Hersteller laufen Sturm: EU will Kaffeekapseln verbieten
Wie die NZZ berichtet, sei das Verbot "weitgehend unbeachtet" von der Öffentlichkeit vorgeschlagen worden. Die neue EU-Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle legt fest, dass Verpackungen nur mehr dann genützt werden dürfen, wenn sie auch biologisch abbaubar sind. Besonders Hersteller von Kaffeekapseln, welche größtenteils aus Aluminium oder Kunststoff gefertigt sind, wären von dieser Verordnung betroffen.
Kleine Kapsel, große Auswirkung
Die NZZ rechnet vor, dass allein in der Schweiz pro Kopf rund 1.100 Tassen Kaffee getrunken werden. Auch hierzulande, wo etwa 30 bis 40 Prozent der Haushalte eine Kapsel-Kaffeemaschine besitzen, hätte ein Verbot große Auswirkungen. Vornehmlich geht es der EU um den CO2-Fußabdruck der Produkte. Interessant ist, dass neueren Forschungsergebnissen zufolge die Alu-Kapseln energietechnisch nicht schlechter sind als andere Zubereitungsarten. Ein Vergleich im "Journal of Industrial Ecology" zeigt, dass Kapseln die umweltfreundlichste Option bei der Kaffeezubereitung sind. Ein Paper von Forschern der Universität Quebec kommt sogar zu dem Schluss, dass die Energiebilanz bei Filterkaffee oder Kaffeemaschinen schlechter ist als bei Kapseln. Der Grund dafür ist leicht erklärt: Kapsel-Maschinen verwenden nur die notwendige Menge Kaffeepulver und heizen nur so viel Wasser auf, wie für eine Tasse nötig ist. Die Verpackung macht laut Studien nur 15 Prozent des CO2-Fußabdrucks aus.
Hersteller gehen auf die Barrikaden
Die Hersteller wollen die geplante EU-Regelung jetzt gemeinsam mit dem Branchenverband European Coffee Federation bekämpfen. Ein Verbot von Alu- und Plastikkapseln bringe in Sachen Umweltschutz nichts. Auch kompostierbare Kapseln seien keine Patentlösung, denn auch für sie brauche es Recycling-Infrastrukturen, die erst noch aufgebaut werden müssten. Schon jetzt werden die Kapseln teilweise recycelt. Dafür wird ordentlich Geld investiert: Nespresso-Hersteller Nestlé gibt beispielsweise an, bereits mehr als 300 Millionen Euro in das Recycling der Alu-Kapsel investiert zu haben. Dabei sei man allerdings von der stark schwankenden Rückgabe-Quote abhängig. Weltweit würden nur rund 30 Prozent der Kapseln wieder zu Nestlé zurückkommen.