Prophezeiung: Hat Nostradamus Papst Franziskus' Tod vorausgesagt?
- Nostradamus: Mythos, Mystiker, Meister der Andeutungen
- Die Papst-Prophezeiung
- Malachias Prophezeiung
- Hinweise auf die Prophezeiung
- Prophezeiung ist unwahrscheinlich
Am Ostermontag, dem 21. April 2025, ist Papst Franziskus im Alter von 88 Jahren gestorben. Laut Vatikan war die Todesursache ein Schlaganfall, der zunächst zu einem Koma und schließlich zu einem „irreversiblen kardiokreislaufbedingten Zusammenbruch“ geführt hat. Erst einen Tag zuvor hatte das Oberhaupt der katholischen Kirche bei der Osterfeier auf dem Balkon des Petersdoms den traditionellen Urbi-et-Orbi-Segen erteilt.
Kaum waren die Trauerglocken verklungen, machten sich bereits erste Spekulationen breit. In den sozialen Medien mehren sich die Mutmaßungen – nicht nur über seinen Nachfolger, sondern auch über mögliche prophetische Hinweise auf seinen Tod. Im Zentrum steht dabei, wie könnte es anders sein, vor allem ein Name: Nostradamus. Hat ein Jahrhunderte alter Text diesen Tod wirklich vorhergesagt?
Nostradamus: Mythos, Mystiker, Meister der Andeutungen
Michel de Nostredame, besser bekannt als Nostradamus, war ein französischer Astrologe, Apotheker und Schriftsteller des 16. Jahrhunderts. Sein bekanntestes Werk, Les Prophéties, erschien 1555 und enthält 942 vierzeilige Verse. In den sogenannten „Quatrains“ sagt er (angeblich) bedeutende historische Ereignisse vorher.
Anhänger sind sich sicher: Der Mythiker hat unter anderem die Französische Revolution, den Aufstieg Hitlers, die Mondlandung und sogar die Corona-Pandemie vorhergesagt. Vor allem in Zeiten globaler Umbrüche haben Nostradamus' Verse bis heute nichts an Faszination eingebüßt.
Die Papst-Prophezeiung
Aktuell ist es vor allem eine Passage aus Les Prophéties, die für Aufregung sorgt. Diese lautet in einer vielzitierten Übersetzung:
„Durch den Tod eines sehr alten Papstes /
wird ein Römer guten Alters gewählt werden /
Von ihm wird man sagen, dass er seinen Sitz schwächt /
Doch lange wird er sitzen und in mörderischer Tätigkeit sein.“
Diese vier Zeilen werden nun mit dem Tod des immerhin 88-jährigen Papst Franziskus und der bevorstehenden Papstwahl in Verbindung gebracht. Franziskus war einer der ältesten amtierenden Päpste der Geschichte. Als ein möglicher Anwärter auf den Papststuhl wird unter anderem der Italiener Pietro Parolin, seines Zeichens Vatikan-Staatssekretär seit 2013, gehandelt. Aufgrund seiner Herkunft und seines Namens („Pietro“ = Peter) sehen manche in ihm den symbolischen „Römer“ der Verse.
Malachias Prophezeiung
Verstärkt wird die Diskussion durch eine weitere, aktuell vielzitierte Prophezeiung aus dem Mittelalter, die dem irischen Heiligen Malachias zugeschrieben wird. Auch dort taucht am Ende der Liste von 112 Päpsten ein „Petrus Romanus“ („Peter der Römer“) auf – und mit ihm das Ende der römischen Kirche. „Petrus Romanus“ soll in einer Zeit großer Drangsale regieren, sein Pontifikat mit der Zerstörung Roms und dem Jüngsten Gericht enden:
„Danach wird die siebenhügelige Stadt zerstört, und der furchtbare Richter wird das Volk richten. Das Ende.“
Hinweise auf die Prophezeiung
Dass unter den neun derzeit meistgenannten Papstanwärtern drei Männer mit dem Namen „Peter“ geführt werden, bietet den wilden Spekulationen perfekten Nährboden.
Ein weiterer Deutungsstrang dreht sich um den „schwarzen Papst“ – ein Begriff aus dem Reich der Verschwörungstheorien, der oft mit Papst Franziskus in Verbindung gebracht wird. Der Generalobere des Jesuitenordens trägt traditionell Schwarz und gilt als einflussreiche, aber nicht sichtbare Machtfigur im Vatikan. Weil Franziskus der erste Jesuit auf dem Papstthron war, sehen manche auch darin eine angeblich erfüllte Prophezeiung.
Prophezeiung ist unwahrscheinlich
Trotz der scheinbaren Passgenauigkeit einiger Verse ist Zurückhaltung angebracht. Zum einen fehlen den Prophezeiungen von Nostradamus konkrete Zeitangaben. Die oben zitierte Passage wird dem „56. Jahrzehnt“ im „fünften Jahrhundert“ seiner Visionen zugeschrieben. Rechnet man ab dem Veröffentlichungsjahr 1557, ergäbe das das Jahr 2113, nicht 2025.
Zum anderen zeigen wissenschaftliche Analysen, dass viele Verse höchstwahrscheinlich erst nachträglich eingefügt oder stark redaktionell bearbeitet wurden. Das trifft vor allem auf jene Ereignisse zu, die sich auf eine Zeit nach 1590 beziehen. Zudem sind die meisten Formulierungen so allgemein, dass sie praktischerweise auf eine Vielzahl historischer oder aktueller Figuren anwendbar sind.
Experten sehen in den Nostradamus-Deutungen daher vor allem eines: eine Projektion kollektiver Ängste und Hoffnungen. In Zeiten von Unsicherheit und Umbrüchen bietet die Idee, dass „alles schon vorherbestimmt“ sei, Orientierung. Tatsächlich sollte man die interpretationsoffenen Texte als das sehen, was sie sind: eine Art literarischer Rorschach-Test.