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Der Referee beim Video-Check: Nun auch in Österreich
Der Referee beim Video-Check: Nun auch in Österreich
Laszlo Balogh / AFP / picturedesk com

VAR in Österreich: Betrug an der Emotion oder mehr "Durchblick"?

30.06.2021 um 16:04, Philipp Eitzinger
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"Da dauert ja jedes Spiel zwei Stunden, so viel, wie die bei uns kontrollieren müssen!" So unkten Fans, als klar wurde, dass der Video-Referee nun auch in Österreich kommt. Der VAR polarisiert - auch wenn der Sponsor "Durchblick" verspricht...

Eins muss man den Verantwortlichen bei ÖFB und Bundesliga lassen: Sie haben Humor. Der Sponsor des "Video Assistant Referee" in Österreich ist das Internet-Portal Durchblicker.at - aber haben die Diskussionen um die Pfiffe von Schüttengruber, Lechner und Co. damit wirklich ein Ende?

Die Erfahrung aus anderen Ländern sagt ganz klar: Nein! Es gibt zwar tatsächlich viel weniger gravierende Fehlentscheidungen. Aber dies ist ein Luxus, den viele Fans und auch so mancher Spieler nicht haben wollen: Für sie ist spontane Freude bei einem Tor wichtiger als korrekte Abseits-Entscheidungen - die dürfen demnach ruhig auch mal falsch sein.

Arnautovic dagegen, Foda dafür

"Man kann sich nicht mehr über ein Tor freuen, man muss immer warten, bis irgendwelche Leute irgendwas entscheiden", schimpfte etwa Marko Arnautovic nach dem EM-Achtelfinale gegen Italien, als ihm ein Tor wegen knappem Abseits aberkannt worden war: "Das hat mit Fußball nichts mehr zu tun!"

Teamchef Franco Foda sieht es nüchterner. "Ich bin für den VAR, weil ich schon immer betont habe, dass im Fußball Gerechtigkeit herrschen muss", sagte er: "Diesmal hat es uns getroffen, damit muss man leben!" Sprich: Wenn ein Tor für den Gegner nach VAR-Überprüfung zurückgenommen wird, ist man ja auch nicht traurig darüber.

"Der Grundzustand vieler Fußball-Fans ist der des Sich-Betrogen-Fühlens", philosophiert Schiedsrichter-Experte Alex Feuerherdt vom Blog "Collinas Erben". Ohne den VAR konnte man sich nach Fehlentscheidungen um den Sieg betrogen fühlen. Nun werde man eben um die Emotionen betrogen.

"Schiri, bist du blind?"

Künstliche Intelligenz als Lösung?

Vor allem Abseitsentscheidungen zehren an den Nerven der Beteiligten. Weil es hier bei engen Situationen eben eine Minute dauern kann, bis es eine Entscheidung gibt. Darum arbeitet die FIFA an einem System, das mittels Künstlicher Intelligenz die Abseitspfiffe innerhalb von Sekundenbruchteilen ermöglicht. Bis zur WM in eineinhalb Jahren soll das System einsatzbereit sein.

"Es ist sehr unbefriedigend, Tore nach dem Torjubel zurücknehmen zu müssen", erklärt Trainerlegende Arsène Wenger, der nun bei der FIFA für die globale Fußballentwicklung zuständig ist: "Wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass dieses KI-System eingeführt wird, sodass es das unmittelbare Signal an das Schiedsrichter-Team gibt, sobald eine Abseitsstellung vorliegt!"

Bis ein solches zweifellos sündteures System in Österreich eingeführt wird, vergehen aber sicher noch viele Jahre. So lange kann man sich auf jeden Fall noch genüsslich über die Schiedsrichter aufregen...

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