Papstwahl: ER ist der Favorit
Nach dem Tod von Papst Franziskus am Ostermontag wird im Vatikan ein neuer Papst gewählt. Am 7. Mai treten die 133 wahlberechtigten Kardinäle zusammen, um den neuen Pontifex zu bestimmen. Die Spannung ist groß, die Erwartungen ebenso. Nicht nur Gläubige weltweit, sondern auch Politik, Medien und Wissenschaft blicken gespannt auf die Wahl, die Gesicht und Ausrichtung der katholischen Kirche für die kommenden Jahre prägen wird.
Spekulationen zu Lebzeiten
Bereits vor dem Tod von Papst Franziskus gab es intensive Debatten über seine Nachfolge. Franziskus' Kurs mit Fokus auf soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz, den synodalen Prozess und eine dezentralisierte Kirche hat das Profil der Kirche deutlich verändert. Besonders bei Themen wie dem Umgang mit Missbrauchsfällen, der Frauenfrage oder der Rolle von Laien hat Franziskus neue, teils umstrittene Wege eingeschlagen. Die Kardinäle stehen nun vor der Frage: Soll dieser Weg fortgesetzt oder ein konservativerer Kurs eingeschlagen werden? Innerhalb des Kollegiums ist die Meinung alles andere als einhellig.
Die Favoriten
Die Wählergruppen teilen sich im Wesentlichen in ein traditionelles und ein progressives Lager. Für die Wahl werden einige Namen immer wieder als Favoriten genannt. Das sind die aussichtsreichsten "Papabili".
Pietro Parolin (Italien)
Der Staatssekretär des Vatikans gilt als Verwaltungsprofi mit großem diplomatischem Geschick. Seine lange Erfahrung in internationalen Angelegenheiten, insbesondere mit China und der Ukraine, macht ihn zu einem Kandidaten mit globaler Ausstrahlung. Parolin wird als Vermittler angesehen, der zwischen konservativen und reformfreudigen Lagern Brücken bauen kann.
Luis Antonio Tagle (Philippinen)
Der sympathische Asiate und Vertreter des globalen Südens gilt als franziskusnah, jugendlich und kommunikativ. Seine Popularität in Asien ist ein starkes Argument, ebenso wie seine theologischen Verdienste und seine warmherzige Persönlichkeit. Ein Papst aus Asien wäre ein Novum und ein deutliches Zeichen für eine weltweite Kirche.

Peter Turkson (Ghana)
Theologisch solide, kommunikativ, international vernetzt – und der erste afrikanische Papst? Turkson war lange Präfekt für integrale Entwicklung und wird für seine klare Haltung zu sozialen Fragen geschätzt. Wie Tagles Wahl wäre auch Turksons Wahl historisch. Und: Sie würde die wachsende Bedeutung Afrikas für die Weltkirche unterstreichen.
Jean-Claude Hollerich (Luxemburg)
Der Jesuit und Europa-Vertreter ist sprachgewandt, theologisch stark und hat die Synodenprozesse bislang maßgeblich mitgeprägt. Als Generalrelator der Weltsynode gilt er als intellektueller Vordenker des franziskanischen Kurses. Seine Wahl wäre ein Zeichen für Kontinuität bei gleichzeitiger europäischer Bodenhaftung.
Wahl und Wettquoten
Internationale Wettbüros sehen Parolin und Tagle vorne, gefolgt von Hollerich. Auch Turkson ist im Spiel. Nicht zu vergessen sind auch jene Kandidaten, die eher unter dem Radar von Medien und Öffentlichkeit schwimmen: Pierbattista Pizzaballa oder Matteo Zuppi haben auch von den hinteren Rängen aus Chancen.
Ein Ergebnis wird frühestens am Donnerstag erwartet. Sollte sich kein klarer Favorit herauskristallisieren, könnte sich das Konklave über mehrere Tage ziehen. Die ersten Wahlgänge gelten oft als Sondierung, bevor sich Mehrheiten formieren.
Schönborn als Option?
Italienische Medien spekulieren, dass es im Falle einer Nichteinigung zwischen den Lagern zu einem Kompromisskandidaten als "Übergangspapst" kommen könnte. Genannt wurde hier unter anderem der Name von Österreichs Kardinal Christoph Schönborn. Die Wahl des über 80-Jährigen, der selbst nicht mehr aktiv wahlberechtigt ist und seinen Rücktritt als Erzbischof eingereicht hat, gilt jedoch als eher unwahrscheinlich.