Visionäre Medizin
Inhalt
- Wertschätzung ist gestiegen
- Die Ausbildung
- 25 Millionen an Drittmitteln
- Missverhältnis besteht
- Erfolg wird fortgesetzt
- Kompetenzen werden trainiert
- Weltpremiere an zwei Orten
- Übertragung in Echtzeit
- Erfolgreiche Zusammenarbeit
- Neue Maßstäbe
Das Projekt „Medizinische Fakultät Linz“ war weder hochschul- noch gesundheitspolitisch notwendig, sondern lediglich der Wunsch des früheren oö. Landeshauptmanns Josef Pühringer (LH von 1995 bis 2007). Die hohen Investitionsverpflichtungen, die die Universität Linz mit der Errichtung einer medizinischen Fakultät einginge, machten Investitionen in anderen Bereichen nahezu unmöglich. Kritische Stimmen gab es rund um die Gründung einer medizinischen Fakultät damals genug, doch wie sieht es heute aus? Wo steht die medizinische Forschung und Lehre heute? Und welchen Nutzen zieht die Bevölkerung aktuell aus der 2014 gegründeten Fakultät?

Wertschätzung ist gestiegen
Der Linzer Bürgermeister Dietmar Prammer beurteilt die Gründung der Medizinischen Fakultät der JKU heute positiv: „Jede große Veränderung bringt auch Diskussionen mit sich – das ist Teil eines gesunden demokratischen Prozesses. Heute sehen wir jedoch klar: Die Entscheidung für eine medizinische Fakultät war richtig und zukunftsweisend. Die hohe Ausbildungsqualität, das große Interesse junger Menschen am Studium und die zunehmende Sichtbarkeit von Forschung und Entwicklung in Linz sprechen für sich. Kritik hat sich großteils in Wertschätzung und Unterstützung gewandelt.“

Die Ausbildung
Dass die Medizinische Fakultät in Linz sich einen guten Ruf erarbeitet hat, zeigt etwa der Bereich der Lehre: Bis zum Wintersemester 2024/25 wurden 22 Lehrstühle besetzt, davon 15 im klinischen Bereich. Zusätzlich sind neun Tenure-Track-Professuren eingerichtet worden. Die Fakultät betreibt drei klinische Forschungsinstitute und verfügt über zehn spezialisierte Forschungseinheiten, sogenannte Core Facilities, die unter anderem Bereiche wie Biobank, Massenspektrometrie und Mikrobiologie abdecken. Zudem wird die Fakultät von einer Vielzahl von Lehrenden unterstützt: 437 Lektoren sowie 54 Ärzte im akademischen klinischen Nachwuchsförderprogramm CSP bzw. ACSP tragen zur Ausbildung der Studierenden in Linz bei.
25 Millionen an Drittmitteln
Die Medizinische Fakultät der JKU hat sich als bedeutender Wirtschaftsfaktor für Oberösterreich etabliert. Durch die enge Vernetzung von Gesundheitsversorgung, Wissenschaft und Wirtschaft entstehen Synergien, die sowohl die medizinische Versorgung verbessern als auch wirtschaftliche Impulse setzen. Besonders im Bereich der Medizintechnik trägt die Fakultät dazu bei, innovative Lösungen zu entwickeln und Arbeitsplätze zu schaffen. So hat die Fakultät seit 2017 rund 25 Millionen Euro an Drittmitteln eingeworben, was ihre Attraktivität für Forschungsprojekte und Kooperationen unterstreicht. Doch wie sieht es mit der finanziellen Situation aus?

Missverhältnis besteht
Elgin Drda, Vizerektorin für Medizin der JKU: „Die Evaluierung der Medizinischen Fakultät der JKU zeigt, dass diese bislang sehr erfolgreich aufgebaut wurde und die bisherigen finanziellen Mittel gut eingesetzt wurden. Um jedoch langfristig konkurrenzfähig zu bleiben und weiterhin einen wesentlichen Beitrag zur Ausbildung des medizinischen Nachwuchses zu leisten, ist eine deutliche Erhöhung der finanziellen Mittel erforderlich. So erhält die Fakultät aktuell nur fünf Prozent des Gesamtbudgets, bildet jedoch 18 Prozent der künftigen Mediziner aus – ein Missverhältnis, das durch eine fairere Verteilung der Gelder behoben werden sollte. Zudem endet die bisherige Sonderfinanzierung über eine Vereinbarung mit dem Bund im Jahr 2027.“ Drda erhellt weiter: „Die Evaluierungskommission spricht sich klar dafür aus, diese Sonderfinanzierung zu verlängern, um die weitere positive Entwicklung der Fakultät zu sichern und ihre Wettbewerbsfähigkeit auf nationaler wie auf internationaler Ebene zu stärken.“
Erfolg wird fortgesetzt
Das sieht auch Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander so: „Die laufenden Kosten für den Betrieb der Fakultät werden vom Bund getragen. Bisher wurde die Medizinische Fakultät nicht aus dem Globalbudget der JKU, sondern aus der Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG finanziert. Diese Finanzierungsvereinbarung läuft nach der Periode 2025 – 2027 aus und es bedarf dann einer neuen entsprechenden Finanzierung durch den Bund.“ Haberlander weiter: „Die große Bedeutung für die Versorgung der Menschen in Oberösterreich zeigt sich insbesondere auch durch die inhaltliche und räumliche Nähe zum Kepler Universitätsklinikum. Die optimale und gut funktionierende Kooperation zwischen Versorgung, Lehre und Forschung zeigt einmal mehr den guten und erfolgreichen Weg des Miteinanders in Oberösterreich. Ich bin mir sicher, dass diese vor nunmehr über zehn Jahren begonnene Erfolgsgeschichte auch in Zukunft weitergeschrieben werden wird.“

