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Peng Shuai und Zhang Gaoli
Peng Shuai und Zhang Gaoli
Paul Crock und Alexander Zemlianichenko / AFP /picturedesk com

Causa Peng: Damen-Tennis zeigt IOC, wie es geht

03.12.2021 um 07:28, Philipp Eitzinger
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In der "Causa Peng Shuai" - die Tennis-Spielerin wurde nach ihren Vergewaltigungs-Vorwürfen am Ex-Vize-Staatschef mutmaßlich vom chinesischen Staat kaltgestellt - ist IOC-Boss Bach ganz auf Seiten Chinas. Die Damen-Tennis-Tour ganz und gar nicht.

"Ich kann unsere Athleten nicht guten Gewissens dort antreten lassen, während Peng Shuai nicht frei kommunizieren kann und offenkundig unter Druck gesetzt wurde, ihren Anschuldigungen bezüglich sexueller Nötigung seitens Ex-Vize-Premier Zhang Gaoli zu widersprechen", ließ Steve Simon, Vorsitzender der Damen-Profitennis-Vereinigung WTA, in einer Aussendung wissen. Und weiter:

"Darum gebe ich mit Unterstützung des ganzen WTA-Vorstandes bekannt, dass mit sofortiger Wirkung sämtliche Aktiviäten in China und Hongkong ausgesetzt werden!"

Zweitgrößter Markt im Damen-Tennis

Das ist ein Schritt, der finanziell richtig schmerzt, schließlich wird nur bei den Turnieren in den USA mehr Preisgeld ausbezahlt (50,7 Millionen) als bei den elf Turnieren in China (31,3 Millionen). Der Boykott betrifft etwa die WTA-Finals in Shenzhen, die Masters-Turniere in Peking und Wuhan sowie die "Elite Trophy" in Zhuhai. Mit wenigen Ausnahmen wie Linz findet praktisch der komplette Herbst der WTA-Tour in China statt.

Alleine für die Ausrichtung der WTA-Finals überweist China der WTA über eine Millarde Dollar bis 2028. Steve Simon: "Die Führung in China hat uns keine andere Wahl gelassen. Ich bleibe aber hoffnungsvoll, dass die chinesischen Offiziellen Schritte die Angelegenheit ernsthaft aufarbeiten."

IOC und China: Enge Partner

China Regierung reagierte erwartbar verschnupft auf den WTA-Boykott und forderte, "keinesfalls Sport und Politik zu vermischen" - sprich: China verbittet sich Konsequenzen aus den eigenen Handlungen: "Die WTA setzt Peng Shuai unter Druck, um die Attacken des Westens auf das chinesische System zu unterstützen. Der Westen beraubt Peng ihrer Freiheit, sich selbst auszudrücken."

Ein großer Fürsprecher von Chinas Herangehensweise ist IOC-Präsident Thomas Bach, der sehr eng mit Zhang Gaoli zusammen gearbeitet hat - der ehemalige Vize-Premier Chinas war bis zu seiner Pensionierung der Projektleiter von Olympia in Peking. In fast genau zwei Monaten gehen die Spiele in Chinas Hauptstadt los.

Bach hielt zuletzt einen zweiten Video-Call mit Peng Shuai ab, der außerhalb von IOC und Chinesischer Staatsführung aber nur als PR-Stunt angesehen wird: Das IOC stützt Chinas Darstellung, dass Peng ohne jeden Druck völlig freiwillig aus der Öffentlichkeit verschwunden ist und alles in bester Ordnung wäre.

China soll zwei Monate vor den Spielen nur ja nicht ans Bein gepinkelt werden.

Halbherziges Statement der ATP

Auch Andrea Gaudenzi, Vorsitzender der Herren-Tour ATP, hat sich zu Wort gemeldet. Sein Statement ist im Gegensatz zu jenem von WTA-Boss Steve Simon recht halbherzig: "Wir appellieren weiter, dass es eine direkte Kommunikation zwischen Peng Shuai und der WTA gibt und werden die Situation weiterhin genau beobachten."

Während die dünnen Sätze der ATP viel Kritik hervorriefen (US-Davis-Cup-Kapitän Mardy Fish: "DAS soll ein Statement sein???"), erntete die WTA viel Lob für ihr Rückgrat - und zwar von ganz links (Martina Navratilova) bis ganz rechts (Ted Cruz).

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