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Laura Feiersinger aus Österreich während des UEFA-Qualifikationsspiels der Frauen zwischen Österreich und Island in der Innviertel-Arena am 31. Mai 2024 in Ried.
Feiersinger blickt auf eine Nationalteamkarriere zurück, die von historischen Erfolgen geprägt war.
Feiersinger blickt auf eine Nationalteamkarriere zurück, die von historischen Erfolgen geprägt war.
APA-Images / SEPA.Media / Severin Aichbauer

Laura Feiersinger: „Es war der richtige Moment“

25.11.2025 um 12:51, Yunus Emre Kurt
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Nach ihrem Rücktritt aus dem ÖFB-Team spricht Laura Feiersinger über Emotionen, Karrierepläne, Teamgeist und warum jetzt der richtige Moment gekommen ist.

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Nach über einem Jahrzehnt im rot-weiß-roten Trikot hat Laura Feiersinger Ende Oktober einen Schlussstrich unter ihre Karriere im österreichischen Nationalteam gezogen. Eine Entscheidung, die nicht aus dem Bauch heraus kam, sondern sich, wie sie im Gespräch mit weekend.at erzählt, über viele Monate hinweg abgezeichnet hat.

„Der Gedanke hat sich langsam entwickelt. Ich habe gespürt, dass der Zeitpunkt näherkommt“, sagt Feiersinger. Der entscheidende Schritt folgte im Sommer: Ein erstes Gespräch mit Teamchef Alexander Schriebl, der sie bat, noch etwas abzuwarten. Im Herbst war ihr schließlich klar: „Jetzt passt es.“

Unvergessliche EM-Momente

Feiersinger blickt auf eine Nationalteamkarriere zurück, die von historischen Erfolgen geprägt war. Zwei Turniere stechen besonders heraus: die EM 2017 in den Niederlanden, Österreichs große Sensation und das Eröffnungsspiel der EM 2022 im ausverkauften Old Trafford. „Das werde ich nie vergessen. Gänsehaut pur.“

Auch der Beginn ihrer Laufbahn ist ihr präsent, wenn auch nicht in allen Details. „Ich wurde aus der U17 in die U19 hochgezogen. Mein Debüt war in Malta, mein erstes Tor dann gegen die Türkei.“

Ein emotionaler Abschied

Der finale Schritt weg vom Nationalteam war dennoch nicht leicht. „Viele Spielerinnen, mit denen ich groß geworden bin, hatten schon aufgehört. Wir waren nur noch ein paar aus der alten Generation“, sagt Feiersinger. Die schwersten Momente kamen nach dem allerletzten Spiel – dort, wo die Emotionen greifbar wurden: „Gerade mit jenen Menschen, die einen lange begleitet haben.“

Dem Team selbst hatte sie im Vorfeld nichts gesagt. „Ich wollte vor einem wichtigen Spiel nicht ablenken.“

Frauenfußball in Österreich

Über die Entwicklung im österreichischen Frauenfußball spricht Feiersinger mit Optimismus, aber auch Realismus. „Es hat sich viel verbessert, die Professionalisierung geht voran“, sagt sie. „Doch strukturell und finanziell besteht weiterhin Aufholbedarf.“

Besonders freut sie sich über die Entwicklung im Pinzgau, wo sie selbst aufgewachsen ist. „Früher war ich oft das einzige Mädchen die Fußball gespielt hat in der Region. Heute gibt es echte Strukturen, das ist großartig.“

Kapitel in Köln

Während das ÖFB-Kapitel geschlossen ist, geht es im Verein weiter. „Ich kann jetzt erstmals längere Pausen nutzen und heimfahren. Und mein Fokus liegt voll auf Köln.“ An einen Abschied aus Deutschland denkt sie nicht: „Ich fühle mich wohl, ich lerne viel und habe Spaß.“

Offen für die Zukunft

Was nach der aktiven Karriere kommen soll, ist für die Pinzgauerin klar: „Ich möchte im Fußball bleiben.“ Ob als Trainerin, Analytikerin oder in einer anderen Funktion, lässt sie offen. „Ich habe Sportwissenschaften studiert und viele Interessen.“

Ratschläge und Reflexion

Feiersinger betont, wie wertvoll Kritik für junge Spielerinnen ist. „Man lernt daraus viel mehr als aus Lob.“ Rückblickend würde sie ihrem jüngeren Ich wenig ändern: „Ich war reflektiert, Verletzungen haben mich stärker gemacht.“

Stolz auf Österreichs Aufschwung

Die starken Leistungen der U17 und der Herren-Auswahl verfolgt sie mit Begeisterung. „Ich weiß, wie viel Arbeit dahintersteckt. Das macht mich stolz.“ Ob sie 2026 live bei der WM in Nordamerika dabei sein wird, bleibt offen. „Kommt auf den Spielplan bei Köln an.“

Laura Feiersinger im Interview

Exklusiv für weekend.at nahm sich Laura Feiersinger nach dem Karriereende Zeit zum Gespräch.

Laura, du hast Ende Oktober nach vielen Jahren im Nationalteam deine Karriere im ÖFB-Team beendet. Wie fühlt sich das an – und wie bist du zu dieser Entscheidung gekommen? 
Laura Feiersinger: Eigentlich hat sich dieser Gedanke über das ganze Jahr hinweg langsam eingeschlichen. Ich habe gespürt, dass der richtige Zeitpunkt näherkommt. Im Sommer habe ich dann erstmals mit Alex telefoniert und ihm gesagt, dass ich für mich die Entscheidung getroffen habe, aufzuhören. Er hat mich gebeten, mir bis September Zeit zu lassen – vielleicht würde sich ja noch etwas ändern. Aber spätestens im Herbst war das Gefühl klar: Es ist jetzt der richtige Zeitpunkt. 

