Mega-Brauerei vor Gericht: Milliardenstrafe droht
Im Wiener Kartellgericht hat am Dienstagvormittag die erste Verhandlung in der Causa Brau Union stattgefunden. Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) fordert eine hohe Geldbuße gegen den Brauereikonzern, der die Vorwürfe zurückweist. Bereits am ersten Verhandlungstag wurde jedoch deutlich, dass wesentliche Fragen noch ungeklärt sind.
Unklare Vorwürfe
Richterin Romana Wieser hat, laut einem Bericht der Kronen Zeitung, wiederholt betont, dass die Vorwürfe der BWB nicht klar genug formuliert sind. Die Behörde wirft der Brau Union vor, ihre marktbeherrschende Stellung missbraucht zu haben, um Konkurrenten zu benachteiligen. Konkret soll das Unternehmen Getränkeabnehmern gedroht haben, ihnen kein Bier mehr zu liefern, wenn sie nicht auch andere Produkte der Brau Union beziehen. Zudem sollen Händler verpflichtet worden sein, auf Konkurrenzprodukte zu verzichten oder den Großteil ihres Sortiments über die Brau Union abzuwickeln. Die BWB spricht außerdem von wettbewerbsschädlichem Austausch sensibler Daten und Marktaufteilungen.
Gericht fordert Präzisierung
Trotz eines 260 Seiten umfassenden Antrags mit 145 Beilagen konnte die BWB die Vorwürfe nicht in der gewünschten Klarheit darlegen. Richterin Wieser zeigte sich unzufrieden mit den bisherigen Ausführungen und forderte Nachbesserungen. Die Behörde hat nun sechs Wochen Zeit, um die beanstandeten Geschäftspraktiken detaillierter aufzulisten. Anschließend erhält die Brau Union vier Wochen, um dazu Stellung zu nehmen.
Mögliche Strafe
Sollte das Gericht der Argumentation der BWB folgen, droht der Brau Union eine empfindliche Geldstrafe. Die Strafe könnte bis zu zehn Prozent des Jahresumsatzes des Mutterkonzerns Heineken betragen. Bei einem Umsatz von über 34 Milliarden Euro im Jahr 2022 wäre das eine Summe, die selbst für den Bier-Giganten schwer wiegen würde.
Stellungnahme der Brau Union
Die Brau Union hat die Vorwürfe zurückgewiesen und spricht von einem „grundlegenden Missverständnis“. Man habe sich stets kooperativ gezeigt und sei überrascht, dass weiterhin Verstöße vermutet werden. Laut Unternehmensangaben habe die BWB bisher keine konkreten Hinweise geliefert, die ein sofortiges Eingreifen erfordern würden.
Hintergrund zum Konzern
Die Brau Union ist Marktführer in Österreich und vertreibt rund 20 Biermarken, darunter Gösser, Puntigamer und Zipfer. Seit 2003 gehört das Unternehmen zur niederländischen Heineken-Gruppe. Im Jahr 2023 erzielte die Brau Union einen Umsatz von 926 Millionen Euro und einen Nettogewinn von 57 Millionen Euro. Die nächste Verhandlung ist für den 3. Juni angesetzt. Dann sollen 20 beantragte Zeugen gehört werden, um mehr Klarheit in die Causa zu bringen.