Grippevirus H3N2: So schlimm wird die Grippewelle
- Grippewelle in Österreich
- H3N2: Neue Grippe-Varianten
- Die Symptome der H3N2- und K-Grippe-Variante
- Wenn’s einen erwischt: Was wirklich hilft
- So schützt man sich vor der Grippe
- Impfung: Schutz kommt nach rund zehn Tagen
- Entwarnung frühestens im Februar
Während Corona- und RSV-Fälle derzeit rückläufig sind, bereitet sich das Gesundheitssystem auf den erwarteten Anstieg der Influenza-Infektionen vor. Virologinnen und Experten rechnen damit, dass die Grippewelle heuer deutlich früher startet als üblich. Der Blick auf Europas Infektionslage lässt keinen Zweifel: Österreich steht vor einer außergewöhnlich frühen Grippesaison. „In Großbritannien, Spanien und Portugal ist sie bereits im Laufen – bei uns dürfte es in zwei bis vier Wochen so weit sein“, erklärt Virologin Monika Redlberger-Fritz von der MedUni Wien gegenüber dem ORF.
Grippewelle in Österreich
Noch verzeichnet das Diagnostische Influenza-Netzwerk (DINOE) bzw. das SARI-Dashboard der AGES in der Kalenderwoche 46 nur vereinzelte Influenza-Fälle. Ein Anstieg wird in den kommenden Wochen erwartet. Offizielle Warnungen gibt es keine, die Behörden beobachten die Entwicklung aber bereits jetzt mit zunehmender Aufmerksamkeit. Laut Redlberger-Fritz könnte die Grippewelle diesmal rund vier Wochen früher einsetzen als in den vergangenen Jahren. Die Fachleute erwarten den Höhepunkt zwischen Dezember und Jänner. Im Vorjahr begann die Grippewelle erst um Weihnachten.
H3N2: Neue Grippe-Varianten
Zwei Virusvarianten machen heuer Sorgen: die K-Variante und der Influenza-A-Subtyp H3N2. Letzterer zeigt sieben genetische Veränderungen im Vergleich zum Impfstoffstamm und breitet sich in Großbritannien bereits rasch aus. „Das Virus ist hoch ansteckend, die Symptome bleiben aber typisch: hohes Fieber, plötzlicher Krankheitsbeginn, starkes Krankheitsgefühl, Husten, Kopf- und Gliederschmerzen“, so Redlberger-Fritz. Der britische Infektiologe Dr. Antonio Ho warnt im British Medical Journal, die Wirksamkeit der Impfung gegen diese Mutation könne „verringert“ sein.
Die Symptome der H3N2- und K-Grippe-Variante
Während die Erkältung meist mild verläuft, ist die echte Influenza deutlich aggressiver. Sie zwingt selbst gesunde Menschen für mehrere Tage ins Bett. Fachleute raten deshalb, die Symptome ernst zu nehmen und bei hohem Fieber oder anhaltender Schwäche ärztliche Hilfe zu suchen.
Die Grippe setzt in der Regel plötzlich ein, ohne die schleichende Entwicklung wie man sie von Erkältungen kennt. Typisch ist rasch steigendes Fieber, oft über 39 Grad, begleitet von heftigem Schüttelfrost und ausgeprägtem Krankheitsgefühl. Betroffene beschreiben, dass sie sich „von einer Stunde auf die andere völlig krank“ fühlen. Hinzu kommen starker Husten, Kopf- und Gliederschmerzen, manchmal auch Halsschmerzen, Heiserkeit oder Lichtempfindlichkeit. Vor allem bei Kindern können auch Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall dazukommen.
Die akute Krankheitsphase dauert meist fünf bis sieben Tage, Ermüdung und Schwäche können jedoch noch zwei Wochen oder länger anhalten. Wer die Grippe nicht richtig auskuriert, riskiert Komplikationen wie Lungenentzündungen, Herzmuskelentzündungen oder bakterielle Folgeinfektionen. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, chronisch Kranke und Personen mit geschwächtem Immunsystem.
Corona oder Grippe? Was die Symptome aussagen
Wenn’s einen erwischt: Was wirklich hilft
Wer sich infiziert, sollte den Körper nicht zusätzlich belasten. Empfohlen sind Bettruhe, viel Flüssigkeit und fiebersenkende Mittel. Sport und körperliche Anstrengung sollten unbedingt vermieden werden, solange Fieber oder Husten bestehen. Hausmittel wie Kräutertee und warme Wickel lindern die Beschwerden.
Ärztliche Hilfe ist vor allem dann nötig, wenn Beschwerden länger anhalten oder das Fieber über mehrere Tage steigt. Antivirale Medikamente kommen nur bei schweren Verläufen oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem zum Einsatz.
