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Ekkehart Pichler, Geschäftsführer Martin Pichler Ziegelwerk
Ekkehart Pichler, Geschäftsführer Martin Pichler Ziegelwerk
Ekkehart Pichler, Geschäftsführer Martin Pichler Ziegelwerk
Pichler Ziegel

Auf Tradition kann man bauen

13.06.2025 um 09:17, Jürgen Philipp
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Seit 1780 werden in Aschach an der Donau ­Ziegel gefertigt. Ekkehart Pichler, Geschäftsführer von Martin Pichler Ziegelwerk, im Interview.

CHEFINFO: Es gibt zwei Ziegel­werke in Oberösterreich, die sich auf das Gründungsjahr 1780 berufen. Ein Zufall?
Ekkehart Pichler: Nein, das sind zwei eigenständige Unternehmen, haben aber dieselben Wurzeln. Der Landwirt Laurenz Pichler aus Aschach an der Donau fand auf seinem Grundstück Lehmvorkommen und meldete 1780 das Gewerbe einer Ziegelei an. 1952 wurde ein zweites Werk in Wels gegründet, das heute als redbloc firmiert. Die beiden Werke wurden, wie in Familienbetrieben nicht unüblich, durch Erbe später getrennt.

Die Geschichte des Ziegels geht auf 6.300 v. Chr. zurück – Ihr Unternehmen gibt es bereits seit 245 Jahren. Ist Tradition ein Teil der DNA des Baustoffes und seiner Produktion?
Pichler: Ziegel werden seit Jahrtausenden nach demselben Verfahren produziert. Die Maschinerie ist aber komplett anders, wir haben hochmoderne Produktionsanlagen samt Robotern. Es ist sicher nicht hinderlich, so viel Tradition zu haben. Meine Familie beschäftigt sich schon lange mit unserer Geschichte. Das bringt eine gewisse Verpflichtung mit sich und ist gleichzeitig ein Ansporn. Wir wissen, wie man mit bestimmten Ereignissen umgehen muss, wie etwa die momentane Bauflaute. Solche Phasen gibt es immer wieder. Bei einer solch langen Geschichte hat man schon vieles erlebt und daher denken wir nicht in Quartalszahlen, sondern immer langfristig. Dazu agieren wir seit jeher mit Kunden und Lieferanten auf Augenhöhe. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Nach­frage nach Baumaterial enorm. Meine Vorfahren haben geschaut, dass alle Baufirmen von uns bedient wurden. Baufirmen, die heute noch unsere Kunden sind.

Tradition und Innovation stehen erstaunlich oft in Zusammenhang. Ist das auch bei Ihnen so?
Pichler: Wir haben den Willen und die Verpflichtung, dass wir unser Produkt an die Anforderungen der Zeit anpassen. So haben wir vor einigen Jahren den Roll­mörtel entwickelt, der extrem gut am Markt ankommt. Oder das Doppelwandsystem, mit dem man auf Plastik als Wärmedämmung verzichten kann. Generell – und das ist meine absolute persönliche Überzeugung – setzen wir ganz bewusst auf natürliche, sprich mineralische Materialien. Wir verzichten gänzlich auf kunststoff- oder erdölbasierende Stoffe. Ich bin der Meinung, dass es nicht gut sein kann, unsere Häuser in Plastikfolien zu verpacken. Wir beschreiten daher ganz ­andere Wege, setzen etwa Granulat ein, dass wir zur vertikalen Wärmedämmung in die Ziegellochung einfüllen. Das hilft auch mit, die Umweltziele der EU zu erreichen. Ziegel ohne Wärme-Verbundsysteme ist auch für die Recyclingfähigkeit wichtig. Die gesamte Industrie forscht daher an Einsatzmöglichkeiten recycelter Ziegel, etwa als Granulat in der Landwirtschaft oder als Zementzusatz. Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, solange das Material nicht durch Kunststoffe verunreinigt ist.

Die Ziegelproduktion hat eine lange Vergan­genheit. Welche Rolle wird der Baustoff in Zukunft spielen?
Pichler: Solange gebaut wird, hat der Ziegel zu 100 Prozent Zukunft. Er vereint eine Menge wichtiger Eigenschaften: Wärmedämmung, Festigkeit, Unverwüstlichkeit und Katastrophensicherheit. Das Eferdinger Becken war vom letzten Jahrhunderthochwasser stark betroffen. Im Gegensatz zu anderen Bauweisen waren Ziegelbauten schnell wiederhergestellt, denn Ziegel können nass werden – wenn sie wieder trocknen, haben sie dieselben Eigenschaften wie vorher. 

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