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Robert Eichenauer
Montage Chris Zenz

Angeschüttet: Was erlauben sich diese jungen Leute?

16.11.2022 um 10:14, Robert Eichenauer
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Das Schutzglas von Kunstwerken wurde schmutzig gemacht. Die Volksseele kocht.

Wenn der linke mit dem rechten Spießbürger vereint in den Sonnenuntergang reitet, muss etwas wirklich Fürchterliches geschehen sein. „Was für eine Sauerei“ ereifert man sich entrüstet. Und meint die Schüttaktionen der „Letzten Generation“. Das ist ja wie die Bücherverbrennung im Dritten Reich, versteigen sich manche gar in albernen Vergleichen. Welch Graus und Kulturlosigkeit.

Huch, wie gewöhnlich

Dass die FPÖ ob der Protestaktionen Schnappatmung bekommt, ist nicht überraschend und passt in das dumpfe, wissenschaftsfeindliche Gehabe dieser Partei (Klimawandel gibts kan). Dass sich aber auch die „linke Elite“, angeführt von Falter-Chefredakteur Florian Klenk, echauffiert und „Huch, wie gewöhnlich“ ausruft, kommt unerwartet und lässt tief blicken. Anscheinend möchte man es dabei belassen, in feinen Salons und kleinen Zirkeln über SUV-Fahrer und Seilbahnbesitzer herzuziehen. Nicht zu vergessen: die bösen Fernreisenden. Es sei denn es ist gerade eine Klimakonferenz in der Wüste, an der wirklich geistreiche Menschen teilnehmen. Da dürfe man dann nicht so kleinkariert sein, wenn mal ein Klimadelegierter mit dem Privatjet einfliegt. Und schließlich tue man selbst auch ziemlich viel für das Klima. Man fahre immerhin Bahn und auch U-Bahn. Da hat man sich nichts vorzuwerfen. Natürlich habe man Verständnis für die Anliegen der jungen Leute, und man sei auch selbst schon auf Demos gewesen –gesittet und ordentlich natürlich. Aber dieser Vandalismus, nein, das geht gar nicht. Wenn Protest, dann bitte so, dass er unsere Ruhe nicht stört. Am besten eloquent und besonnen vorgetragen.

Alles bleibt schlecht

Aber Moment. Tut das nicht die Wissenschaft seit Jahren? Warnt sie nicht immer und immer wieder – eloquent – vor Unwettern, Dürren und Flutkatastrophen? Und was hat es gebracht, darf man an dieser Stelle den erbosten Spießbürger fragen. Nada, niente. Wir haben uns die Warnungen mit betroffenen Gesichtern angehört, um hinterher (fast) gleich weiterzumachen. Ja, vielleicht sind diese Aktionen kontraproduktiv, eine Reaktion rufen sie allemal hervor. Und weniger als die Warnungen der Wissenschaft können sie auch nicht bringen. Die linken und rechten Spießbürger mögen sich derweil eine Zigarre anzünden, ein Glas Rotwein einschenken und danach ihren Müll fein säuberlich trennen. Dann wird bestimmt alles gut.

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