Nadal verliert das Match gegen die Krankheit - nur wann?
Schon seit längerem leidet der Tennis-Gigant am Müller-Weiß-Syndrom, einer seltenen und nicht gänzlich heilbaren Krankheit, bei der die Knorpel im Fuß verknöchern. Dies ist extrem schmerzhaft und zwingt Nadal auch zu langen Pausen zwischen seinen Turnieren: Vor seinem Triumph bei den Australian Open hatte er fast fünf Monaten ausgesetzt, seit dem Finale in Indian Wells im März nahm sich Nadal auch wieder eine wochenlange Pause. Nur so war seine Teilnahme in Paris überhaupt möglich.
Nun wurde wiederum eine Nekrose im Kahnbein diagnostiziert. Es ist noch nicht offiziell, aber die Rasen-Saison und Wimbledon werden so gut wie sicher ohne Nadal stattfinden. Er hat schon während der letzten Wochen öfter als nur einmal angedeutet, dass dies seine letzten French Open sein könnten. So auch nach dem epischen Viertelfinal-Duell mit Novak Djokovic.
Sein Körper wird das Duell mit Nadal gewinnen
Nadal, der am Tag des Paris-Halbfinales gegen Alexander Zverev seinen 36. Geburtstag feiert, wird das Match gegen seinen Körper am Ende verlieren, so viel ist sicher: Bei Müller-Weiß gibt es keine Heilung, sondern maximal eine Linderung und jede übermäßige Belastung ist ein Schritt zu einer Zukunft, in der man nicht einmal schmerzfrei normal gehen kann.
Andererseits ist Nadal ein so ehrgeiziger Sportler, der so große Lust am Wettkampf hat, dass er alles dafür tut, um weiterhin auf den Platz gehen zu können. Daher sehen im Moment zwei Szenarien so aus, als wären sie die realistischsten: Ein zeitnaher Rücktritt oder der Versuch, noch zwei Jahre durchzuhalten.
Olympia 2024 in Roland Garros
Nadal ist zwar schon Olympiasieger im Einzel (2008) und im Doppel (2016), aber das nächste olympische Turnier übt einen besonderen Appeal aus: Bei den Spielen von Paris 2024 findet das Tennis-Turnier auf der Anlage von Roland Garros statt, die für Nadal quasi das Wohnzimmer ist, vor allem hier ist er zur Legende geworden. Ein olympischer Auftritt in Paris, womöglich sogar noch mit Erfolg, wäre ein fast kitschig-schöner Schlusspunkt.
Sollte Nadal aber merken, dass keine Möglichkeit besteht, es bis dahin zu schaffen, steht ein Rücktritt wohl noch in diesem Jahr im Raum. Im Grunde hat er seit seinem wilden Fünfsatz-Finalerfolg von Madrid gegen Ivan Ljubicic im Oktober 2005 - bei dem er einen 0:2-Satzrückstand aufholte und sich dabei eine Fraktur im Fuß zuzog ("Das hat mich Monate gekostet, war's aber wert!") - ständig größere und kleinere Verletzungssorgen. Dennoch ist er seit über 17 Jahren (!!!) ununterbrochen in den Top-10 der Weltrangliste – ein Rekord für die Ewigkeit. Ein Leben mit schmerzstillenden Mitteln, Spezialschuhen und eingeschränkter Beweglichkeit steht Nadal so oder so bevor.
Die Frage ist nur, wie lange er sich das noch auf dem Tennisplatz antut.
