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Stefan Krispel in seinem Weinkeller
2015 übernahm Stefan Krispel offiziell den Betrieb und begann, das Weingut Schritt für Schritt in ein Genussgut zu verwandeln.
2015 übernahm Stefan Krispel offiziell den Betrieb und begann, das Weingut Schritt für Schritt in ein Genussgut zu verwandeln.
Bernd Grosseck

Genussgut Krispel: Wachstum mit Weitblick

29.10.2025 um 10:03, Patrick Deutsch
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Das Genussgut Krispel im steirischen Vulkanland hat sich vom kleinen steirischen Buschenschank zur erlebbaren Manufaktur entwickelt.

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Ein kühler Morgen im steirischen Vulkanland. Über den sanften Hügeln hängt feiner Nebel, aus dem das Dach des Genussguts Krispel auftaucht. Hier, in Straden, hat alles klein begonnen: mit einem Buschenschank, einer Handvoll Schweine und 0,2 Hektar Reben. 1989 übernahm Vater Toni Krispel den Hof. Er war gelernter Schlosser, ohne landwirtschaftliche Ausbildung, aber mit dem Willen, etwas Eigenes aufzubauen. „Er wollte etwas produzieren, das man angreifen kann“, erzählt Sohn Stefan, der den Betrieb heute gemeinsam mit seiner Frau Julia führt.

Familiäres Fundament

Gemeinsam mit seiner Frau Daniela legte Toni Krispel den Grundstein für das, was später zur Marke werden sollte. Schritt für Schritt wuchs der Betrieb. 1993 entstand der Buschenschank mit Zimmern. Die Gastronomie wurde zum Herzstück des Hauses und prägt bis heute als „Genusstheater“ den Hof. Als Stefan 2007 einstieg, zählte der Betrieb drei Mitarbeiter und kaum mehr als zehn Hektar Weinanbaufläche. Doch der Sohn hatte größere Pläne und wollte etwas verändern. „Entweder ihr lasst mich machen oder ich gehe“, sagte er damals. Die Eltern waren skeptisch, doch Stefan setzte sich durch. Der Betrieb begann zu wachsen, nach der Übernahme 2015 teils mit beeindruckender Geschwindigkeit.

Julia und Stefan Krispel
Julia und Stefan Krispel führen das Genussgut im steirischen Vulkanland mit Herz und Weitblick.

Genussphilosophie

Heute ist das Genussgut Krispel weit über die Grenzen der Steiermark hinaus bekannt. Neunzig Prozent der Weine werden außerhalb der Region verkauft, und dennoch bleibt das Ziel, die Menschen dorthin zurückzubringen, wo alles begann. „Das greifbare Weingut ist unser Markenkern“, sagt Krispel. Ein Grund, warum das Genussgut als Erlebnismanufaktur geführt wird und Besuchern einen Blick hinter die Kulissen erlaubt.

Nachhaltig & zukunftsfit

Diese Haltung prägt auch die Arbeit am Hof. Der Betrieb ist heute vollständig biologisch zertifiziert und arbeitet in einem Kreislauf aus Landwirtschaft, Weinbau und Tierhaltung. Schweinemist, Trester und Vulkanlandkohle werden zu wertvollem Humus verarbeitet, um den Böden etwas zurückzugeben. „Gerade im Weinbau können wir nicht 30 Jahre lang etwas runterschneiden und dann erwarten, dass der Boden in 40 Jahren in einem guten Zustand ist“, sagt Krispel. Der Boden gilt als wichtigster Partner. Was er hergibt, bestimmt die Qualität der Produkte.

Innovation aus dem Bauch

Neue Produkte entstehen selten am Reißbrett. Vieles, wie etwa der alkoholfreie Wein, folgt dem Bauchgefühl. „Wir machen, was uns schmeckt“, sagt Julia Krispel. Innovation und Regionalität schließen sich nicht aus, sie wachsen aus derselben Haltung: neugierig sein, aber verwurzelt bleiben. Für Stefan Krispel existiert aber auch ein Spannungsfeld zwischen Tradition und Fortschritt. „Wir sind als Winzer natürlich ein bisschen gefesselt“, sagt er. „Wir haben kein hippes Produkt. Man kann innovativ, aber nie zeitgeistig sein.“ Die Weingärten, auf denen alles aufbaut, stehen seit Jahrzehnten an ihrem Platz. „Wir sind in der Tradition gefangen, wollen uns aber modern präsentieren und neue Wege finden, ohne die Wurzeln zu verleugnen“.

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