U17-WM: Feldinger erklärt Österreichs Erfolgsformel
Inhalt
- „Wir haben uns von Spiel zu Spiel in einen Flow gespielt“
- Defensivmaschine mit Mentalstärke
- Japan wartet
- Rafael Feldinger im Interview
- Ziele, Ausbildung und Umfeld
- Highlights und Ausblick
Er gehört zu den stillen, aber entscheidenden Konstanten im österreichischen U17-Team: Rafael Feldinger, Rechtsverteidiger, Dauerläufer, Zweikampfmaschine. Bei der U17-Weltmeisterschaft präsentiert sich der Salzburger in absoluter Topform und ist einer der Gründe dafür, dass Österreich im Viertelfinale steht. Im Interview mit weekend.at spricht der Seekirchner offen über Druck, Teamgeist, mentale Stärke und das große Ziel dieser goldenen Generation.
„Wir haben uns von Spiel zu Spiel in einen Flow gespielt“
Für Rafael Feldinger fühlt sich das Turnier wie ein einziges Hoch an. „Wir sind mit extrem viel Selbstvertrauen gestartet, weil die Vorbereitung richtig stark war“, erklärt der 17-Jährige im Interview mit weekend.at. Der Auftaktsieg habe dem Team einen zusätzlichen Schub gegeben, danach sei man „von Spiel zu Spiel in einen riesigen Flow“ gekommen. Besonders beeindruckt zeigt er sich von der Art und Weise, wie Österreich den Druck in den K.-o.-Spielen bewältigt hat. Das klare 4:0 gegen England nennt Feldinger offen „das absolute Highlight“, und das bisherige Symbol der unglaublichen Entwicklung der Mannschaft.
Defensivmaschine mit Mentalstärke
Der Salzburger beschreibt sich als laufstarken, zweikampfstarken Außenverteidiger: „Ich gehe viel nach vorne, stehe defensiv kompakt und bin im Eins-gegen-Eins stark.“ Besonders stolz ist er darauf, wie stabil die Defensive über das gesamte Turnier auftritt. Seine mentale Stärke holt er sich durch Rituale: „Ich stelle mich vor den Spiegel, atme durch und gehe positive Aktionen im Kopf durch. Das beruhigt mich und macht mich bereit.“
Auch seine Ausbildung lobt Feldinger ausdrücklich. Die Red-Bull-Akademie habe ihn „top geschult“, sowohl sportlich als auch mental. Und auch aus Seekirchen bekomme er „extreme Unterstützung“, inklusive Papa, der im Verein selbst engagiert ist.
Japan wartet
Am Freitag wartet das Viertelfinale gegen Japan. Feldinger warnt: „Sie sind diszipliniert und stark – das wird ein Topspiel.“
Rafael Feldinger im Interview
Exklusiv für weekend.at nahm sich Rafael Feldinger vor dem Spiel gegen Japan Zeit zum Gespräch.
Du spielst gerade bei der U17-Weltmeisterschaft und ihr leistet großartige Arbeit. Kannst du mir deine Gefühle beschreiben – wie ist das Turnier bisher für dich verlaufen?
Rafael Feldinger: Wir sind mit sehr viel Selbstvertrauen ins Turnier gestartet, weil wir in der Vorbereitung richtig gute Ergebnisse erzielt haben. Das hat uns eine breite Brust gegeben. Im ersten Spiel haben wir gleich eine richtig gute Leistung gebracht und mit einem Sieg begonnen – das hat uns zusätzlich bestärkt. Von Spiel zu Spiel ist ein richtiger Flow entstanden, das Vertrauen und der Teamgeist wurden immer größer. Ab der K.o.-Phase wurde es natürlich noch besonderer. Ich finde, wir sind richtig gut mit dem Druck umgegangen. Die Trainer haben uns top vorbereitet, und das 4:0 gegen England war bisher das Highlight.
Du bist Rechtsverteidiger. Wie setzt du deine Stärken als Außenverteidiger für dein Team ein?
