Stahl für den Papst
Vor rund 500 Jahren kämpften die Habsburger um die Vorherrschaft in Europa gegen das französische Königshaus Valois. Hauptaustragungsort der jahrzehntelangen militärischen Auseinandersetzungen war Italien. Inmitten der Wirren dieses Konflikts engagierte Papst Julius II. 150 Söldner aus der Schweiz und ernannte sie 1506 zu seiner Leib- und Palastwache. Bis heute stehen Schweizer Männer für das Oberhaupt der katholischen Kirche unter Waffen. Und noch heute tragen sie – zumindest für zeremonielle Zwecke – Hellebarden, Schwerter und Harnische. Zahlreiche dieser Metallstücke mussten in den vergangenen Jahren neu angefertigt werden. Die schweißtreibende Arbeit dafür erfolgte in einer Schmiede in Molln im Bezirk Kirchdorf.
Amboss und Feuer
Die beiden Brüder Johann und Georg Schmidberger übernahmen 2007 die Schmiede von ihren Eltern. Die Schmiedetradition reicht aber bedeutend weiter zurück in die Vergangenheit. Weiter sogar als die Geschichte der Schweizergarde. Eine Gemeinsamkeit gibt es aber trotzdem: die Herkunft. Schon im 13. und 14. Jahrhundert betrieb Familie Schmidberger eine Schmiede, damals noch in der Schweiz. Seit 200 Jahren ist die Mollner Schmiede in Familienhand, allerdings stammt auch diese Schmiede ursprünglich aus dem 14. Jahrhundert. Das Handwerk hat sich seither wenig verändert. „Wenn du traditionelle Schmiedekunst machst, musst du so arbeiten wie damals“, erklärt Johann Schmidberger. Zwar erleichtern Maschinen heute einige Arbeitsschritte, das Fundament ist aber gleich geblieben: Amboss, Feuer und Hammer. Besonders im Bereich Denkmalschutz sei Authentizität unerlässlich.
Internationaler Waffenexporteur
Die Schmidbergers machen ausschließlich Auftragsarbeiten, da die Wünsche der Kunden sehr individuell sind. Der Preis für ein Schwert beginnt etwa bei 400 Euro. Besonders prestigeträchtig ist der umfangreiche Auftrag der Schweizergarde, an dem schon seit einigen Jahren gearbeitet wird. Bis zu ein Drittel ihrer Arbeitszeit stecken sie in die Ausstattung der päpstlichen Bewacher. Im Vatikan sind sie als Dauergast bereits bekannt und mit den meisten per Du. Dass mit Papst Leo XIV. ein US-Amerikaner den heiligen Stuhl besetzt, hat für Schmidberger Werbewert. „Plötzlich haben wir zahlreiche Anfragen aus den USA bekommen.“ Für die Zukunft ist also gesorgt, selbst wenn die Schweizergarde eines Tages wieder genügend Harnische haben sollte.