Mobbing im Job
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Der Arbeitsplatz sollte ein Ort der Entfaltung, des Erfolgs und des Miteinanders sein – doch für viele ist er das Gegenteil: eine tägliche Belastungsprobe. Mobbing am Arbeitsplatz ist ein unsichtbares, aber mächtiges Gift, das Beziehungen zerstört, Karrieren ruiniert und oft sogar langfristige seelische Schäden hinterlässt. Oft beginnt es schleichend mit abfälligen Bemerkungen, gezieltem Ausschluss oder subtilen Intrigen. Wer die Warnsignale rechtzeitig erkennt, kann sich schützen – rechtlich, psychologisch und menschlich. Doch wie grenzt man Konflikte von Mobbing ab? Nicht jeder Konflikt ist gleich Mobbing. Der Begriff bezeichnet gezielte, wiederholte Angriffe auf eine Person über einen längeren Zeitraum. Dabei werden die Betroffenen systematisch herabgesetzt, ausgegrenzt oder in ihrer Arbeitsfähigkeit behindert. Entscheidend ist dabei nicht die Intensität einzelner Vorfälle, sondern deren Wiederholung und Systematik. Ein einmaliger Streit ist kein Mobbing – tägliche subtile Sticheleien über Monate hingegen schon. Laut Definition der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz liegt Mobbing vor, wenn eine Person über mindestens sechs Monate hinweg zumindest einmal pro Woche feindseligen Handlungen ausgesetzt ist. Und was können Betroffene tun, bevor es zu spät ist?

Sichtbarer denn je.
Häufig beginnt es harmlos – mit einer schlechten Stimmung, unterschwelligen Kommentaren, verdrehten Blicken. Nach und nach entwickelt sich daraus eine feindliche Gruppendynamik. Besonders brisant: Oft tolerieren Führungskräfte solche Prozesse oder erkennen sie zu spät. Manchmal sind sie sogar Teil des Systems. In den vergangenen Jahren ist Mobbing nicht mehr nur Thema für Arbeitspsycholog:innen oder Gewerkschaften – sondern auch für Medien, Arbeitgeber:innen und Betroffene. Durch die Pandemie wurde der Wandel zusätzlich beschleunigt. Verschiedene hybride Kommunikationsformen, die durch die Pandemie verursachten gesellschaftlichen Auswüchse und die damit einhergehenden psychischen Belastungen haben neue Mobbingformen begünstigt. Digitales Mobbing via E-Mails, Gruppen-Chats oder Tools wie Slack oder Teams ist oft schwer zu greifen, aber genauso wirksam. Zugleich ist das Bewusstsein gestiegen und immer mehr Unternehmen setzen auf Präventionstrainings, Antimobbing-Richtlinien und anonyme Beschwerdesysteme.
Sprache als Stolperfalle.
Nicht immer wird gemobbt, um zu mobben. Viele Mobber:innen sind sich gar nicht bewusst, welche Wirkung ihre Worte oder Verhaltensweisen auf andere haben. „Das war doch nur ein Scherz“ ist ein häufiger Satz – doch was humorvoll gemeint war, kann tief treffen. Besonders in Arbeitsumfeldern mit rauem Ton, hoher Belastung oder wenig Reflexion können sich unbewusst Dynamiken entwickeln, die verletzend wirken. Sprache spielt eine zentrale Rolle: Abfällige Bemerkungen, ironische Kommentare, ständiges Kritisieren oder unterschwelliger Spott schaffen ein Klima, in dem sich Mobbing ungehindert entfalten kann – gerade dann, wenn niemand eingreift. Prävention beginnt deshalb bei jeder und jedem Einzelnen: im achtsamen Miteinander, in der bewussten Wortwahl und im Mut, sich selbst zu hinterfragen. Das Bewusstsein für psychische Belastungen am Arbeitsplatz wurde geschärft: Isolation im Homeoffice, digitaler Stress und zunehmende emotionale Erschöpfung. Themen wie mentale Gesundheit, Gesprächskultur und Konfliktlösung sind seit der Pandemie stärker in den Fokus gerückt. Dennoch bleibt Mobbing vielerorts ein Tabu: aus Angst, Scham oder weil Betroffene keine Unterstützung finden. Umso wichtiger sind klare Signale von Führungsetagen, Betriebsrät:innen und Kolleg:innen: Wegsehen ist keine Option.

Dramatische Auswirkungen.
Mobbing kann Angstzustände, Schlafstörungen, Erschöpfung und depressive Symptome auslösen. Betroffene ziehen sich zurück, verlieren das Vertrauen in sich selbst und häufig auch ihren Arbeitsplatz. Die ökonomischen Folgen für Unternehmen sind erheblich: Krankenstände steigen, die Motivation sinkt und Fachkräfte wandern ab. Wer betroffen ist, sollte frühzeitig Hilfe suchen: beim Betriebsrat, bei Vertrauenspersonen oder bei externen Beratungsstellen wie der Arbeiterkammer oder bei spezialisierten Psycholog:innen. Wichtig ist, die Vorfälle zu dokumentieren, sich Unterstützung zu holen und sich nicht selbst die Schuld zu geben. Langfristig braucht es eine Kultur der Achtsamkeit: mehr Bewusstsein für Sprache, klarere Regeln im Miteinander und Führungskräfte, die Verantwortung übernehmen. Ein schlechtes Betriebsklima, eine fehlende Gesprächskultur oder unklare Zuständigkeiten verstärken die Gefahr – und lassen Täter:innen oft über längere Zeit unbehelligt agieren. Mobbing ist keine Privatsache, sondern ein strukturelles Problem, das uns alle etwas angeht.