Neuer Papst: Leo XIV. im Porträt
Inhalt
- „Der Friede sei mit euch“: Erste Worte, klare Botschaft
- Ein Schüler Franziskus‘
- Von den USA nach Peru
- Machtposition in Rom, Verantwortung weltweit
- Leo XIV.: Name als klares Signal
Mit den Worten „Habemus Papam“ verkündete Kardinalprotodiakon Dominique Mamberti die Entscheidung des Konklaves: Kardinal Robert Francis Prevost ist zum neuen Papst gewählt worden. Um 19:23 ist der 69-Jährige unter dem Jubel Gläubiger auf die Loggia des Petersdoms getreten. Prevost ist der erste Papst aus den USA. Gewählt hat er den Namen Leo XIV. – eine klare Ansage.
„Der Friede sei mit euch“: Erste Worte, klare Botschaft
Schon mit seiner ersten Ansprache macht der neue Papst deutlich, wohin die Reise geht. Mit schlichten, auf Italienisch gesprochenen Worten wandte sich Leo XIV. an die wartende Menge: „Der Friede sei mit euch.“ Ruhig, aber bestimmt betonte er die Einheit der Kirche, die Bedeutung des Zuhörens. Mit Verweis auf den letzten Ostergruß von Papst Franziskus hat auch er den traditionellen Urbi-et-Orbi-Segen gespendet, mit dem er die Stadt und die Welt gesegnet hat.
Pope Leo XIV delivers his first Urbi et Orbi Apostolic Blessing from the balcony of St. Peter's Basilica.
The 69-year-old American, born Robert Francis Prevost, was elected as the 267th Pope on May 8 during the first full day of the conclave.
Read more: https://t.co/zMLupLMKzk pic.twitter.com/ZZTh1fxvLA— Vatican News (@VaticanNews) May 8, 2025
Ein Schüler Franziskus‘
Nicht nur der erste Auftritt hat stark an den am Ostermontag verblichenen Papst Franziskus erinnert.
Robert Prevost galt als enger Vertrauter von Papst Franziskus. Er wurde gleich mehrfach von ihm gefördert. 2015 wurde er zunächst zum Bischof von Chiclayo ernannt, 2023 von Franziskus zum Kardinal erhoben. Zuletzt wurde er zum Präfekten des Dikasteriums bestellt.
Prevost unterstützt den synodalen Weg. Er spricht sich konstant für eine barmherzige, dialogorientierte Kirche aus, was er auch in seiner ersten Rede deutlich gemacht hat. In der Vergangenheit hat er Papst Franziskus’ Bestrebungen überzeugend mitgetragen. Es darf erwartet werden, dass Papst Leo XIV. den Kurs seines Vorgängers fortsetzt.
Bevor er zum 267. Papst der Kirchengeschichte wurde, war Robert Francis Prevost einfach „Bobby“, ein aufgeweckter Junge aus Chicago mit einem tiefen Sinn für Rituale. Schon früh bastelte er sich aus dem Bügelbrett seiner Mutter und einem Tischtuch einen improvisierten Altar und spielte „Priester“. Die Messe im Wohnzimmer war kein Spiel, sondern Ausdruck eines frühen, ernsthaften Glaubens.
Seine Familie beschreibt ihn als ruhig, tiefgründig und hilfsbereit. In der Nachbarschaft galt er als einer, der lieber half als auffiel. In der Schule war er mathematisch begabt. Statt in hohe Ämter zog es ihn aber schon in frühen Jahren in den Orden; nicht wegen der Karriere, sondern aus Überzeugung.
Von den USA nach Peru
Zunächst verschlug es Prevost aber doch an die Uni. Sein Hintergrund ist akademisch fundiert: Vor seinem Eintritt in den Augustinerorden hat er einen Abschluss in Philosophie und Mathematik erlangt, nach dem Ablegen der ewigen Profess folgten Studien in Kirchenrecht und die Promotion in Theologie.
Prevosts Lebensweg führte ihn von Chicago nach Peru. Als Mitglied des Augustinerordens arbeitete er fast zwei Jahrzehnte als Missionar, Lehrer, Kirchenrechtler und Ausbilder junger Priester. Später wurde er Generalprior seines Ordens und Gerichtsvikar im Erzbistum Trujillo. Dort lebte er bescheiden, arbeitete eng mit benachteiligten Gemeinden zusammen und wurde schließlich peruanischer Staatsbürger.
Schließlich wurde Prevost Bischof von Chiclayo, in der Corona-Krise sogar als Apostolischer Administrator von Callao. 2023 wurde er zum Kardinal ernannt. Ob als Professor, Provinzial oder Präfekt: Prevosts Handschrift wird als geprägt von Pragmatismus, Geduld und Tiefe beschrieben.
Machtposition in Rom, Verantwortung weltweit
Für viele ist es überraschend gekommen, dass ausgerechnet ein US-Amerikaner neuester oberster Hirte der Katholiken werden soll. In der Vergangenheit galt das als ausgeschlossen. Zu groß wäre sonst die Machtkonzentration in den Vereinigten Staaten, so der Grundtenor. Das gehört jetzt der Vergangenheit an. Prevost, der neben der amerikanischen auch die peruanische Staatsbürgerschaft besitzt, ist in Nordamerika respektiert und in Lateinamerika tief verwurzelt. In der Kurie wird er sogar eher als Geistlicher aus Lateinamerika wahrgenommen.
International hat er sich unter seinen Kollegen einiges an Ansehen und Vertrauen erarbeiten können. Als Leiter der Bischofskongregation (mittlerweile Dikasterium für die Bischöfe) war Prevost zuletzt für alle Bischofsernennungen weltweit zuständig. Quasi als HR-Chef der Katholiken hat er das Gesicht der Kirche der Gegenwart und der Zukunft bereits maßgeblich mitgeprägt. Seine Entscheidungen galten als überlegt, sachlich und im Geist des Ausgleichs.
Leo XIV.: Name als klares Signal
Mit der Wahl von und der überaus schnellen Einigung auf Leo XIV. sendet die Kirche ein starkes Zeichen: Die geografische Herkunft ist zweitrangig, wenn Geist und Erfahrung stimmen. Prevost steht für eine Kirche mit globalem Blick. Die Nähe zur Weltkirche bringt er genauso mit wie tiefe Kenntnis der römischen Strukturen. Nicht nur mit seiner ersten Ansprache hat er ein klares Zeichen gesetzt, in welche Richtung er künftig gehen wird. Auch mit der Wahl seines Namens setzt der neue Papst ein klares Zeichen.
Namensvorgänger Leo XIII. (1878–1903) gilt als „Sozialpapst“: Mit seiner Enzyklika Rerum Novarum legte er den Grundstein für die katholische Soziallehre und brachte die Kirche in einen konstruktiven Dialog mit der modernen Welt. Bis heute wird er als Brückenbauer zwischen Tradition und Aufbruch gesehen.
Dass sich Robert F. Prevost nun diesen Namen gibt, darf als bewusstes Zeichen gelesen werden: für eine Kirche, die sich sozialen Fragen stellt, für Dialog statt Konfrontation und eine Fortführung des franziskanischen Reformkurses.