Rafael Feldinger: :Ich glaube, meine Laufbereitschaft zeichnet mich besonders aus. Ich stehe gut, gehe viel nach vorne und bin in der Endverteidigung stark. Vor allem das Eins-gegen-Eins gegen starke Flügelspieler ist wichtig – das sehe ich als eine meiner größten Stärken. Dazu kommen Zweikampfstärke und Einsatzbereitschaft.
Wie schaffst du es, in Drucksituationen auf so einer großen Bühne ruhig und konzentriert zu bleiben? Hast du bestimmte Routinen vor einem Spiel?
Rafael Feldinger: Ja, ich nehme mir in der Kabine bewusst Zeit für mich. Ich stelle mich vor den Spiegel, atme durch und gehe positive Aktionen aus vorherigen Spielen im Kopf durch. Ich simuliere auch Situationen, in denen ich gute Aktionen mache – das pusht mein Selbstvertrauen. So starte ich meistens gut in die Partie.
Ziele, Ausbildung und Umfeld
Habt ihr euch vor dem Turnier ein konkretes Ziel gesetzt oder habt ihr es einfach auf euch zukommen lassen?
Rafael Feldinger: Der Glaube, weit zu kommen, war bei allen da. Wir haben uns aber kein fixes Ziel wie „Viertelfinale“ gesetzt. Unser Fokus war, von Spiel zu Spiel zu denken, uns kontinuierlich zu steigern und so weit zu kommen, wie es möglich ist. Grenzen setzen wir uns keine – natürlich hoffen wir auf das Finale.
Was bedeutet für dich Teamgeist im österreichischen Nationalteam?
Rafael Feldinger: Bei uns läuft jeder für jeden. Wenn jemand einen Fehler macht, ist sofort ein anderer da, der ihn ausbessert. Wir reden viel positiv miteinander, fast wie eine kleine Familie auf dem Platz. Das ist sicher ein großer Grund für unseren Erfolg.
Du hast deine Ausbildung in der Red-Bull-Akademie und bei Seekirchen genossen. Wie hilft dir diese Ausbildung jetzt auf der internationalen Bühne?
Rafael Feldinger: Bei Red Bull werden wir top betreut. Wir spielen in der besten österreichischen Jugendliga und werden auch mental auf große Spiele vorbereitet. Wir hatten schon Turniere gegen starke Gegner. Die Trainer sind top und man hat großartige Möglichkeiten. Und auch aus Seekirchen kommen viele positive Reaktionen – viele Leute haben mir geschrieben und gratuliert. Mein Papa ist ebenfalls dort engagiert, ich bin dem Verein sehr verbunden.
Musstest du während des Turniers schon erleben, dass dein Handy nach einem Spiel voller Nachrichten war?
Rafael Feldinger: Ja, das war definitiv so. Nach einem Sieg ist der ganze Bildschirm voller Glückwünsche. Direkt nach dem Spiel lege ich das Handy aber weg und genieße den Moment. Am Abend nehme ich mir Zeit, um den Leuten aus Respekt zurückzuschreiben.
Highlights und Ausblick
Dein bisheriges Highlight war das 4:0 gegen England. Wie hast du diesen Moment erlebt?
Rafael Feldinger: Es hat sich wie ein Traum angefühlt, fast nicht real. Wenn man auf die Tafel schaut und dort steht „4:0 für Österreich“ – das ist Wahnsinn. Ich glaube, viele von uns realisieren noch gar nicht, wie weit wir schon gekommen sind. Das wird man wahrscheinlich erst nach dem Turnier wirklich begreifen.
Die A-Nationalmannschaft hat gegen Bosnien die WM-Endrunde fixiert. Ihr habt sicher zugeschaut – wie war die Stimmung bei euch?
Rafael Feldinger: Wir waren extrem happy für die A-Nationalmannschaft. Wir haben gemeinsam geschaut und uns riesig gefreut. Wir haben vorgelegt – und hoffentlich legen sie im Sommer nach.
Was erwartest du vom nächsten Gegner Japan?
Rafael Feldinger: Japan ist sehr spielstark und extrem diszipliniert – eigentlich ähnlich wie wir. Sie werden 100 % geben. Die detaillierte Gegneranalyse haben wir erst morgen, aber Japan ist auf jeden Fall ein Top-Team. Sie hatten eine starke Gruppe. Das wird sicher eine tolle Erfahrung.