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Logo des Arbeitsmarktservice (AMS) auf einem Gebäudedach vor blauem Himmel, das rote S am rechten Rand leuchtet.
Das AMS verzeichnet im Mai 2025 erneut einen Anstieg der Arbeitslosenzahlen in Österreich.
Das AMS verzeichnet im Mai 2025 erneut einen Anstieg der Arbeitslosenzahlen in Österreich.
Weingartner-Foto / picturedesk.com

Arbeitslosenzahlen steigen weiter

02.06.2025 um 11:24, Stefanie Hermann
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Österreichs Arbeitslosigkeit steigt: Über 375.000 Menschen sind ohne Job oder in Schulung. Experten erwarten keine rasche Entspannung der Lage.

Vom Arbeitsmarkt gibt es weiter keine positiven Neuigkeiten. Das Arbeitsmarktservice (AMS) meldet für Ende Mai einen Anstieg der Arbeitslosenzahlen: 375.347 Personen waren in Österreich arbeitslos gemeldet oder in Schulungen. Das bedeutet einen Zuwachs von 6,9 Prozent beziehungsweise 24.196 Personen im Vergleich zum Vorjahresmonat. Hauptgrund dafür bleibt die anhaltende Wirtschaftsflaute, die sich quer durch alle Bundesländer und Branchen bemerkbar macht.

Arbeitslosenzahlen steigen kontinuierlich

Die Entwicklung ist kein kurzfristiger Ausreißer. Seit April 2023 steigen die Arbeitslosenzahlen kontinuierlich. Wirtschaftsforscher von Wifo und IHS rechnen heuer mit einem dritten Rezessionsjahr und einer weiteren Verschlechterung. „Solange wir kein substanzielles Wachstum haben, wird die Arbeitslosigkeit bei steigendem Arbeitskräfteangebot nicht sinken", fasst AMS-Vorstand Johannes Kopf die Lage zusammen.

Zwar bleibt die Zahl der unselbstständigen Beschäftigungsverhältnisse laut aktueller Prognose mit einem leichten Plus von 2.000 auf rund vier Millionen in Summe stabil. Ausreichend, um den Anstieg der Arbeitslosigkeit zu bremsen, ist es aber nicht.

Solange wir kein Wachstum haben wird die Arbeitslosigkeit bei steigendem Arbeitskräfteangebot nicht sinken. #Arbeitsmarkt Ende 5/25 im Vergleich zu 5/24 #AMS al Pers: 296.140/+23.143/+8,5% in Schulung: 79.207/1.053/+1,3% Summe: 375.347/+24.196/+6,9% Alle Details: www.ams.at/content/dam/...

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— Johannes Kopf (@johanneskopf.at) 2. Juni 2025 um 10:01

Industrie und Handel am stärksten betroffen

Besonders betroffen vom Anstieg sind derzeit die Industrie und der Handel. In der Warenherstellung und Industrie kletterte die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr um 13,8 Prozent, im Gesundheits- und Sozialwesen um 12 Prozent und im Handel um 9,3 Prozent. Etwas moderater fiel der Anstieg im Verkehr und Lagerwesen (+6,8 Prozent) sowie in der Gastronomie und Beherbergung (+6,5 Prozent) aus. Kaum verändert zeigten sich hingegen die Zahlen im Bauwesen (+0,1 Prozent) und in der Arbeitskräfteüberlassung (+0,3 Prozent). Regional betrachtet verzeichnete Oberösterreich mit +13,8 Prozent den höchsten Zuwachs an Arbeitslosen und Schulungsteilnehmern, gefolgt von Salzburg (+12,3 Prozent), Vorarlberg (+9,9 Prozent) und Tirol (+9,8 Prozent). Wien liegt mit +4,8 Prozent im unteren Bereich der Vergleichstabelle.

Arbeitslosigkeit im Alter

Gleichzeitig wächst auch die Zahl der Personen in AMS-Schulungen. Im Mai waren österreichweit 79.207 Menschen in Schulungsmaßnahmen (+6,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Die Zahl der Lehrstellensuchenden unter 25 Jahren stieg um 17,8 Prozent.

Ein großes Problem bleibt die hohe Arbeitslosigkeit älterer Menschen. Im Mai waren rund 100.100 Personen über 50 Jahre arbeitslos oder in Schulung – ein Plus von 7,2 Prozent. AK-Präsidentin Renate Anderl warnt: „Das ist besonders problematisch, weil die Dauer der Arbeitslosigkeit mit dem Alter zunimmt und ältere Arbeitsuchende stärker von Langzeitbeschäftigungslosigkeit betroffen sind.“ Bereits jetzt gehen zwei von fünf älteren Arbeitslosen direkt in Pension. Anderl fordert daher grundlegende Veränderungen: „Ältere haben vielfach geringere Chancen auf eine schnelle Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt. Hier muss sich etwas grundlegend verändern.“

AK mahnt Maßnahmen ein

Aus Sicht der Arbeiterkammer sind verstärkte Maßnahmen dringend notwendig, um vor allem älteren Arbeitssuchenden bessere Chancen zu geben. Anderl mahnt: „Auch die besten arbeitsmarktpolitischen Instrumente und Förderungen nützen wenig, wenn Betriebe älteren Arbeitssuchenden keine Chancen bieten.“ Arbeitsministerin Korinna Schumann verweist auf Programme wie die geplante „Aktion 55Plus“, die ab 2026 starten soll: „Wir investieren konkret in Programme, die älteren Menschen nicht nur Arbeit geben, sondern auch eine Perspektive und soziale Teilhabe ermöglichen. Damit stärken wir die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt gleichermaßen.“ Gleichzeitig betont Schumann: „Der Trend bei der Beschäftigung von Arbeitskräften 50+ geht in die richtige Richtung, obwohl wir noch lange nicht dort sind, wo wir hinmöchten.“

Blick in die Bundeshauptstadt

Zwar verzeichnet Wien aktuell eine geringere Dynamik im Anstieg der Arbeitslosigkeit als noch im Vorjahr. „Der Anstieg im Mai ist der geringste seit fast zwei Jahren“, so AMS-Wien-Chef Winfried Göschl. Mit einer echten Tendenzwende rechnet man aber auch in der Bundeshauptstadt vorerst nicht. Stattdessen richtet Wien vor allem eine klare Aufforderung an jene Jugendliche, die demnächst auf der Suche nach einer Lehrstelle sind. „Bitte kommt jetzt zum AMS! Jede Woche, die weiter zugewartet wird, verschlechtert die Chance auf eine gute Lehrstelle", so Göschl.

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