Die FPÖ, eine Wien-Wien-Situation und der sekundäre Analphabetismus
Auch wenn es noch so verlockend sein mag. Eine Korrelation zwischen den FPÖ-Wählern bei der Niederösterreich-Wahl und den rund 1,1 Millionen sekundären Analphabeten Österreichs herzustellen, wäre intellektuell wenig redlich. Selbst dann, wenn die Zahlen auf den ersten Blick eine solch steile These durchaus stützen. Wirft man nämlich einen Blick auf die Wahltags-Analyse, so kann man daraus mühelos herauslesen (vielleicht sogar als sekundärer Analphabet), dass die FPÖ besonders in den sogenannten niederen Bildungsschichten punktet. Die Rede ist hier natürlich von formaler Bildung und nicht vom alles überragenden Hausverstand, der einem bekanntlich beim Lauf durch die Bildungsinstanzen böswillig abtrainiert wird und in seiner reinen Form schon bei einem Maturanten nicht mehr nachweisbar ist, geschweige denn bei einem Akademiker. Über sehr viel Hausverstand dürfte auch Gottfried Waldhäusl verfügen, wie er dieser Tage eindrucksvoll bewies. Wien wäre Wien, wenn es keine Migranten gäbe, sagt er und trifft damit voll ins Blaue. Eine Wien-Wien-Situation sozusagen.
Blaue Strategie
Ganz allgemein sind die blauen Wahlstrategen im Vergleich zu den anderen einfach clever. Sie kennen und erkennen den Hausverstand wie sonst niemand. Und sind sich auch nicht zu schade, selbigen konsequent anzusprechen. Aber da müssen sie auch gar nicht so viel kommunizieren. Weil natürlich sagt einem schon der Hausverstand, dass aus dem arabischen Raum nur ungebildetes Gesindel kommt (wahrscheinlich allesamt sekundäre Analphabeten, als ob wir davon nicht schon genug hätten). Und dieses Gesindel hat nichts anderes im Sinn, als unsere Frauen zu vergewaltigen und uns Männer mit Messern zu traktieren. Sag nicht ich, sagt der Hausverstand.
Nix darf man sagen
Weiters sagt uns der Hausverstand, dass die da oben alles schlechte Menschen sind und uns da unten nicht hochkommen lassen wollen. Obwohl wir es kraft unseres Hausverstandes längst verdient hätten. Aber was willst als redlicher, Korruption und Freunderlwirtschaft verabscheuender herzensguter Mensch in diesem verkommenen System schon erreichen. Das kannst vergessen. Und daher ist die FPÖ konsequent für einen Systemwechsel. Man muss halt einfach alles mal durcheinanderwerfen. So wie beim Mikado. Wohin wir dann wechseln, sagt sie uns (noch) nicht. Aber da habe ich vollstes Vertrauen. Die haben sich darüber sicher schon ausführlich Gedanken gemacht. Zuerst machen wir aber alles einmal hin: Macht kaputt, was euch kaputt macht! Aber weil das nicht schnell genug geht, hat sich jede Menge Hass aufgestaut. Das muss man verstehen. Würden die da oben mal was fürs Volk tun, dann wäre man eh zufrieden. Leider stecken die sich nur die eigenen Taschen voll und quälen uns mit Ausländern. Aber wehe du sagst das, dann bist du gleich ein Ewiggestriger, wenn nicht gar Schlimmeres.