Völlig radikalisiert: Kickl im Kreuzfeuer der Kritik
Das Sommergespräch mit Herbert Kickl ist für den ORF ein voller Erfolg. Bis zu 848.000 Zuseher verfolgten das von Susanne Schnabl geführte Interview. Für den FPÖ-Chef hagelt es hingegen Kritik von allen Seiten. Besonders die Regierungsparteien teilen ordentlich gegen den Freiheitlichen aus.
Einigkeit bei Regierungsparteien
"Herbert Kickl ist die größte Gefahr für die Sicherheit Österreichs", erklärt ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker am Dienstag in einer Aussendung. Kickls Haltung zur Identitären Bewegung (IB) würde laut Stocker zeigen, dass der FPÖ-Obmann ein Problem mit der Polizei und dem Verfassungsschutz haben würde. Kickl hatte die IB, die unter Beobachtung des Verfassungsschutz steht, mit NGOs wie Greenpeace oder Globl 200 verglichen. "Offenkundig ist der blaue Obmann so weit radikalisiert, dass er die Identitären nicht mehr als die Gefahr ansieht, die sie tatsächlich darstellen", so Stocker. Auch die Generalsekretärin der Grünen, Olga Voglauer, sparte nicht mit Kritik: "Die politischen Ansichten von Herbert Kickl und der FPÖ sind brandgefährlich für Österreich." Die Aussagen Kickls seien "eine skandalöse Verharmlosung der rechtsextremen und antidemokratischen Gruppierung, die zurecht unter Beobachtung des Verfassungsschutzes steht".
Kampagne geht weiter
ÖVP-Klubobmann August Wöginge bekrittelt an Kickl, dass dieser schon bei 23 Nationalratssitzungen gefehlt habe. "Wenn man so selten wie Herbert Kickl im Nationalrat mitwirkt, stellt sich mir die Frage, wie ehrlich er es aber wirklich mit dem Arbeiten für die Menschen in diesem Land meint", so Wöginger. Kurz darauf postete die Volkspartei auf X (ehemals Twitter) ein neues Sujet ihrer "Herbert, das ist nicht normal"-Kampagne.
NEOS orten "Ammenmärchen"
Die NEOS sehen die Forderung Kickls nach einer Senkung der Lohnnebenkosten als "Ammenmärchen". "Im türkis-blauen Regierungsprogramm wurde eine Senkung der Lohnnebenkosten großspurig angekündigt – allerdings nie umgesetzt. Die FPÖ hatte bereits die Chance, die Steuern auf Arbeit zu senken. Geliefert hat sie nicht. Das bekommt man, wenn Kickl in der Regierung sitzt: Große Versprechen, die sich als Unwahrheiten entpuppen", sagt NEOS-Wirtschafts- und Sozialsprecher Gerald Loacker.
SPÖ: "Kickl ist völlig blank"
Besonders scharfe Kritik am Sommergespräch des FPÖ-Chefs kommt von der SPÖ: "Kickl packelt mit Rechtsextremen, verhöhnt die Einsatzkräfte in Katastrophengebieten und ist völlig blank, wenn es um Verbesserungen für die Menschen in Österreich geht“, wird SPÖ-Bundesgeschäftsführer Klaus Seltenheim deutlich. Es sei außerdem "vollkommen absurd", dass Kickl sich als Vertreter der Arbeitnehmer hinstellt. "Die FPÖ hat in den unsäglichen schwarz-blauen Koalitionen gemeinsam mit der ÖVP die Rechte der Arbeitnehmer*innen beschnitten, den 12-Stunden-Tag eingeführt, die Krankenkassen zerschlagen und eiskalt die Pensionen gekürzt. Und sie würden es wieder tun. Schwarz-Blau bedeutet Sozialabbau, Pensionsraub und rechtsextreme 'Einzelfälle' am laufenden Band. Eine Neuauflage der Ibiza-Koalition wird die SPÖ mit aller Kraft verhindern", so Seltenheim.