Kern kritisiert Austria Wien: „Bilanz ernüchternd“
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Nach wochenlanger Misere konnte Austria Wien am Sonntag endlich aufatmen. Mit einem knappen 1:0-Sieg gegen den SCR Altach feierte das Team in der fünften Runde der Bundesliga den ersten Erfolg der Saison. Damit wendeten die „Veilchen“ zumindest vorerst einen völligen Fehlstart ab. Trainer Stephan Helm, dessen Stuhl schon gefährlich wackelte, durfte erst einmal durchatmen.
Die Erleichterung war nicht nur bei Spielern und Betreuern spürbar, sondern auch bei den Fans. Nach dem bitteren Aus im ÖFB-Cup gegen Regionalligist Voitsberg und dem enttäuschenden Aus in der Conference-League-Qualifikation gegen Banik Ostrava drohte die Stimmung vollends zu kippen.
Werner nimmt den Hut
Anstatt den Trainer zu entlassen, entschied sich Sportvorstand Jürgen Werner zum Rücktritt. Offiziell wollte er damit Druck von der Mannschaft nehmen. Werner war in den vergangenen Wochen immer stärker ins Visier der Fans geraten, Sprechchöre und Protestbanner begleiteten die Spiele. Mit seinem Abgang hofft der Verein, kurzfristig Ruhe einkehrt.
Trainer Helm und Sportdirektor Manuel Ortlechner bleiben damit vorerst im Amt. Ob das auch langfristig so bleibt, wird wohl von den kommenden Ergebnissen abhängen.
Kern fordert Klartext
Deutlichere Worte fand indes der ehemalige österreichische Bundeskanzler Christian Kern. Der bekennende Austria-Fan und Klub-Mitglied sprach im Podcast „Man kennt sich, man schätzt sich“ von einer „ernüchternden Bilanz“. Kern forderte, dass sich die Verantwortlichen nicht länger in „falschen Hoffnungen wiegen“, sondern eine schonungslose Analyse betreiben: „Am Ende ist es schon so: Der, der die Verantwortung hat, hat auch den Kopf hinzuhalten. Bei Schönwetter kann jeder Manager sein.“
Kritik an Transferpolitik
Besonders scharf äußerte sich Kern zur Transferpolitik des Vereins. Während andere Bundesliga-Klubs wie Salzburg, Sturm Graz oder Rapid aus Spielerverkäufen wirtschaftlich profitiert hätten, sei es der Austria nicht gelungen, das Potenzial des eigenen Nachwuchses zu nutzen.
Als Beispiel führte er Dominik Fitz an. Der 25-Jährige zählte zuletzt zu den besten Spielern der Liga, brachte beim Wechsel jedoch nur rund zwei Millionen Euro ein. Für Kern ein klares Versäumnis: „Da muss man sich den Kopf zerbrechen, warum dieses wirtschaftliche Potenzial nicht genutzt werden konnte.“
Machtkämpfe im Verein
Neben der sportlichen Talfahrt kritisierte Kern auch die internen Machtkämpfe im Verein. Werner ist zwar zurückgetreten, bleibt aber als Investor weiterhin präsent. Präsident Kurt Gollowitzer und andere Geldgeber verfolgen hingegen eigene Interessen. Laut Kern sei diese „Grüppchenbildung zweifellos nicht gut“ für die Entwicklung des Klubs.