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Rosa von Praunheim mit gelbem Hut
Rosa von Praunheim ist tot.
Rosa von Praunheim ist tot.
APA-Images / dpa / Monika Skolimowska

Rosa von Praunheim ist tot: LGBTQ-Ikone stirbt mit 83

17.12.2025 um 14:54, Jovana Borojevic
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Rosa von Praunheim ist tot. Der Regisseur und Aktivist prägte mit provokanten Filmen und lautstarkem Engagement die LGBTQ-Bewegung in Deutschland.

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Die deutsche Film- und die LGBTQ-Szene trauern um eine Ikone. