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SPÖ-Chef Andreas Babler im Rahmen einer Pressekonferenz im Parlament
SPÖ-Chef Andreas Babler entwickelt sich zur neuen Sagengestalt der Innenpolitik.
SPÖ-Chef Andreas Babler entwickelt sich zur neuen Sagengestalt der Innenpolitik.
HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

Kommentar: Die Sage vom roten Reichenfresser

10.07.2023 um 12:36, Patrick Deutsch
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Die Diskussion um Vermögenssteuern spaltet nicht nur die Innenpolitik, sondern ist auch die neueste Geschichte im heimischen Sagen-Kanon.

Einst trug es sich zu, dass aus den tiefen Wäldern Traiskirchens ein Mann auf die politische Bühne trat, der den Reichsten im Land ihr Geld wegnehmen und es den Armen geben wollte. Doch der türkise Bischof, der blaue Ritter und der pinke Edelmann hatten etwas dagegen und machten der Bevölkerung Angst. Der rote Reichenfresser wolle allen Menschen ihr hart erarbeitetes Geld aus der Tasche ziehen. Doch die Bürger durschauten das Spiel und unterstützten den gerechten Roten bei seinem Beutezug und wählten ihn zu ihrem neuen Anführer. Was wie eine alte österreichische Sage aus der Löwelstraße anmutet, ist die aktuelle Mär, die man sich auf Österreichs Politbühne erzählt.

Sage oder Märchen?

Wie der diesjährige „Global Wealth Report“ zeigt, verfügen die Österreicher über ein Gesamtvermögen von rund 900 Milliarden Dollar. Die Untersuchung zeigt aber auch, dass sich der Reichtum hierzulande äußerst ungleich verteilt. Nur 335 Superreiche besitzen mehr als ein Drittel des Vermögens. Ein Grund, warum SPÖ-Chef Andreas Babler eine Vermögenssteuer fordert und diese auch zu einer Koalitionsbedingung macht. Bei ÖVP, FPÖ und NEOS hat das vor allem eines entfacht: panikartige Aufregung. Vor allem die Freiheitlichen versuchen den Wählern einzureden, dass es sich bei dem Vorstoß um eine Massen- bzw. Häuslbauersteuer handelt. Die Bevölkerung fürchtet sich aktuell weniger vor Vermögenssteuern. Eine SORA-Studie zeigt, dass zwei Drittel der Österreicher für eine solche Steuer sind. Ob sich die Sage vom roten Reichenfresser bewahrheitet, oder es sich doch nur um ein Märchen handelt, wird die Zukunft zeigen. Eines ist aber klar: Die Geschichte sorgt jetzt schon für Gänsehaut bei allen Beteiligten.

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