungen beliefen sich auf 5,95 Milliarden Euro. Der Personalstand stieg um 620 Vollzeitkräfte, vor allem in Bildung, Verwaltung und Kindergärten.
Reaktion aus dem Rathaus
Finanzstadträtin Barbara Novak (SPÖ) bezeichnet die 370 Jahre gegenüber der Tageszeitung Heute als „rein technischen und fiktiven Rechenwert“. Die Zahl blende zukünftige Entwicklungen aus und habe „überhaupt keine Aussagekraft über die reale Finanzkraft Wiens“.
Die Stadt sei „voll zahlungsfähig“ und verfüge Ende 2024 über ein Vermögen von 37,8 Milliarden Euro, so Novak. Wien verfolge weiter einen „konsequenten Konsolidierungspfad“ und investiere gezielt in Gesundheit, Bildung und Wohnen.
Der Stadtrechnungshof mahnt dennoch zur Vorsicht. Das Ziel einer mehrjährigen Finanzplanung sei nicht erreicht worden. Die Prüfer sehen einen deutlichen Konsolidierungsbedarf, um den wachsenden Ausgaben zu begegnen.
Quellen und weiterführende Informationen
- Stadtrechnungshof Wien: Prüfungsbericht zum Rechnungsabschluss 2024