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Bauschutz Geschäftsführung
Die beiden Bauschutz-Geschäftsführer Michael Stadler und Klaus Kriechbaumer am Standort in Wels.
Die beiden Bauschutz-Geschäftsführer Michael Stadler und Klaus Kriechbaumer am Standort in Wels.
HERMANN WAKOLBINGER

Bauschutz: 65 Jahre Wachstum in der Nische

07.06.2023 um 15:02, Klaus Schobesberger
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Das Welser Familienunternehmen Bauschutz konnte In den letzten ­zwanzig Jahren ihren Umsatz vervierfachen. Die Energiewende füllt die Auftragsbücher.

Mitarbeiter am Welser Firmensitz manövrieren die sperrigen Metallteile in Sandstrahlkabinen, wo sie für die Beschichtung vorbereitet werden. Auswärts arbeiten deren Kollegen an Brücken und in Tunneln, werden in Kraftwerken sowie an Seilbahnstützen gesichtet und generell an Orte gesandt, wo es im großen Stil etwas zu sanieren und zu schützen gilt. „Wir kommen überall dort zum Einsatz, wo es um Werterhaltung der Bausubstanz geht“, sagt Michael Stadler, der gemeinsam mit Klaus Kriechbaumer die Geschäfte der Bauschutz GmbH & Co KG leitet. Der Firmenname ist Programm. Seit 65 Jahren wächst das Unternehmen konsequent in der Nische. In den Bereichen Korrosionsschutz und Industriebodenbeschichtung ist man laut eigenen Angaben Marktführer in Österreich. Über die Jahre sind Betoninstandsetzung, baulicher Brandschutz, Industriebrandschutz, Bodenmarkierungen sowie Schadstoffsanierung hinzugekommen. „Es ist die Breite des Betätigungsfelds, die uns einzigartig macht“, erklärt Klaus Kriechbaumer. Auch wenn die Dienstleistungen der Spezialisten in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen werden, so sind sie doch unverzichtbar für die klassische Baubranche.

Von Wien bis Zürich gefragt

Zurzeit wird beispielsweise in den Röhren des Linzer Westrings an der Tunnelbeschichtung gearbeitet. Das aufgebrachte Kunstharz hat einen doppelten Nutzen: Es reflektiert das Licht und schützt den Beton vor der zersetzenden Wirkung des Streusalzes. Für die staatliche Infrastrukturholding Asfinag werden oberösterreichweit alle Straßenmarkierungsarbeiten auf Autobahnen durchgeführt – ein Streckennetz, das mehrere 100 Kilometer Fahrbahn umfasst. Weitere Leuchtturmprojekte in Linz sind der Med Campus, die neue Donaubrücke oder das Musiktheater. In Wien wurde das berühmte Palmenhaus aus Glas und Stahl revitalisiert und der Kaiser-Franz-Josef-Bahnhof saniert. Drei Jahre dauerte es, das Gebäude fachgerecht zu entkernen und schädliche Baustoffe wie Asbest auszubauen. „In sogenannten Schwarzbereichen wird das Material unter hohen Sicherheitsvorschriften für das Personal in Big-Bags luftdicht verpackt und über Schleusensysteme aus dem Baustellenbereich gebracht“, erklärt Stadler den aufwendigen Vorgang. Auch im Ausland ist das Know-how der Oberösterreicher gefragt:  Für den Flughafen Zürich wurden rund 100.000 Quadratmeter Parkraum in sechs Monaten beschichtet.

Wir kommen überall dort zum Einsatz, wo es um Werterhalt der Bausubstanz geht.

Michael Stadler

Kampf gegen den Rost & Co 

Das verbindende Element all dieser Tätigkeiten ist die Bauchemie. Aus diesem Bereich kommen die sechs Gründer, die das Unternehmen 1958 ins Leben gerufen haben und deren Familien heute noch die Anteile am Unternehmen halten. In der Nachkriegszeit bestand großer Bedarf an Korrosionsschutz von Stahlbauteilen, insbesondere für Turbinen im Kraftwerksbau. „Die Herausforderung damals war es, die neuen Zweikomponentenprodukte für die Beschichtung anzuwenden. Es war Neuland für Unternehmen“, sagt Kriechbaumer. Heute sind die Möglichkeiten der Untergrundvorbehandlung fortschrittlicher und die Anstriche umweltfreundlicher. Kaum Fortschritte gibt es hingegen bei der Automatisierung. „Speziell der Bereich Sanierung ist von Manpower abhängig“, sagt Stadler. Fehlende Arbeitskräfte sind auch der Hemmschuh beim Wachstum. Speziell seit der Coronapandemie fehlen Menschen aus dem EU-Ausland. Das Unternehmen versuche derzeit alles, sichtbarer zu werden und sich bei potenziellen Mitarbeitern als Arbeitgeber zu präsentieren.

Wir sind sehr breit aufgestellt. Wir nennen es das Tausendfüßlerprinzip.

Klaus Kriechbaumer

Großauftrag aus Deutschland 

Von der sich abschwächenden Baukonjunktur ist Bauschutz weniger abhängig. „Unsere Kunden sind im Wesentlichen nicht Private, sondern Industrie- und Gewerbebau sowie die öffentliche Hand. Wir sind sehr breit aufgestellt: Wir nennen es das Tausendfüßlerprinzip“, sagt Kriechbaumer. Einzelne Umsatzrückgänge werden durch andere Bereiche wie die boomende Energieerzeugung ausgeglichen. Eine der größten Baustellen aktuell ist ein Speicherkraftwerk am Fuße des Großglockners. Um die im Berg verbauten Stahlrohre für den Wassertransport zu reinigen und zu beschichten, wurden riesige Befahranlagen in den Rohren installiert. Auch vom notwendigen Ausbau der Stromnetze in Europa profitieren die Welser. Hochspannungsleitungen werden über mächtige Stahlgittermaste geführt, deren Einzelwinkel und Module vor der Montage gegen Korrosion behandelt werden. Eines der größten Stromtrassenprojekte ist vom Norden Deutschlands in den Süden geplant. Dafür hat Bauschutz große Aufträge von Übertragungsnetzbetreibern erhalten. 10 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet Bauschutz außerhalb Österreichs im DACH-Raum. Wachstumstreiber ist auch der Sanierungstrend bei Hallen- und Industrieböden. Insgesamt hat sich der Umsatz in den letzten 20 Jahren vervierfacht. 2022 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von rund 78 Millionen Euro, inklusive Zeitarbeiter zählt Bauschutz 500 Mitarbeiter. Neben Wels hat Bauschutz je ein Werk in Linz und St. Pölten, ein weiteres entsteht in Kirchdorf am Wagram (NÖ), sowie eine Niederlassung in Wien.

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