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Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank, spricht bei der Pressekonferenz vor EU-Flagge.
Die EZB hat den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf zwei Prozent gesenkt.
Die EZB hat den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf zwei Prozent gesenkt.
Zhang Fan Xinhua / Eyevine / picturedesk.com

EZB senkt Leitzins: Was das für Sparer bedeutet

05.06.2025 um 15:15, Stefanie Hermann
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Die EZB hat zum achten Mal in Folge den Leitzins gesenkt, die österreichische Nationalbank zieht nach. Was das für Anleger und Kredite bedeutet.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag wie erwartet zum achten Mal in Folge ihren Leitzins gesenkt. Damit setzt die Notenbank den seit Mitte 2024 verfolgten Lockerungskurs fort, nachdem die Inflation im Euroraum deutlich gesunken ist und die Konjunktur schwach bleibt.

EZB senkt Leitzins um Viertelprozentpunkt

Der EZB-Rat um Präsidentin Christine Lagarde hat den maßgeblichen Einlagensatz um 0,25 Prozentpunkte auf nun 2,00 Prozent gesenkt. Auch der Zinssatz für Bankkredite wurde um 0,25 Prozentpunkte auf 2,15 Prozent reduziert. Als Begründung nannte die EZB die gesunkenen Inflationsraten: Im Mai lag die Teuerungsrate mit 1,9 Prozent unter dem EZB-Ziel von 2,0 Prozent.

Wachstumsprognose weiter gedämpft

Das Wirtschaftswachstum im Euroraum bleibt unterdessen verhalten. Laut aktueller Prognose der EU-Kommission vom Mai wird das Bruttoinlandsprodukt 2025 nur um 0,9 Prozent zulegen. Im Herbst war noch ein Wachstum von 1,3 Prozent erwartet worden. Ein wesentlicher Belastungsfaktor bleibt die anhaltende Schwäche der deutschen Wirtschaft.

Handelskrieg als Unsicherheitsfaktor

Ein zusätzlicher hemmender Faktor ist der anhaltende Handelskonflikt mit den USA. US-Präsident Donald Trump droht mit deutlichen Zollanhebungen auf bis zu 50 Prozent. Diese Unsicherheit bremst derzeit Investitionen und sorgt für Zurückhaltung in der europäischen Wirtschaft.

Positive Impulse erwartet

Trotz der Belastungen gibt es auch Lichtblicke. Dazu zählen unter anderem die geplante militärische Aufrüstung in Europa sowie das in Deutschland angestoßene massive Finanzpaket, das der Konjunktur mittelfristig Auftrieb geben könnte. Ein weiterer stabilisierender Faktor ist der zuletzt stärkere Euro, der importierte Güter verbilligt und so zusätzlich preisdämpfend wirkt.

Zinspolitik bleibt datengetrieben

Der weitere geldpolitische Kurs der EZB bleibt offen. „Der EZB-Rat legt sich nicht im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad fest", betont die EZB via Aussendung. Entscheidungen wolle die Notenbank weiterhin datengetrieben und von Sitzung zu Sitzung treffen. An den Märkten wird derzeit eine mögliche Zinspause im Juli mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 70 Prozent erwartet.

Auswirkungen auf Sparer, Kredite und Wirtschaft

Für Sparer sinken durch die Entscheidung der EZB die Zinsen auf klassische Einlagen wie Sparbücher oder Festgeld weiter. Bei variabel verzinsten Krediten, etwa Wohnbaufinanzierungen, gehen die Zinssätze zurück. Dadurch werden Finanzierungen günstiger. Unternehmen in Österreich profitieren von niedrigeren Kreditkosten, was Investitionen erleichtert. Angesichts der weiterhin schwachen Nachfrage und der Unsicherheiten im Außenhandel bleibt die gesamtwirtschaftliche Dynamik jedoch gedämpft. Die Inflationsrate in Österreich liegt mit 3,0 Prozent weiterhin über dem Euroraum-Durchschnitt.

OeNB senkt Basiszinsatz

In Österreich senkt die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) infolge mit Wirkung ab 11. Juni 2025 den Basiszinssatz von 2,03 Prozent auf 1,53 Prozent. Der Referenzzinssatz wird von 3,15 Prozent auf 2,65 Prozent reduziert. Beide Zinssätze orientieren sich an den Leitzinsen der EZB. Sie wirken sich unter anderem auf variable Zinsvereinbarungen bei Krediten sowie auf Verzugszinsen in zivilrechtlichen Verträgen aus.

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