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Ralf Rangnick
Rangnick bleibt ÖFB-Trainer.
Rangnick bleibt ÖFB-Trainer.
WERNER KERSCHBAUMMAYR / fotokerschi / picturedesk.com

Rangnick: Darum hat er den Bayern-Posten ausgeschlagen

05.05.2025 um 17:18, Marcel Toifl
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Ralf Rangnick hat dem FC Bayern abgesagt und bleibt Teamchef. Jetzt erklärt der Nationaltrainer, warum er trotz ÖFB-Streit im Amt bleibt.

Ralf Rangnick bleibt österreichischer Teamchef – und das ganz bewusst. Trotz eines lukrativen Angebots des FC Bayern und des verbandsinternen Streits hat sich der 66-Jährige entschieden, seine Mission mit dem ÖFB-Team fortzusetzen. Der Schweizer Tageszeitung "Blick" hat er die Beweggründe erklärt.

Absage an Bayern

Im Sommer 2024 galt Rangnick als Wunschlösung des FC Bayern. Ein kolportierter Dreijahresvertrag über rund 30 Millionen Euro stand im Raum. Dennoch hat er abgesagt. „Ich hatte eine schlaflose Nacht“, sagt Rangnick im Nachgang. Doch sein Entschluss steht fest: „Österreich war 28 Jahre bei keiner WM mehr dabei. Das will ich ändern.“

Dynamik in Österreich

Seit seiner Amtsübernahme im Jahr 2022 hat Rangnick das Nationalteam wachgerüttelt. Der Fußball ist schneller, das Spielsystem durchdachter, der Kader harmonischer. „Wir sind so eingeschworen, dass wir eher wie eine Klubmannschaft als ein Nationalteam funktionieren“, sagt er. Der Teamgeist sei enorm. Sein Motto: „MANNSCHAFFTALLES.“

Rangnicks Fußballschule

Die „Red Bull-Schule“ basiert auf Daten, Pressing, schnellem Umschaltspiel und Talenteentwicklung. „Man hat acht Sekunden Zeit, um einen verlorenen Ball zurückzuerobern – danach sinkt die Torwahrscheinlichkeit rapide“, erklärt Rangnick. Auch beim Nationalteam setzt er auf diese Prinzipien – und begeistert Spieler wie Christoph Baumgartner, der kürzlich nach nur sieben Sekunden das schnellste ÖFB-Tor der Geschichte erzielt hat.

Vom Amateurtrainer zum Visionär

Rangnick startete seine Trainerlaufbahn früh, machte mit 25 bereits die UEFA-Pro-Lizenz. Bekannt wurde er durch seinen Auftritt 1998 im ZDF-Sportstudio, wo er erstmals öffentlich die Viererkette erklärte, und zum „Fußballprofessor“ wurde. Es folgten Stationen in Ulm, Hannover, Stuttgart, Schalke und Hoffenheim. Letzteren führte er von der 3. Liga in die Bundesliga.

Teamführung mit Herz

Rangnick steht für Empathie und Wertschätzung. Vor der EM erhielt jeder ÖFB-Spieler ein persönliches Büchlein mit Fotos und Geschichten – als Zeichen der Anerkennung. „Solche Gesten bewegen Menschen“, sagt er. Auch ein Karabinerhaken mit Gravur war Teil der Teammotivation: „Wie beim Bergsteigen – einer muss sich auf den anderen verlassen können.“

Ausblick auf den Fußball

Für Rangnick wird künstliche Intelligenz künftig den Fußball stark beeinflussen: besonders bei Spielanalysen, Scouting und Taktik. Sorgen macht ihm jedoch der überfüllte Spielkalender: „Die Zitrone wird zu stark ausgepresst.“ Für den langfristigen Erfolg zählt für ihn nicht nur Talent: „Je weniger individuelle Klasse, desto wichtiger sind Teamspirit und Taktik.“

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