Schreiduell im Weißen Haus: Trump-Selenskyj-Treffen eskaliert
- Putins Schatten über Washington
- „Wenn Putin es will, wird er dich zerstören“
- Karten vom Tisch – Nerven am Limit
- Selenskyj bleibt standhaft
- Ein zäher Kompromiss
- Widersprüche in Trumps Aussagen
- Europäische Diplomaten alarmiert
- Neue Gespräche in Budapest geplant
Das Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj am vergangenen Freitag im Weißen Haus hat sich zu einem der lautstärksten diplomatischen Aufeinandertreffen der letzten Monate entwickelt. Wie die Financial Times berichtet, soll die Unterredung in einem regelrechten „Schreiduell“ geendet haben. Demnach flogen im Besprechungsraum nicht nur Worte, sondern auch Karten vom Tisch.
Putins Schatten über Washington
Nach Angaben von Insidern, auf die sich die FT beruft, hatte Trump nur wenige Stunden vor dem Treffen erneut mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin telefoniert. In dem Gespräch habe der Kreml-Chef erneut gefordert, die Ukraine solle die gesamte Donbass-Region an Russland abtreten. Nur so könne der Krieg beendet werden. Bei der Begegnung mit Selenskyj habe Trump Putins Formulierungen nahezu wörtlich übernommen – und die Forderung an den ukrainischen Präsidenten weitergegeben.
„Wenn Putin es will, wird er dich zerstören“
Mehrere Quellen berichten, Trump habe seinen Gast unter Druck gesetzt und ihm unverblümt gedroht. „Wenn Putin es will, wird er dich zerstören“, soll Trump laut einem europäischen Beamten gesagt haben. Auch seine Wortwahl soll der Situation entsprechend scharf gewesen sein. Insider sprachen von wiederholten Flüchen und einer lautstarken Auseinandersetzung, in der Trump mehrmals die Stimme erhoben habe. „Es war ziemlich übel“, wird ein Teilnehmer zitiert.
Karten vom Tisch – Nerven am Limit
Während des Treffens soll Trump nach Angaben der Financial Times Karten vom Tisch geworfen haben. „Diese rote Linie, ich weiß nicht einmal, wo das ist. Ich war noch nie dort“, habe er gesagt, als die ukrainische Seite versuchte, die aktuelle Frontlinie zu erklären. Mehrfach habe der US-Präsident betont, dass Russland den Krieg ohnehin gewonnen habe, und geäußert: „Ich glaube, 78 Prozent des Landes sind bereits von Russland eingenommen worden.“
Selenskyj bleibt standhaft
Selenskyj habe den Forderungen entschieden widersprochen. Nach Informationen von Reuters habe er klargemacht, dass die Ukraine kein Territorium aufgeben werde. Für Kiew sei der Donbass von strategischer und symbolischer Bedeutung. „Die Ukraine wird Terroristen niemals eine Belohnung für ihre Verbrechen gewähren“, erklärte Selenskyj später auf seinem Telegram-Kanal.
Ein zäher Kompromiss
Nach stundenlangen Gesprächen gelang es der ukrainischen Delegation schließlich, Trump von einer anderen Position zu überzeugen. Statt auf eine territoriale Abtretung pochte der US-Präsident zuletzt auf ein Einfrieren der aktuellen Frontlinie, was er anschließend vor Journalisten an Bord der Air Force One öffentlich bekräftigte. Russland und die Ukraine sollten „dort bleiben, wo sie jetzt sind“, sagte Trump und nannte eine weitere Einigung „sehr schwer auszuhandeln“.
Widersprüche in Trumps Aussagen
Auf Nachfrage eines Journalisten, ob er Selenskyj tatsächlich zur Aufgabe des Donbass gedrängt habe, antwortete Trump: „Nein.“ Gleichzeitig wiederholte er die Einschätzung, dass Russland bereits weite Teile der Region kontrolliere. Ein typisches Beispiel für Trumps widersprüchliche Außenpolitik: einerseits Druck auf Kiew, andererseits Betonung seiner Rolle als Friedensstifter.
Europäische Diplomaten alarmiert
In Brüssel und anderen europäischen Hauptstädten sorgt das Treffen für Unruhe. Diplomaten zeigen sich besorgt über Trumps Kurs. Ein europäischer Vertreter sagte der FT, Trump habe „Putins Argumentation fast vollständig übernommen“. Nach dem Treffen sei Selenskyj „sehr negativ“ gestimmt gewesen. Dennoch versuche man in Europa, „pragmatisch“ zu bleiben. Man hoffe, dass sich Washington nicht endgültig von Kiew abwende.
Neue Gespräche in Budapest geplant
Trump kündigte an, sich „sehr bald“ erneut mit Putin treffen zu wollen, diesmal in Budapest. Begleitet werden sollen die Gespräche von den Außenministern beider Länder, Marco Rubio und Sergej Lawrow. Während Trump auf eine diplomatische Lösung setzt, warnt Selenskyj davor, Russland zu viel Vertrauen zu schenken. „Mit Gesprächen ist Putin nicht zu stoppen“, so der ukrainische Präsident am Sonntagabend. „Es braucht Druck.“