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Mehrere Polizisten und ein Einsatzfahrzeug der dänischen Polizei vor einem abgesperrten Bereich am Flughafen Kopenhagen in der Nacht.
Gezielter Anschlag: Die Herkunft der Drohnen über dem Flughafen Kopenhagen ist noch ungeklärt.
Gezielter Anschlag: Die Herkunft der Drohnen über dem Flughafen Kopenhagen ist noch ungeklärt.
STEVEN KNAP / AFP / picturedesk.com

Drohnen-Anschlag auf Flughafen Kopenhagen

23.09.2025 um 10:13, Stefanie Hermann
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Mehrere Drohnen haben den Flughafen Kopenhagen lahmgelegt. Die Regierung spricht vom bislang größten Anschlag. 20.000 Passagiere sind betroffen.

In der Nacht auf Dienstag haben mehrere große Drohnen den Betrieb am Flughafen Kopenhagen lahmgelegt. Auch in Oslo wurden Sichtungen gemeldet. Stundenlang blieb unklar, was hinter dem Vorfall steckt. Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen erklärte schließlich: „Was wir gestern Abend erlebt haben, ist der bislang schwerste Angriff auf die kritische Infrastruktur Dänemarks.“

Drohnen legen Flughafen Kopenhagen lahm

Am späten Montagabend sperrten die Behörden den Flughafen Kopenhagen für rund vier Stunden. Starts und Landungen vom Flughafen Kastrup wurden komplett gestoppt, rund 100 Flüge gestrichen und mehr als 30 Maschinen auf andere Airports umgeleitet. Insgesamt waren etwa 20.000 Passagiere betroffen. Ein Jet musste trotz Sperrung in Kopenhagen notlanden – der Treibstoff reichte nicht mehr für eine Ausweichroute. Auch in Oslo blieb der Flughafen zeitweise geschlossen, nachdem ebenfalls Drohnen gemeldet worden waren.

Was über die Drohnen in Kopenhagen bekannt ist

Die dänische Polizei sprach von zwei bis drei Drohnen, „ziemlich groß“ und weit mehr als private Geräte. Der leitende Ermittler Jens Jespersen sagte: „Man gehe unter anderem mit Blick auf Anzahl und Größe der Drohnen sowie Zeitpunkt des Vorfalls davon aus, dass es sich vermutlich um einen fähigen Akteur handeln müsse.“ Mit „fähiger Akteur“ sei jemand gemeint, „der die Fähigkeiten, den Willen und die Werkzeuge dazu habe, so etwas zu bewerkstelligen – vielleicht auch lediglich zu Übungszwecken“.

Jespersen ergänzte, die Drohnen könnten „von weit her gekommen sein – viele Kilometer weit“, möglicherweise sogar von einem Schiff. Auf die Frage nach einem möglichen russischen Hintergrund erklärte er: „Dazu kann ich nichts sagen. Ich weiß es einfach nicht.“ Ein Abschuss sei aus Sicherheitsgründen nicht versucht worden. „Man habe befürchtet, dabei ein Flugzeug zu treffen oder Menschen zu verletzen.“

Regierungschefin spricht von Angriff

Ministerpräsidentin Frederiksen ordnete den Vorfall als Angriff ein. „Das sagt etwas darüber aus, in welcher Zeit wir leben und worauf wir als Gesellschaft vorbereitet sein müssen“, sagte sie auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj deutete einen Zusammenhang zu Russland an. „Besondere Aufmerksamkeit haben wir den Verletzungen des Luftraums von Nato-Mitgliedstaaten durch Russland gewidmet, insbesondere am 22. September in Kopenhagen“, erklärte er nach einem Treffen in New York. Und weiter: „Wenn es keine entschlossene Reaktion der verbündeten Staaten und Institutionen auf aggressive Provokationen gibt, wird Russland diese fortsetzen.“

Drohnen ordnen sich in Reihe Störfälle

Die Nacht von Kopenhagen und Oslo reiht sich ein in eine Serie von sicherheitspolitischen Zwischenfällen. Erst am Wochenende hatte ein massiver Cyberangriff auf den IT-Dienstleister Collins Aerospace für Störungen an europäischen Flughäfen gesorgt, darunter Berlin, Brüssel und London Heathrow. Kurz zuvor waren russische Kampfjets in estnischen Luftraum eingedrungen, in Polen stürzten mehrere russische Drohnen ab.

Unklarer Täter, viele Hypothesen

Offen bleibt, wer hinter den Drohnen steckt. Die Polizei hält sich mit Spekulationen zurück, spricht nur von einem „fähigen Akteur“. In Oslo nahm die Polizei zwei Personen aus Singapur fest, die über einem militärischen Sperrgebiet eine Drohne gesteuert haben sollen. Ob ein Zusammenhang zum Flughafen besteht, ist offen. In der öffentlichen Debatte reicht die Bandbreite möglicher Urheber von staatlichen Akteuren über Aktivisten bis zu gezielten Provokationen, die eine Eskalation mit der NATO provozieren könnten. Belastbare Beweise gibt es bisher nicht.

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