Wenn du auf deine Nationalteam-Karriere zurückblickst – welches Spiel bleibt für dich unvergesslich? 
Laura Feiersinger: Das Eröffnungsspiel der EM 2022 in England. Das war einfach Wahnsinn – ein ganz besonderer Moment. Aber auch die EM 2017 in den Niederlanden war ein unglaubliches Turnier. Das war für uns alle etwas ganz Besonderes. 

Kannst du dich noch an deine erste Einberufung erinnern? 
Laura Feiersinger: Ich wurde damals aus der U17 in die U19 hochgezogen, Ernst Weber war Trainer. Ich glaube, mein erstes Spiel war gegen die Türkei. Mein Debüt dürfte in Malta gewesen sein. Mein erstes Tor habe ich jedenfalls gegen die Türkei geschossen. 

Wie emotional war der Moment, als du endgültig wusstest: Das war’s jetzt im Nationalteam? 
Laura Feiersinger: Schon sehr emotional. Viele Spielerinnen, mit denen ich seit Beginn zusammengespielt habe, haben vor mir aufgehört. Am Ende waren wir vielleicht noch zwei, drei aus der Anfangszeit. Als die Entscheidung für mich feststand, war es weniger emotional – aber der Moment nach dem letzten Spiel, gerade mit den Menschen, denen man besonders nahe steht, der war natürlich sehr bewegend. 

Hast du es den Teamkolleginnen vorher erzählt? 
Laura Feiersinger: Nein, nicht direkt. Für mich war es eine relativ spontane Entscheidung und vor einem wichtigen Spiel wollte ich es nicht thematisieren. 

Wenn wir auf den Frauenfußball in Österreich schauen – wie siehst du die Entwicklung? 
Laura Feiersinger: : Ich habe in Österreich lange nicht mehr gespielt, aber was ich höre, ist positiv. Die Professionalisierung schreitet voran, die Bedingungen werden besser. Trotzdem ist es oft noch schwierig – vor allem finanziell und was die Strukturen betrifft.

Verein und Zukunft

Dein Fokus liegt jetzt komplett auf dem Verein. Was bedeutet das für dich? 
Laura Feiersinger: Ich habe jetzt zum ersten Mal wirklich freie Phasen, in denen ich heimfahren kann. Und klar, der Fokus liegt jetzt voll auf Köln. Ich habe das Nationalteam geliebt, aber das ist nun abgeschlossen. 

Welche Pläne hast du für die Zeit nach deiner aktiven Karriere? 
Laura Feiersinger: Ich möchte auf jeden Fall im Fußball bleiben – in welcher Funktion auch immer. Vielleicht mache ich meinen Trainerschein. Ich habe Sportwissenschaften studiert und interessiere mich für viele Bereiche. Deshalb halte ich mir alles offen.

Ratschläge

Was würdest du jungen Spielerinnen heute mitgeben? 
Laura Feiersinger: Kritik ist wichtig – man lernt unglaublich viel daraus. Natürlich ist sie manchmal unangenehm, aber konstruktives Feedback bringt dich weiter als nur Lob. Ich habe das immer geschätzt, weil es mein Spiel verbessert hat. 

Und wenn du deinem 20-jährigen Ich einen Rat geben könntest? 
Laura Feiersinger: Schwer zu sagen. Ich war immer sehr klar im Kopf und habe viel reflektiert, auch dank der Sportpsychologie im Nationalteam. Verletzungen gehören dazu – sie lassen einen reifen. Ich bin eigentlich zufrieden damit, wie alles gekommen ist.

Wurzeln und Weggefährten

Du bist im Pinzgau aufgewachsen. Wie sehr freut es dich, dass der Frauenfußball dort – etwa durch den FC Pinzgau – immer wichtiger wird? 
Laura Feiersinger: Sehr! Früher war ich überall das einzige Mädchen im Pinzgau. Es gab kaum Strukturen. Deshalb finde ich es großartig, dass der Verein schon seit Jahren so dahinter ist – nicht erst seit der aktuelle Hype da ist. 

Wer waren im Nationalteam deine engsten Freundinnen? 
Laura Feiersinger: Auf jeden Fall Sarah Zadrazil. Dann Verena Hanshaw – wir waren lange zusammen im Verein und im Team. Und aus der jüngeren Generation: Laura Wienroither, Marie-Therese Höbinger und Katharina Naschenweng. 

Du hast im Nationalteam viel mit Physiotherapeutin Margarethe Spera zusammengearbeitet – was hat sie dir bedeutet? 
Laura Feiersinger: Sehr viel. Man verbringt unglaublich viele Stunden miteinander, gerade in Phasen, die nicht leicht sind. Da entsteht eine besondere Verbindung.

Ausblick

Die U17-Burschen stehen im Finale der U17-WM, das A-Team fährt zur WM – wie stolz bist du auf den österreichischen Fußball momentan? 
Laura Feiersinger: : Sehr! Ich weiß, wie viel Arbeit dahintersteckt und wie schwer es ist, solche Erfolge zu erreichen. Für die Spieler, aber auch für die Fans ist das etwas Besonderes. 

Wirst du 2026 vielleicht live in den USA dabei sein – wenn der Terminkalender es zulässt? 
Laura Feiersinger: Schauen wir mal! Unsere Pausen sind nicht besonders lang, deshalb weiß ich es noch nicht. Kommt auf die Saisonplanung an. 

Wie lange hast du noch Vertrag in Köln – und kannst du dir vorstellen, in Deutschland zu bleiben? 
Laura Feiersinger: Ich fühle mich in Köln sehr wohl. Wir haben ein cooles Trainerteam, ich lerne viel und es macht Spaß. Momentan habe ich nicht vor, Deutschland zu verlassen. 

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