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Gudrun Peter, Rösslwirtin
Gudrun Peter, Rösslwirtin
Gudrun Peter, Rösslwirtin
Weisses Rössl

"Ich wollte immer Rösslwirtin sein"

23.06.2025 um 08:47, Jürgen Philipp
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1711 kam die bayrische Braufamilie Peter nach St. Wolfgang und legte den Grundstein für ein berühmtes Haus: Im Weissen Rössl am Wolfgangsee.

CHEFINFO: Das „Weisse Rössl“ steht für Tradition pur. Leben Sie von dieser Tradition oder kann diese auch eine Bürde sein?
Gudrun Peter: Prinzipiell bin ich der Meinung, dass alles im Leben zwei ­Seiten hat. Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muss man sich verdienen. Es ist Fluch und Segen zugleich, denn jeder hat ein vorgefertigtes Bild von unserer Marke. Wir kämpfen daher gegen das gesicherte Vorurteil. Das „Weisse Rössl“ im Film oder in der Operette hat nichts mit dem von heute zu tun. Wir haben daher versucht, das Haus in mehrere Bereiche zu teilen. Wenn jemand einen Tagesausflug macht und auf der Terrasse sitzt, dann erlebt er diese ­Klischees. Dort steht etwa der Peter Alexander als Holzfigur. Im Rest des ­Hauses sucht man das vergeblich.

Mit der Operette und den Filmen wurden diese Klischees erst eta­bliert. Wie kam es dazu?
Peter: Das ist uns einfach passiert. Das Lustspiel, auf dem der Film basiert, wurde 1894 von Blumenthal und Kadelburg geschrieben. Blumenthal hatte ein Haus in der Nähe von Bad Ischl, dort spielte sich angeblich auch die Liebesgeschichte ab. Ihm gefiel aber das Rössl. Der Rest ist künstlerische Freiheit. Die Operette von ­Ralph Benatzky wurde in 32 Sprachen übersetzt und ist nach wie vor eine der am meisten gespielten Operetten weltweit. Sie verkörpert alles, wonach sich Menschen sehnen: die heile Welt – und diese Sehnsucht ist international. Gott sei Dank hat sich meine Großmutter entschieden, dass wir ein Hotel bleiben und kein Filmset werden.

Bei allen Klischees und der ­Historie muss das Haus modernen Standards entsprechen. Muss man als ­„Weisses Rössl“ bei dieser Transformation behutsamer vorgehen?
Peter: Meine Vorfahren waren schon immer Unternehmer und nicht Unterlasser. 1982 hatten wir bereits eine Wärmepumpe im Haus und mussten Strafe zahlen, weil wir den Ölkessel rausgeworfen haben. 1999 haben meine Eltern das Seebad umgebaut, ein unheimlicher Kraftakt. Bei uns gibt es keine klassische Klimaanlage, sondern eine Seewasserkühlung. Wir waren also schon nachhaltig, als es noch nicht modern war. Wir entwickeln uns permanent weiter und schauen, was wir besser machen können. Uns ist es wichtig, dass wir nicht zeitgeistig, sondern zeitgemäß sein wollen. Wir jagen nicht jedem Trend hinterher. Aktuell haben wir neue Mitarbeiter­unterkünfte gebaut und eine Kochschule, denn die Basis von allem ist gutes Essen. Das war in St.  Wolfgang immer schon. Als die Pilger kamen, gab es nach langem Fasten am Ziel die große Party. Deshalb kam meine Familie 1711 hierher, weil sie eine von damals sieben Brauereien gründeten, welche die Pilger versorgten. In St. Wolfgang gab es deshalb – trotz der Lage mit Talschluss – nie Inzucht, weil seit Jahrhunderten viele ­Gäste hier waren und manch einer hinterließ neun Monate ­später ein Souvenir.

Eine ganz persönliche Frage: Wie ist es, die Rössl-Wirtin zu sein und wie wächst man damit auf?
Peter: Wir haben als Kinder den Film nachgespielt und ich wollte immer die Rössl-Wirtin sein. Man wächst in einem riesigen Abenteuerspielplatz auf. Und man wächst sehr kommunikativ auf mit all den verschiedenen Sprachen, gleichzeitig lernt man Etikette. Nun steht die sechste Generation in den Startlöchern. Meine Tochter arbeitet bereits im Haus und ist ähnlich gestrickt wie ich. Damit steht fest, dass es wieder eine Rössl-Wirtin geben wird. 

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