Pensions-Knall: Das ändert sich jetzt
- Regierung legt Paket fest
- Flat Tax vorerst vom Tisch
- Neue Freibeträge ab 2027
- Entlastung für Überstunden
- Älterenbeschäftigungspaket kommt
- Pensionsvorsorge wird reformiert
- Kritik und Reaktionen
Die Regierung hat im Ministerrat neue Anreize fürs Arbeiten im Alter beschlossen. Nach monatelangen Verhandlungen fiel am Mittwoch die Entscheidung für ein Steuerpaket, das Pensionistinnen und Pensionisten mehr Netto vom Zuverdienst bringen soll. Kanzler Christian Stocker (ÖVP) spricht von einem „weiteren Schritt zur Entlastung der Bevölkerung“.
Regierung legt Paket fest
Seit Monaten lief in der Koalition die Debatte, wie das Arbeiten über das Regelpensionsalter hinaus steuerlich attraktiver werden kann. Im Mittelpunkt stand die Idee einer pauschalen Besteuerung, die schon ab 2026 gelten sollte. Im Ministerrat fiel nun der Beschluss, das Modell zu überarbeiten. Der Koalition fehlten die Mittel, dazu kam Uneinigkeit über die Umsetzung.
Flat Tax vorerst vom Tisch
Die von der ÖVP favorisierte Flat Tax von 25 Prozent für Zuverdienste in der Pension gilt als gescheitert. Sie hätte bereits ab Jänner 2026 gelten sollen. Die SPÖ wollte sie nur für unselbstständige Beschäftigte einführen, die ÖVP lehnte das ab. „Wer mehr arbeitet, soll mehr davon haben“, sagte Kanzler Stocker nach der Sitzung. Die Flat Tax sei „wenig praktikabel“ gewesen, heißt es im Beschluss.
Neue Freibeträge ab 2027
Ab 1. Jänner 2027 kommt stattdessen ein Freibetrag von 15.000 Euro jährlich. Er gilt für Selbstständige wie Unselbstständige. Voraussetzung sind 40 Versicherungsjahre. Die Regierung will prüfen, wie Frauen mit kürzeren Erwerbszeiten berücksichtigt werden können. „Die besondere Situation der Frauen ist einzubeziehen“, steht im Ministerratsbeschluss.
Der neue Freibetrag ersetzt die bisherige Unterstützung, die Ende 2025 ausläuft. Bis dahin übernimmt der Bund Pensionsbeiträge bis 110 Euro pro Monat. Danach zahlen weiterarbeitende Pensionistinnen und Pensionisten diese Beiträge wieder selbst. Das macht das Arbeiten im Alter 2026 kurzfristig teurer.
Entlastung für Überstunden
Die Koalition beschloss zusätzlich eine steuerliche Begünstigung von Überstunden. Ab 2026 bleiben bis zu 15 Überstundenzuschläge pro Monat in Höhe von maximal 170 Euro steuerfrei. Bisher galt ein Höchstbetrag von 120 Euro bei zehn Überstunden. Auch das Sonn- und Feiertagsentgelt bleibt steuerfrei, bis zu 400 Euro pro Monat.
Älterenbeschäftigungspaket kommt
Bereits 2026 startet ein Beschäftigungspaket für über 60-Jährige. Ein Monitoring- und Anreizsystem soll Unternehmen motivieren, ältere Personen länger zu beschäftigen. Ab 2027 werden 100 Millionen Euro jährlich für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen bereitgestellt. 2028 und 2029 kommen Mittel aus der Auflösung der besonderen Höherversicherung hinzu.
Pensionsvorsorge wird reformiert
Parallel zur Steuerreform will die Regierung die zweite Säule des Pensionssystems stärken. Beschäftigte sollen künftig leichter Zugang zu betrieblichen Vorsorgemodellen erhalten. Geplant ist ein Generalpensionskassenvertrag, der auch die kostenfreie Übertragung von „Abfertigung Neu“-Guthaben in eine Pensionskasse erlaubt. Bei Arbeitslosigkeit oder Krankheit soll ein begrenzter Zugriff auf Guthaben möglich sein.
Bis 2027 wird auch die Abfertigung Neu reformiert. Der Freibetrag für private Vorsorge soll steigen. Zusätzliche Budgetmittel werden dafür laut Ministerratsvortrag nicht benötigt. Die Verschiebung der Flat Tax spart rund 300 Millionen Euro ein.
Kritik und Reaktionen
Die Entscheidung stößt auf gemischte Reaktionen. Ingrid Korosec vom ÖVP-nahen Seniorenbund nannte die Verschiebung auf 2027 „ein völlig falsches Signal“. Es habe eine Zusage für 2026 gegeben, sagte sie den Salzburger Nachrichten. Josef Pühringer, Landesobmann des Seniorenbundes, begrüßte dagegen die Maßnahme: „Der Arbeitsmarkt wird in Zukunft diese Senioren brauchen.“
Auch die Präsidentin des Pensionistenverbands, Birgit Gerstorfer (SPÖ), lobte die Einigung: „Es freut mich, dass wir jetzt über einen Freibetrag reden und nicht mehr über eine Flat Tax.“ Die Ökonomin Christine Mayrhuber betont gegenüber der Tageszeitung Der Standard, es fehle an Evaluierungen über den tatsächlichen Effekt auf die Beschäftigung Älterer. Wifo-Experte Helmut Mahringer spricht von einem „großen Mitnahmeeffekt“, auch wenn der Freibetrag gerechter sei.
Quellen und weiterführende Informationen
- ORF OÖ: Arbeiten im Alter soll attraktiver werden – Regierung beschließt Steuerfreibetrag für Pensionistinnen und Pensionisten
- Der Standard: Koalition verschiebt Steuerentlastung für Ältere auf 2027 – 1250 Euro Freibetrag pro Monat geplant