So schützt man sich vor der Grippe
Die Grippe ist nicht unaufhaltsam. Mit einfachen, konsequenten Maßnahmen und richtigem Vorbeugen kann das Risiko einer Ansteckung deutlich verringert werden.
Händewaschen
Gründliches Händewaschen mit warmem Wasser und Seife zählt zu den wirksamsten Schutzmaßnahmen überhaupt. Schon 20 Sekunden reichen, um die meisten Erreger zu beseitigen. Besonders wichtig: nach dem Heimkommen, vor dem Essen, nach dem Husten, Niesen oder Naseputzen. Wer unterwegs ist, sollte Desinfektionsmittel verwenden, vor allem nach Kontakt mit Türgriffen, Haltegriffen oder öffentlichen Oberflächen.
Menschenansammlungen meiden und Maske tragen
Grippeviren verbreiten sich rasch in Innenräumen wie öffentlichen Verkehrsmitteln, Einkaufszentren oder Großraumbüros. Wer größere Menschenmengen meidet oder in geschlossenen Räumen eine gut sitzende FFP2-Maske trägt, senkt das Risiko einer Ansteckung deutlich. Besonders in der Hauptsaison von Dezember bis Februar kann das Tragen einer Maske Infektionsketten wirksam unterbrechen.
Immunsystem stärken
Ein starkes Immunsystem hilft, Viren abzuwehren oder Krankheitsverläufe abzumildern. Ausreichend Schlaf, regelmäßige Bewegung an der frischen Luft und eine vitaminreiche Ernährung sind entscheidend. Frisches Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und ausreichend Flüssigkeit unterstützen die Abwehrkräfte. Auch Stressreduktion spielt eine Rolle. Dauerhafte Belastung schwächt die Immunabwehr messbar. Gute Ergebnisse werden auch mit erhöhter Gabe von Zink und Vitamin C erzielt.
Zusätzliche Hygiene-Regeln
Regelmäßiges Lüften von Innenräumen, Husten und Niesen in die Armbeuge und das Vermeiden von Händeschütteln senken die Ansteckungsgefahr zusätzlich. Wer krank ist, sollte zu Hause bleiben, um andere nicht zu gefährden. Grippeviren sind schon einen Tag vor dem Auftreten der Symptome übertragbar.
Impfen
Die jährliche Grippeimpfung bleibt laut Expertinnen die wichtigste Maßnahme.
Impfung: Schutz kommt nach rund zehn Tagen
Die Impfung schützt nicht immer vollständig vor einer Ansteckung, verhindert aber meist schwere Krankheitsverläufe, Krankenhausaufenthalte und Komplikationen. Besonders empfohlen ist sie für ältere Menschen, chronisch Kranke, Schwangere und Kinder ab sechs Monaten. Der Impfschutz baut sich innerhalb von rund zehn Tagen auf und hält die gesamte Saison über an.
Seit der Saison 2024/2025 ist die Grippeimpfung kostenlos und für alle ab sechs Monaten erhältlich. Sie kann beim Hausarzt, in Betrieben oder bei kommunalen Impfaktionen verabreicht werden. Der Impfschutz baut sich innerhalb von sieben bis zehn Tagen auf und erreicht die volle Wirkung nach etwa zwei Wochen.
Die in Europa verwendeten Impfstoffe enthalten heuer unter anderem die H3N2-Stämme A/Croatia/10136RV/2023 und A/District of Columbia/27/2023, die laut WHO den aktuell zirkulierenden Varianten am nächsten kommen.
Entwarnung frühestens im Februar
Die Grippewelle dürfte bis Februar oder März anhalten, bevor die Infektionszahlen langsam zurückgehen. Erst dann wird sich zeigen, wie stark Österreich tatsächlich getroffen wurde. Bis dahin heißt es: aufmerksam bleiben, Hände waschen, impfen – und gesund über den Winter kommen.
Quellen und weiterführende Informationen
- ORF Wien – Interview mit Monika Redlberger-Fritz (18.11.2025): Einschätzung der Virologin zur bevorstehenden Grippewelle und zur K-Variante.
- AGES – Influenza-Überwachung in Österreich (SARI-Dashboard): Aktuelle Meldungen zu Influenza-Fällen in Österreich, Kalenderwoche 46/2025.
- Medizinische Universität Wien – Zentrum für Virologie: Fachinformationen zu Influenza, Virusvarianten und Impfempfehlungen 2025/26.
- British Medical Journal – Bericht von Dr. Antonio Ho (Oktober 2025): Analyse zur H3N2-Mutation und deren Auswirkungen auf die Wirksamkeit der Impfung.
- WHO – Impfstoff-Empfehlung für die Grippesaison 2025/26: Offizielle Liste der empfohlenen Virus-Stämme (darunter A/Croatia/10136RV/2023 und A/District of Columbia/27/2023).