Amoklauf: Polizei nennt neue Details zu Ermittlung
- Angaben zum Täter
- Tatablauf: Funkprotokolle zeigen minutiöse Einsatzkette
- Elf Tote, elf Verletzte
- Sicherheitsmaßnahmen an Schulen ausgeweitet
Einen Tag nach dem Amoklauf am BORG Dreierschützengasse in Graz hat die Polizei neue Erkenntnisse zum Stand der Ermittlungen bekannt gegeben. Das Landeskriminalamt Steiermark (LKA) hat bereits am Nachmittag des 10. Juni erste Vernehmungen im sozialen Umfeld des mutmaßlichen Täters durchgeführt.
Angaben zum Täter
Bei dem Schützen handelte es sich um einen 21-jährigen österreichischen Staatsbürger, geboren in der Steiermark, der gemeinsam mit seiner alleinerziehenden Mutter in einem Haushalt im Bezirk Graz-Umgebung lebte. Der Vater, ein gebürtiger Armenier, war seit längerer Zeit getrennt von der Familie.
Im Zuge einer Hausdurchsuchung haben Spezialisten des Sprengstoffkommandos (SKO) mehrere belastende Gegenstände gesichert. Darunter befindet sich eine nicht funktionsfähige Rohrbombe sowie schriftliche Skizzen und Hinweise auf einen möglichen Sprengstoffanschlag. Zusätzlich hat die Polizei handschriftliche Abschiedsnachrichten und ein Abschiedsvideo gefunden. Einen Rückschluss auf das Motiv würden diese nicht zulassen, so die Ermittler. Die Auswertung von sichergestellten Spuren und Datenträgern werde noch mehrere Wochen in Anspruch nehmen.
Tatablauf: Funkprotokolle zeigen minutiöse Einsatzkette
Laut ersten offiziellen Auswertungen der Funkprotokolle ist der Notruf bei der Polizei am 10. Juni um exakt 10.00 Uhr eingegangen. Bereits sechs Minuten später war die erste Streife mit schwerer Schutzausrüstung vor Ort. Kurz darauf trafen die Spezialkräfte der Schnellen Interventionsgruppe (SIG), der Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität (EGS) sowie das Einsatzkommando Cobra ein. Um 10.17 Uhr war das Gebäude so weit gesichert, dass die Rettungskräfte mit ihrer Arbeit beginnen konnten.
"Das rasche polizeiliche Vorgehen der oft gemeinsam trainierenden Polizeieinheiten sowie der schnelle Rettungseinsatz dürfte dem Anschein nach mehreren Menschen das Leben gerettet haben", so die Polizei via Aussendung.
Die beiden am Tatort sichergestellten Schusswaffen – eine Pistole und eine Schrotflinte – waren legal im Besitz des Täters. Sie werden jetzt kriminaltechnisch untersucht.
Elf Tote, elf Verletzte
Bei dem Amoklauf sind elf Menschen ums Leben gekommen. Neben dem Täter selbst, der sich laut Polizei noch im Schulgebäude das Leben genommen hatte, starben sieben Schülerinnen und drei Schüler im Alter von 14 bis 17 Jahren sowie eine Lehrerin. Sie erlag noch am Abend im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen. Mit Ausnahme eines Schülers aus Polen handelt es sich bei allen Opfern um österreichische Staatsbürger.
Zusätzlich wurden elf Menschen verletzt. Laut Polizei und KAGES schwebt derzeit niemand mehr in Lebensgefahr. Die Verletzten sind zwischen 15 und 26 Jahre alt und stammen aus Österreich (8), Rumänien (2) und dem Iran (1). Weitere Angaben werden aus Rücksicht auf die Angehörigen und die laufenden Ermittlungen nicht gemacht.
Sicherheitsmaßnahmen an Schulen ausgeweitet
Als unmittelbare Reaktion auf die Geschehnisse hat die Bundespolizeidirektion weitere Schutzmaßnahmen für Bildungseinrichtungen angeordnet. Dazu zählen verstärkte Bestreifungen rund um Schulen sowie die intensive Kontaktaufnahme mit Lehrpersonal und Schulverantwortlichen. Im Rahmen der Initiative GEMEINSAM.SICHER wird derzeit gezielt das Gespräch mit Eltern, Schüler:innen und Lehrkräften gesucht, um Sorgen aufzufangen und Prävention zu stärken.
Parallel dazu leisten weiterhin Kriseninterventionsteams psychologische Betreuung für Angehörige, Augenzeugen und betroffene Personen. Die Ermittlungen zu den Tatumständen und insbesondere zur ungeklärten Motivlage werden weiterhin mit Hochdruck geführt.