Geschäfte mit Biss
Inhalt
- Starke Veränderungen
- Zahlreiche Probleme
- Global vernetzt
- Ein wichtiger Markt
- „Local to local“-Strategie
- Chancen für Anleger
China, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Erde, verliert an Schwung. Hauptverantwortlich dafür sind eine sinkende Inlandsnachfrage nach Konsumgütern und ein schwächelnder Immobiliensektor. Obwohl Schwäche relativ ist: Der Internationale Währungsfonds (IMF) rechnet für 2025 mit einem Wachstum von 4,5 Prozent (2023 lag dieses bei 5,2 %), in Österreich soll die Wirtschaft nur um 1,1 Prozent steigen.
Starke Veränderungen
Eine Branche, die in China weiterhin scheinbar auf Erfolgskurs ist, ist jedoch die Automobil-Branche – Stichwort „E-Mobilität und autonomes Fahren“. Hier ergeben sich dementsprechende Chancen für die heimische Wirtschaft. Doch wie kommt man mit einem chinesischen Unternehmen überhaupt ins Geschäft? Franz Rössler, WKÖ-Wirtschaftsdelegierter und zurzeit in Peking tätig, kennt die Feinheiten, auf die es ankommt: „China ist ein sehr komplexer Fernmarkt, den es zu verstehen gilt. Besonders durch die Abschottung während der Corona-Zeit, aber nicht nur dadurch hat sich das Land wirtschaftlich stark verändert. Heute gibt es in vielen Bereichen einen starken Wettbewerb zwischen chinesischen Unternehmern, das war vor 20 Jahren noch anders.“

Zahlreiche Probleme
Laut Rössler sind viele oberösterreichische Unternehmen in China tätig, da ihre Produkte – etwa im Bereich Maschinenbau – Teil der globalen Wertschöpfungskette sind. Und genau hier liegt auch das Problem: „Man merkt, dass die Bevölkerung spart und wenn weniger Produkte – etwa Textilien – gekauft werden, spüren das auch die Zulieferer.“ Doch nicht nur die zurückhaltende Nachfrage macht der Wirtschaft in China Probleme. „Auch hier stimmen die Anforderungen des Arbeitsmarkts nicht mit den Ausbildungen der jungen Menschen überein, daher versuchen viele österreichische Unternehmen, vor Ort Fachkräfte auszubilden.“ Diese Schwierigkeiten bestätigt auch Hans Selleslagh, Österreich-Sprecher des Online-Brokers Freedom24: „Viele Konsumenten zögern mit Ausgaben. Da spielen die hohe Arbeitslosigkeit unter Jungen, aber auch hohe Lebenshaltungskosten im urbanen Raum bei teils überschaubaren Löhnen eine Rolle.“ Neben diesen Herausforderungen stellen laut dem Experten auch die Spannungen in den Handelsbeziehungen mit den USA einen Unsicherheitsfaktor für Chinas exportorientierte Wirtschaft dar.

Global vernetzt
Dass es in einer global vernetzten Wirtschaft wichtig ist, in China selbst zu produzieren, bestätgt auch Clemens Steiner, CEO der Tiger Coatings GmbH aus Wels: „In unserem Geschäft können wir es uns nicht leisten, nicht in China tätig zu sein. Denn das Verstehen der individuellen Bedürfnisse und Vorlieben der Kunden in der Entwicklung neuer Trend Colors und Print Designs und ultraschnelle Lieferungen sind der Schlüssel zum Erfolg. Zurzeit arbeiten für das oberösterreichische Unternehmen etwa 350 Mitarbeiter an drei chinesischen Standorten. Von Shanghai, Meishan (Chengdu) und Fogang aus werden nur lokale Märkte beliefert, das heißt, es werden keine Erzeugnisse nach Österreich geliefert“, sagt Steiner und ergänzt: „Wir erwirtschaften in China etwa ein Drittel unseres Umsatzes, der sich auf rund 300 Millionen Euro beläuft.“
Ein wichtiger Markt
In China tätig ist auch der oberösterreichische Technologie-Spezialist Miba, wie F. Peter Mitterbauer, Miba-Vorstandsvorsitzender, erklärt: „Das erste Miba-Werk in China haben wir bereits im Jahr 2007 in Suzhou eröffnet, seither haben wir unsere Aktivitäten laufend erweitert und stehen jetzt eben bei zwei Werken in Suzhou und einem in der Region Shenzhen. Mittlerweile beschäftigen wir in unseren chinesischen Werken mehr als 1.100 Mitarbeiter. Und zurzeit bauen wir in der Region Shenzhen einen weiteren, vierten Produktionsstandort in China.“

„Local to local“-Strategie
Warum die Miba ihr wirtschaftliches Engagement in China weiter ausbaut, hat laut Mitterbauer einen einfachen Grund: „Entsprechend unserer ‚Local to local‘-Strategie produzieren wir in China für unsere chinesischen Kunden – genauso wie in Europa für europäische Kunden oder in den USA für US-Kunden. Daher auch unsere breite Präsenz in China.“ Der Firmenphilosophie folgend ist die Miba daher auch mit der gesamten Technologie-Palette des Unternehmens in China vertreten.

Chancen für Anleger
Dass sich Investitionen am chinesischen Markt auch für andere oberösterreichische Unternehmen lohnen könnten, erklärt Selleslagh: „Jüngste Reformen haben ausländischen Investoren den Einstieg in chinesische A-Shares erleichtert, indem die Schwellenwerte für den Aktienbesitz gesenkt und die Behaltefrist verkürzt wurde. Dieser Schritt zeugt von der Entschlossenheit, den Markt zu öffnen und bietet Möglichkeiten, ausländisches Kapital zu generieren.“ Darüber hinaus hat sich die chinesische Regierung der Ankurbelung des Konsums verschrieben, wie Selleslagh erläutert: „Dazu zählt ein Paket im Ausmaß von zehn Billionen Yuan (etwa 1,3 Billionen Euro), mit denen in diversen Regionen die lokale Wirtschaft, die notwendige Infrastruktur und der Konsum gefördert werden sollen. Für Anleger bieten sich einige Chancen in Sektoren, die auf die Bedürfnisse der Konsumenten ausgerichtet sind, insbesondere in den Bereichen Technologie, elektronischer Handel und grüne Industrie.“
