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Günther Steiner im Profil
Steiner klagt Haas, Haas klagt jetzt zurück.
Steiner klagt Haas, Haas klagt jetzt zurück.
Marco Bello / REUTERS / picturedesk.com

Streit eskaliert: Haas klagt Ex-Teamchef Steiner

14.05.2024 um 09:55, Anna Kirschbaum
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Zwischen dem Kult-Teamchef und seinem ehemaligen Rennstall fliegen die Fetzen. Günther Steiner klagt Haas, Haas klagt zurück. Was dran ist am Rechtsstreit.

Der Abgang von Günther Steiner zum Jahreswechsel war kein schöner. Das Haas-Aus des mittlerweile zur Kultfigur avancierten Südtirolers kam für viele überraschend. Auch wenn die Trennung halbwegs versöhnlich wirkte, hinter den Kulissen dürfte es bereits damals ordentlich geknirscht haben. Monate nach Vertragsende eskaliert der seither schwelende Konflikt jetzt völlig. Beide Parteien sind bereit, vor Gericht zu ziehen. Wie ist das passiert?

Akt 1: Die Trennung

Nach zehn gemeinsamen Jahren hat sich Haas im Jänner 2024 von seinem langjährigen Teamchef getrennt. Gekündigt wurde der 59-Jährige keineswegs. Der Rennstall hat sich schlichtweg dazu entschieden, den auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Übernommen hat an seiner statt Ayao Komatsu, der zuvor als leitender Renningenieur bei Haas tätig war.

Steiner hat mit seinen teils unkonventionell unzensierten Aussagen in der Netflix Doku-Serie "Drive to Survive" das Herz einer weltweiten Fangemeinde erobert. Sportlich war der Kult-Teamchef zuletzt aber leider alles andere als erfolgreich. Haas hatte die vorangegangene Saison auf dem enttäuschenden letzten Platz beendet. Völlig überraschend kam das Ende der Ära Steiner deshalb nicht. Der Südtiroler hat sein Aus bei Haas öffentlich relativ gelassen hingenommen.

Akt 2: Steiner klagt Haas

Problematisch: Nach der Trennung habe es noch ausstehende Zahlungen gegeben, von denen Haas sich weigerte, sie zu leisten. Anfang Mai hat Steiner seinen ehemaligen Arbeitgeber wegen ausstehender Provisionen verklagt. "Haas F1 hat sich entschieden, Herrn Steiners Arbeitsvertrag nicht zu verlängern. Dies war das Recht des Teams", heißt es in den Klagsdokumenten. "Nicht rechtens ist, dass sich Haas F1 geweigert hat, Herrn Steiner den im Rahmen seines Arbeitsvertrags geschuldeten Betrag zu zahlen." Viele Stellen des Dokuments sind geschwärzt, nicht ganz klar ist also, wofür Steiner die angesprochenen Provisionen zugestanden haben sollen. Vermuten lässt sich, dass es sich um Sponsoringverträge handelt, die er für Haas abgeschlossen hat.

Zudem moniert das ehemalige Haas-Mastermind, dass das F1-Team weiter mit seiner Person werbe. In der Schrift heißt es, der Rennstall habe "kein Recht, den Namen, das Bild und die Abbildung" Steiners zu verwenden oder sie "in irgendeiner Form von Medien zu verwerten". Auch dafür verlangt Steiner Entschädigung.

Wirklich angewiesen dürfte der F1-Star und Unternehmer aber nicht darauf sein. Nach seinem Aus bei Haas hat Steiner, der in den USA unter anderem ein Unternehmen für Verbundwerkstoffe betreibt, als Experte bei RTL angeheuert. Auch mit seinem 2023 erschienenem Buch "Surviving to Drive" und begleitenden Auftritten wie Lesungen, dürfte sich Steiner ein ansehnliches Zubrot verdienen.

Akt 3: Haas klagt Steiner

Genau jenes Werk ist für Haas Stein des Anstoßes. In Steiners Buch sieht Haas Automation, Mutterunternehmen des Rennstalls, seine Interessen verletzt. "Es ist wahrscheinlich, dass die Konsumenten entgegen der Fakten glauben, dass [das Buch] verkauft, autorisiert oder von Haas Automation anderweitig gesponsert wird, oder dass [Steiner und sein Verlag] auf irgendeine Weise von Haas Automation gesponsert oder unterstützt werden", so der Vorwurf des Unternehmens.

Das Titelbild sowie mehrere Fotos im Buch würden die Markenrechte des Rennstalls verletzten. Die Bilder zeigen Personen in Haas-Teamkleidung, das 2022er-Auto mit den geschützten Logos und Schriftzügen von Haas Automation. Für genau diese Nutzung habe Steiner keine Genehmigung gehabt. "Ohne die Erlaubnis oder die Zustimmung von Haas Automation zu haben, hat Steiner [ein Buch] geschrieben, vermarktet, verkauft, in Umlauf gebracht und davon profitiert", heißt es in der in Kalifornien eingereichten Klagsschrift.

Haas Automation fordert deswegen Schadensersatz für Urheberrechtsverletzungen und falsche Ursprungsdesignation. Über die genaue Summe liegen keine Informationen vor. Steiners Buch wurde aber bislang mehr als 150.000 Mal verkauft, der erzielte Erlös dürfte bei rund 4,2 Millionen Euro liegen.

Der mögliche Ausgang

Es ist zu erwarten, dass Steiner das nicht auf sich sitzen lassen wird. Der impulsive Südtiroler behauptet nämlich seinerseits, dass Haas von seinem Ruf profitiere, ohne in dafür zu kompensieren. Was den Rechtsstreit um die Markenrechtsverletzung angeht, spekulieren Experten, dass Steiner sich auf "Fair Use" im Urheberrecht berufen könnte.

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