Kompetenzen werden trainiert
Das von Haberlander erwähnte Kepler Universitätsklinikum entstand 2016 durch die Fusion dreier Linzer Spitäler: dem AKH, der Landes-Frauen- und Kinderklinik und der Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg. Mit rund 6.500 Beschäftigten und über 1.800 Betten ist es eines der größten Krankenhäuser Österreichs – und zugleich eines der vielfältigsten. Drda: „Diese Größe bietet der Fakultät ein ideales Umfeld für praxisnahe Lehre. Studierende absolvieren dort ihre klinischen Praktika, erhalten Unterricht von Ärzten direkt am Patientenbett und erleben ein Umfeld, in dem Wissenschaft und Medizin Hand in Hand gehen. Was dabei auffällt: Der klinische Alltag wird nicht nur beobachtet, sondern aktiv mitgestaltet. Schon im Studium werden medizinische Kompetenzen trainiert, die später in der Praxis entscheidend sind.“
Weltpremiere an zwei Orten
Dass man in Linz auch zukunftsweisende Wege der Lehre geht, zeigte sich anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Medizinischen Fakultät der Johannes Kepler Universität Linz. Die JKU und die Medizinische Universität Graz präsentierten im Herbst 2024 eine einzigartige Weltpremiere: Die Virtuelle Anatomie wurde erstmals zeitgleich, interaktiv und in 3D in den Hörsälen der beiden Universitäten erlebbar – sowohl im JKU medSPACE in Linz als auch im Anatomiesaal der Med Uni Graz.
Übertragung in Echtzeit
Die Partner der JKU in dieser einzigartigen Forschungskooperation sind das Ars Electronica Futurelab mit seinem Programm „Cinematic Anatomy x Deep Space“ sowie die Software-Experten von Siemens Healthineers, die die Cinematic-Rendering-Technologie entwickelt haben. Die Technologie hinter dem virtuellen 3D-Hörsaal wurde vom Ars Electronica Futurelab entwickelt, das auch bereits den JKU medSpace und die zugrunde liegende Software „Cinematic Anatomy x Deep Space“ mitgestaltet hat. Die technische Herausforderung des virtuellen 3D-Hörsaals liegt in den riesigen Datenmengen, die per hochauflösendem 3D-Streaming übertragen werden müssen. Um eine extrem niedrige Latenz zu erreichen, wird das in Linz gesteuerte „Cinematic Anatomy x Deep Space“ in Graz in Echtzeit gerendert. Die 3D-Kamerabilder aus Graz werden dann als stereoskopisches Ultra-HD-Video mit einer Auflösung von 7680×2160@60Hz nach Linz übertragen.

Erfolgreiche Zusammenarbeit
Sie wurde mit dem renommierten „Inavation Award“ ausgezeichnet – eine Ehrung, die herausragende Leistungen und Innovationen in der audiovisuellen Industrie würdigt. Der Preis wurde im Rahmen der „Integrated Systems Europe“ (ISE) in Barcelona verliehen, einer der weltweit größten Messen für audiovisuelle Technologie und Systemintegration. Diese Auszeichnung markiert einen bedeutenden Meilenstein für die medizinische Forschung und Lehre an der JKU und verdeutlicht die Bedeutung interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Technologie und Industrie.

Neue Maßstäbe
Drada: „Die enge Zusammenarbeit zwischen der Johannes Kepler Universität, dem Ars Electronica Futurelab und Siemens Healthineers zeigt, dass interdisziplinäre Partnerschaften der Schlüssel für bahnbrechende Innovationen sind. In einer Zeit, in der technologische Entwicklungen in rasantem Tempo voranschreiten, bleibt die Medizinische Fakultät der JKU ein unangefochtener Vorreiter auf dem Gebiet der medizinischen Bildung und setzt in vielen Bereichen neue Maßstäbe, die auch international große Beachtung finden und zu einem globalen Standard in der Ausbildung von Medizinern werden könnten.“