Wahnsinns-Match von Nadal und Djokovic bis 1.16 Uhr nachts
Die Temperatur war längst auf unter 15 Grad abgekühlt, die Zuschauer saßen in Decken eingewickelt auf den Tribünen des Court Philippe-Chatrier, die Pariser Öffis waren schon längst in Nachtruhe – aber das extrem intensive Duell zwischen Rafael Nadal und Novak Djokovic war viel zu fesselnd, um zu gehen. Da am Mittwoch in Frankreich schulfrei ist, konnten selbst die Kids bis zum Schluss bleiben.
Und es zahlte sich aus: Die beiden Tennis-Giganten kämpften um jeden Punkt, ein durchschnittliches Aufschlagspiel dauerte über sieben Minuten und alleine der zweite Satz nahm 1:24 Stunden in Anspruch. Nachdem Nadal den ersten Durchgang mit 6:2 für sich entscheiden konnte, fühlte sich das sechste Game im zweiten Satz wie der Wendepunkt an: Nadal lag bei 3:2 Break vor, Breakbälle und Spielbälle wechselten sich ab, nach 18 Minuten (!) gelang Djokovic das Re-Break und in der Folge der Satzgewinn.
Nadal wirkte angeschlagen, sein kranker Fuß schien ihm wieder Probleme zu bereiten. Eine Wiederholung des letztjährigen Halbfinales, als Djokovic die klar größeren Kraftreserven hatte und letztlich souverän in vier Sätzen gewann, bahnte sich an. Doch daraus wurde nichts.
Nadal wieder voll da
Nach einer kurzen WC-Pause war Nadal nämlich im dritten Satz wieder voll da und gewann diesen verhältnismäßig rasch mit 6:2. Im vierten Durchgang war wiederum Djokovic mit Break vor am Weg zum Satzgewinn, aber sein spanischer Dauerrivale ließ nicht locker, kam in den Satz zurück, zwang ihn in den Tie-Break. Dort zog Nadal rasch davon, bei 6:1 hatte er gar fünf Matchbälle. Den vierten davon nützte er um 1:16 Uhr nachts zum 29. Sieg über Djokovic im 59. Match. Endstand 6:2, 4:6, 6:2, 7:6.
Abschied noch einmal abgewendet
"Rafa war in den entscheidenden Momenten der bessere", erkannte Djokovic nach dem Match an, während sich Nadal beim französischen Publikum mit einem "Merci, merci, merci, merci!" bedankte. Der bald 36-jährige Nadal hatte in den letzten Tagen angedeutet, dass es wohl seine letzte Teilnahme an den French Open, die er 13 Mal gewonnen hat, sein dürfte. Auch im Adrenalin nach dem epischen Duell wollte er sich nicht auf eine Zusage für 2023 einlassen: "Ich kann nur sagen, dass ich in zwei Tagen wieder hier sein werde – für mein Halbfinale gegen Alexander Zverev..."
Der Deutsche hatte zuvor Wunderkind Carlos Alcaraz in vier Sätzen besiegt.
