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Hand greift Zapfpistole für Natural 95 Plus an Tankstelle, Symbolfoto zum Konkurs des Unternehmens Stiglechner.
Die Stiglechner Tankstellen GmbH muss Konkurs anmelden.
Die Stiglechner Tankstellen GmbH muss Konkurs anmelden.
Tatiana Dyuvbanova / iStock

Millionenpleite: Linzer Tankstellenbetreiber ist bankrott

05.12.2025 um 07:32, Stefanie Hermann
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Das Linzer Familienunternehmen Stiglechner mit 140 Tankstellen ist insolvent. 640 Jobs stehen auf dem Spiel. Das Sanierungsverfahren wurde in Linz beantragt.

Das Linzer Familienunternehmen Stiglechner, das in ganz Österreich rund 140 Tankstellen betreibt, hat Insolvenz angemeldet. Betroffen sind die Julius Stiglechner GmbH und die Stiglechner Tankstellen GmbH. Insgesamt stehen 640 Arbeitsplätze auf dem Spiel. Beide Gesellschaften haben am 5. Dezember beim Landesgericht Linz ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt.

Stiglechner meldet Insolvenz an

Nach Angaben des Kreditschutzverbands KSV1870 belaufen sich die Verbindlichkeiten auf insgesamt knapp 188 Millionen Euro, davon 166 Millionen bei der Julius Stiglechner GmbH und rund 22 Millionen bei der Stiglechner Tankstellen GmbH. Eine Vermögensübersicht wird noch erstellt.

Hohe Schulden, sinkende Margen

Im Jahr 2024 hat die Julius Stiglechner GmbH bei einem Umsatz von 465,5 Millionen Euro einen Verlust von 9,2 Millionen Euro verzeichnet, im Jahr davor waren es sogar minus 20,7 Millionen Euro. Die Schulden stiegen im selben Zeitraum um rund zehn Millionen Euro auf 154,6 Millionen Euro an.

Vergebliche Sanierungsversuche

Seit 2024 versuchte die Geschäftsführung – bestehend aus Dr. Elsa Dutzler-Stiglechner und dem Sanierungsexperten Martin Roy – gemeinsam mit den Banken eine Restrukturierung. Diese ist jetzt jedoch endgültig gescheitert. „Nach sorgfältiger Prüfung aller wirtschaftlichen Optionen musste festgestellt werden, dass eine Fortführung des Geschäftsbetriebs nicht mehr möglich ist“, teilte das Unternehmen mit.

Ursachen: Preisverfall und hohe Zinsen

Laut den Insolvenzanträgen führte eine Kombination mehrerer Faktoren zur Zahlungsunfähigkeit: geringe Margen beim Treibstoffverkauf, ausgelöst durch die Entwicklung des Ölpreises infolge des Ukraine-Krieges, hohe Finanzierungskosten wegen steigender Zinsen sowie die Auswirkungen der Corona-Krise. „Durch die Auswirkungen der Coronakrise kam es zu starken Absatzeinbrüchen, zusätzlich erfolgten mit der hohen Inflation und dem Ölpreisverfall auch unvorhergesehene Preissteigerungen“, heißt es in der Unternehmensmitteilung.

Sanierungsplan und nächste Schritte

Beide Gesellschaften bieten ihren rund 270 Gläubigern eine Sanierungsquote von 20 Prozent binnen 24 Monaten an. Ob der Betrieb zumindest vorübergehend weitergeführt wird, soll sich in den kommenden Tagen zeigen.

„Der einzusetzende Insolvenzverwalter wird prüfen, ob eine Fortführung und nachhaltige Sanierung der Unternehmen möglich ist“, erklärte Petra Wögerbauer vom KSV1870.

Ein Jahrhundert Firmengeschichte

Die Wurzeln des Unternehmens reichen bis ins Jahr 1923 zurück, als der Betrieb noch mit Holz und Kohle handelte. Seit Jahrzehnten ist Stiglechner im Mineralölgeschäft tätig. Unter den Marken IQ, bp, Shell und Eni betrieb die Gruppe zuletzt Tankstellen im gesamten Bundesgebiet.

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