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Martha Schultz am Redner-Pult bei einer Veranstaltung der WKÖ, sie übernimmt die Kammer interimistisch als Präsidentin
Martha Schultz wird interimistiche WKÖ-Präsidentin.
Martha Schultz wird interimistiche WKÖ-Präsidentin.
APA-Images / APA / EVA MANHART

Martha Schultz: Sie wird Mahrers Nachfolgerin

14.11.2025 um 16:08, Stefanie Hermann
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Martha Schultz übernimmt ab Samstag interimistisch die WKO-Spitze. Warum sie gewählt wurde und weshalb sie nach Harald Mahrer nur Kurzzeit-Chefin sein wird.

Martha Schultz übernimmt ab Samstag interimistisch den Vorsitz in der Wirtschaftskammer Österreich und tritt damit offiziell die Nachfolge des zurückgetretenen Harald Mahrer an. Bis zur Wahl einer neuen Präsidentin oder eines neuen Präsidenten führt Schultz die Geschäfte amtsführend. Neu gewählt werden soll am 27. November im Wirtschaftsparlament.

Nach Beratungen der Landespräsidentinnen und Landespräsidenten des Wirtschaftsbundes hat sich rasch abgezeichnet, dass Schultz als Übergangslösung infrage kommt. Karlheinz Kopf hat sie als „ideale Besetzung für die interimistische Führung“ bezeichnet und betont, dass „alle voll hinter ihr stehen“. Die Übergangsphase läuft nun an; intern geht man von einigen Wochen bis Monaten aus, bis eine endgültige Lösung feststeht.

Wer ist Martha Schultz?

Die 62-jährige Tirolerin kommt aus der Tourismusbranche und gilt in der Volkspartei als bestens vernetzt. Sie ist derzeit Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer und des Wirtschaftsbundes und bringt damit umfassende Erfahrung in der Kammerorganisation mit. Ihre bisherige Funktion als direkte Stellvertreterin Mahrers erleichtert ihr den Einstieg in die Interimsführung.

Aus einer Unternehmerfamilie stammend, hat Schultz gemeinsam mit ihrem Bruder die Schultz-Gruppe – einen touristischen Leitbetrieb mit Schwerpunkt auf Skigebieten, Hotellerie und Bergbahninfrastruktur – erfolgreich ausgebaut. Gerade in der Seilbahn- und Tourismuswirtschaft hat sie sich einen Namen gemacht, weil sie laufend in großen Investitions- und Strukturprojekten involviert ist und strategische Entscheidungen überregional vernetzt trifft.

Innerhalb der Kammerorganisation ist sie bekannt für ihren nüchternen Arbeitsstil und dafür, komplexe interne Kompromisse verhandeln zu können, ohne öffentlich laut aufzutreten. Auf persönlicher Ebene wird sie als integre, unaufgeregte und verlässliche Managerin dargestellt, der vor allem auch die Stärkung von Frauen in der Wirtschaft ein Anliegen ist. 

Karlheinz Kopf bezeichnet sie als „ideale Besetzung“ weil sie die Abläufe der Kammer kennt und zugleich nicht als polarisierende Figur wahrgenommen wird. Ihre Netzwerke innerhalb der ÖVP sind stabil, aber sie gilt nicht als jemand, der eigene Fraktionskämpfe befeuert; definitiv ein Plus in einer Organisation, die aktuell von internen Machtverschiebungen und Grabenkämpfen geprägt ist.

Zustimmung und Reformdruck

Aus Politik und Wirtschaft kommen heute wenig überraschend überwiegend positive Reaktionen auf die Ankündigung. Zeitgleich ist die Kammer stark angekratzt, der Reformdruck wächst. Die Industriellenvereinigung fordert weiterhin Beitragssenkungen und strukturelle Änderungen, während NEOS und Grüne Wirtschaft auf tiefgreifende Reformen drängen. Die politischen Linien bleiben klar erkennbar.

ÖVP-Chef Christian Stocker erwartet eine „rasche Neuaufstellung im Sinne der österreichischen Wirtschaft und des gesamten Staates“.

Warum Mahrer zurücktreten musste

Harald Mahrers Rücktritt war am Ende unausweichlich. Nach dem Kommunikationsdesaster rund um Gehaltserhöhungen von 4,2 Prozent für die Kammerbeschäftigten und deutlichen Steigerungen der Präsidiumsentschädigungen war der Unmut bei den Kammermitgliedern massiv. Dazu ist Kritik an seinen Mehrfachfunktionen und an der Kommunikation gekommen. Mehrere Landesorganisationen haben offen seinen Rücktritt verlangt; sein eigentlich starker Rückhalt in der ÖVP und im Wirtschaftsbund ist letztlich unter dem Druck zusammengebrochen.

Machtkampf in der WKÖ

Mit der Übergangsführung durch Schultz kehrt zwar kurzfristig etwas Ruhe ein, der Machtkampf in der Wirtschaftskammer ist damit aber keineswegs beendet. Die Bruchlinien zwischen Wirtschaftsbund und ÖAAB treten jetzt offen zutage. Die Übergangszeit bis zur endgültigen Wahl einer neuen Spitze birgt erhebliches Konfliktpotenzial, auch innerhalb der Volkspartei.

Die Macht- und Vertretungsstrukturen innerhalb der Kammer sorgen für anhaltende Spannungen. Große Mitgliedsbetriebe kritisieren seit Jahren, dass sie trotz ihrer unverhältnismäßig hohen finanziellen Beiträge nur begrenzt Einfluss auf Entscheidungen haben. „Ein Prozent der Betriebe zahlen 28 Prozent der Beiträge“, rechnet IV-Chef Georg Knill vor. Er fordert mehr Mitspracherechte für Großunternehmen und eine Reform des als „undurchschaubar“ geltenden Wahlrechts.

Reformdruck auf die Kammern

Der Reformdruck steigt auch deshalb, weil der Abgang Mahrers ein breites Misstrauen gegenüber der bisherigen Führungskultur sichtbar gemacht hat. Die Kombination aus hohen Entschädigungen, unklarer Kommunikation und Mehrfachfunktionen in Spitzenpositionen hat ein strukturelles Problem offengelegt: die mangelnde Kontrolle innerhalb der Kammerorganisation und die unzureichende Trennung zwischen Kammerinteressen und parteipolitischen Interessen des Wirtschaftsbundes.

In den Nachwehen rund um den Mahrer-Eklat steht das Kammer-System allgemein vor einer heiklen Phase. Forderungen nach Beitragssenkungen, einer neuen Bemessungsgrundlage und mehr Mitspracherecht für große Betriebe sind in den letzten Wochen deutlich lauter geworden.

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