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Robert Holzmann, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank, spricht bei einer Pressekonferenz in Wien.
Die OeNB zeigt sich in der Wirtschaftsprognose zaghaft optmistisch.
Die OeNB zeigt sich in der Wirtschaftsprognose zaghaft optmistisch.
Juerg Christandl / KURIER / picturedesk.com

OeNB-Prognose: Das Schlimmste ist überstanden

06.06.2025 um 10:14, Stefanie Hermann
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Nach langer Rezession rechnet die OeNB 2025 mit leichtem Wachstum. Doch Inflation, Budgetdefizit und geopolitische Risiken dämpfen die Aussichten.

Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) hat am Freitag ihre aktuelle Wirtschaftsprognose für 2025 bis 2027 präsentiert. Nach einer zweieinhalbjährigen Rezession hat die österreichische Wirtschaft laut OeNB zu Jahresbeginn 2025 die Talsohle erreicht.

OeNB-Prognose 2025 bis 2027

„Die wirtschaftliche Entwicklung bleibt in Österreich auch 2025 angespannt", sagt OeNB-Gouverneur Robert Holzmann. "Trotzdem können wir ihnen heute mitteilen, dass wir heuer mit einem zarten Plus beim Wirtschaftswachstum rechnen."

Für das Gesamtjahr 2025 erwartet die OeNB ein Wirtschaftswachstum von 0,2 %. In den Folgejahren soll es etwas stärker auf 0,9 % (2026) und 1,1 % (2027) anziehen.

US-Zölle sorgen für Unsicherheit

Gedämpft wird die Erholung weiterhin durch internationale Unsicherheiten. Die US-Zollpolitik und deren Folgen dürften laut OeNB erst in den kommenden Monaten spürbar werden.

Zudem belasten strukturelle Schwächen und notwendige Sparmaßnahmen im Inland die Konjunktur. Österreichs Wettbewerbsfähigkeit gilt laut OeNB als geschwächt, auch der private Konsum bleibt verhalten.

Strukturelle Probleme bremsen

Die Sparquote der Haushalte liegt bis 2027 weiterhin deutlich über dem Niveau der Jahre 2012 bis 2019 – ein Zeichen für geringes Vertrauen in die wirtschaftliche Entwicklung.

Zusätzlich wirken sich Konsolidierungsmaßnahmen der neuen Bundesregierung, darunter die Abschaffung des Klimabonus und Steuererhöhungen, bremsend auf die Konjunktur aus.

Arbeitsmarkt zeigt sich robust

Trotz der langen Rezession bleibt der Arbeitsmarkt bislang stabil. Viele Betriebe halten laut OeNB weiterhin an ihren Beschäftigten fest, wohl als Reaktion auf den Arbeitskräftemangel der vergangenen Jahre.

Für 2025 rechnet die OeNB allerdings mit einem leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit. Eine spürbare Entspannung am Arbeitsmarkt wird erst ab 2027 erwartet.

Inflation bleibt 2025 hoch

Die Inflation dürfte laut OeNB 2025 mit 3,0 % auf anhaltend hohem Niveau bleiben. Verantwortlich sind vor allem die weiterhin hohen Dienstleistungspreise sowie steigende Energiepreise infolge des Wegfalls staatlicher Entlastungen (z. B. Strompreisbremse).

Erst 2026 erwartet die OeNB einen spürbaren Rückgang auf 1,8 %. Für 2027 wird ein leichter Anstieg auf 2,1 % prognostiziert.

Budgetdefizit bleibt über Maastricht-Grenze

Beim Budgetdefizit sieht die OeNB trotz Konsolidierung keinen klaren Durchbruch. Im Jahr 2025 wird ein Defizit von –4,2 % des BIP erwartet, 2026 soll es auf –3,8 % sinken. Für 2027 rechnet die OeNB allerdings wieder mit einer leichten Verschlechterung, sofern keine zusätzlichen Sparmaßnahmen beschlossen werden. Damit bleibt die Maastricht-Grenze von 3 % im gesamten Prognosezeitraum überschritten.

Erhebliche Risiken belasten Ausblick

Die wirtschaftliche Erholung bleibt fragil und hängt stark von der internationalen Entwicklung ab. Sollten etwa die US-Zölle im Sommer weiter steigen, könnte sich das BIP-Wachstum um rund 1 Prozentpunkt verringern. Weitere Unsicherheitsfaktoren sind mögliche neue Sparmaßnahmen der Bundesregierung sowie geopolitische Spannungen (Ukraine, Naher Osten).

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