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Ein Polizist in Schutzkleidung und mit Helm steht vor einem modernen Schulgebäude. Im Hintergrund sind parkende Autos und weitere Gebäude sichtbar. Die Szene spielt bei Tageslicht im Freien, das Gelände ist eingezäunt.
Nach mehreren Amokdrohungen sind Polizisten in voller Ausrüstung regelmäßig an Schulstandorten im Einsatz.
Nach mehreren Amokdrohungen sind Polizisten in voller Ausrüstung regelmäßig an Schulstandorten im Einsatz.
ERWIN SCHERIAU / APA / picturedesk.com

Trittbrettfahrer: Schon 30 Einsätze an Schulen

17.06.2025 um 16:12, Stefanie Hermann
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Nach dem Amoklauf in Graz kommt es vermehrt zu Trittbrettfahrern. Über 30 Mal musste die Polizei seither zu Einsätzen an Schulen ausrücken.

Eine Woche nach dem Amoklauf in Graz kommt Österreich nicht zur Ruhe, es mehren sich weiterhin die Drohungen gegen Schulen. Allein in der vergangenen Woche musste die Polizei in 30 Fällen an Schulen ausrücken. Das gab Landespolizeidirektor Gerald Ortner am Rande einer Pressekonferenz zu den laufenden Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Amoklauf in Graz bekannt.

Polizei erhöht Sicherheitsmaßnahmen an Schulen

Nach der Bluttat am Grazer BORG Dreierschützengasse hat die Polizei umgehend reagiert. In Absprache mit dem Innenministerium sind die Streifendienste an Schulen intensiviert worden. Zusätzlich wurden bestehende Amok-Sicherheitskonzepte mit den Bildungseinrichtungen besprochen. Die sichtbare Präsenz an Schulen soll sowohl die objektive Sicherheit als auch das subjektive Sicherheitsgefühl erhöhen.

Über 700 Einsatzstunden seit dem Vorfall

Seit dem Amoklauf hat die Zahl der Bedrohungen deutlich zugenommen. Über 700 Einsatzstunden seien bereits aufgebracht worden, bestätigt Ortner. Viele davon seien durch sogenannte Trittbrettfahrer ausgelöst worden, die mit gezielten Falschmeldungen, Drohungen oder Andeutungen versuchten, Angst und Chaos zu stiften. Die Ressourcenbindung sei enorm.

Von Evakuierungen bis Bombendrohung

Mehrere Drohungen haben konkrete Einsätze ausgelöst. So wurde etwa am Mittwoch eine Grazer Volksschule evakuiert, am Donnerstagvormittag ein Schulzentrum in Stainz. Auch der Grazer Hauptbahnhof war Ziel einer Drohung. In Guntramsdorf bei Wien ist es am Montag zu einer Amokdrohung per E-Mail gekommen, woraufhin die Schule evakuiert wurde. In keinem dieser Fälle konnte ein realer Gefahrenmoment festgestellt werden, alle Durchsuchungen verliefen negativ. Über viele Einsätze wird aber auch bewusst geschwiegen.

Keine Bühne für Nachahmer

„Es gibt vermehrt Personen, die versuchen, die aktuelle Lage zu nutzen, um mehr Angst und Verunsicherung in der Bevölkerung zu schüren", erklärt der steirische Polizeisprecher Sabri Yorgun via X. Ihnen wolle man bewusst keine mediale Plattform bieten. Auch die Medien wurden um Zurückhaltung ersucht, um keine Nachahmungseffekte zu erzeugen.

Festnahme in Guntramsdorf

Unterdessen konnten die Ermittler einen Erfolg in Guntramsdorf erzielen. Die Polizei hat einen 19-jährigen Österreicher als möglichen Verfasser der E-Mail-Drohung ausgeforscht. Er wurde festgenommen und befindet sich in U-Haft. Die Hausdurchsuchung brachte elektronische Geräte zutage, deren Auswertung noch andauert. Laut Polizei habe sich der Mann bisher nicht geständig gezeigt. Ihm drohen nicht nur strafrechtliche Konsequenzen, sondern auch die Übernahme der Einsatzkosten.

Harte Konsequenzen

Die Konsequenzen für Trittbrettfahrer sind erheblich: Die Verbreitung von Amok- oder Bombendrohungen ist kein Kavaliersdelikt. Von hohen Geldbußen bis hin zu mehrjährigen Haftstrafen drohen empfindliche Konsequenzen. Darüber hinaus müssen die Verursacher für die oft aufwendigen Polizeieinsätze finanziell aufkommen. Diese können, abhängig von Personalaufwand und Einsatzdauer, hohe fünfstellige Beträge erreichen.

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