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Donald Tusk sitzt in einem dunklen Anzug vor Mikrofonen zwischen einer polnischen und einer EU-Flagge bei einer Krisensitzung.
Polens Premierminister Donald Tusk berief nach den Drohnenvorfällen eine Krisensitzung in Warschau ein.
Polens Premierminister Donald Tusk berief nach den Drohnenvorfällen eine Krisensitzung in Warschau ein.
Kacper Pempel / REUTERS / picturedesk.com

NATO einberufen: Russische Drohnen dringen in Polen ein

10.09.2025 um 11:08, Stefanie Hermann
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Russische Drohnen haben den polnischen Luftraum verletzt. 19 Objekte wurden registriert, mehrere abgeschossen. Ein Wohnhaus wurde beschädigt.

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In der Nacht auf Mittwoch sind über Polen erneut russische Drohnen abgeschossen worden. Kampfjets der polnischen Armee sowie NATO-Flieger stiegen auf, mehrere Flughäfen wurden vorübergehend gesperrt. Im ostpolnischen Wyryki wurde ein Wohnhaus beschädigt. „Dies ist ein Akt der Aggression, der eine reale Bedrohung für die Sicherheit der Bevölkerung dargestellt hat“, erklärte das Oberkommando der polnischen Armee.

Mehr als ein Dutzend Drohnen im Luftraum

Nach Angaben von Premierminister Donald Tusk gab es in der Nacht insgesamt 19 Luftraumverletzungen. „Gestern Nacht wurde der polnische Luftraum von einer großen Anzahl russischer Drohnen verletzt. Diejenigen Drohnen, die eine direkte Bedrohung darstellten, wurden abgeschossen“, sagte er am Morgen in Warschau. Neben polnischen F-16 waren auch niederländische F-35 und italienische AWACS-Aufklärer im Einsatz. Verteidigungsminister Władysław Kosiniak-Kamysz betonte: „Wir sind im ständigen Kontakt mit dem NATO-Kommando.“

Wohnhaus beschädigt, Flughäfen lahmgelegt

Eine der Drohnen traf ein Wohnhaus im Kreis Włodawa. „Wir wissen nicht, ob es die Drohne selbst war, die auf das Gebäude fiel, oder ob es Trümmer der Drohne waren“, erklärte Bürgermeister Mariusz Zańko. Fotos zeigen ein eingestürztes Dach und Trümmerteile auf einem Auto. Zeitgleich wurde der Betrieb auf mehreren Flughäfen eingestellt, darunter am Chopin-Flughafen in Warschau sowie an den Airports in Lublin und Rzeszów.

Ungewöhnlich tiefer Vorstoß

Drohnen aus dem Osten haben in den vergangenen Monaten wiederholt den polnischen Luftraum verletzt. In diesem Ausmaß und in dieser Tiefe sei das aber neu. Auch EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas spricht von einem bewussten Vorgehen: „Es gibt Hinweise darauf, dass das absichtlich und nicht versehentlich passiert ist.“ Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird noch deutlicher: „Die Russen müssen die Konsequenzen spüren. Russland muss spüren, dass der Krieg nicht ausgeweitet werden kann und beendet werden muss.“

Tusk ruft NATO auf den Plan

Polens Premier Tusk berief am Morgen eine Krisensitzung ein und kündigte Konsultationen nach Artikel 4 des NATO-Vertrags an. „Wir haben es mit einer großangelegten Provokation zu tun. Die Lage ist ernst, und wir müssen uns ohne Zweifel auf verschiedene Szenarien vorbereiten“, so Tusk. Ex-General Leon Komornicki warf der Allianz unterdessen „Feigheit“ vor und forderte eine umfassende Alarmierung der Flugabwehrbrigaden.

Russland weist Vorwürfe zurück

Moskau weist jede Verantwortung von sich. „Wir betrachten die Anschuldigungen als haltlos“, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur RIA den russischen Geschäftsträger in Warschau, Andrej Ordasch. Polen habe bislang keine Beweise für eine russische Herkunft der Drohnen vorgelegt.

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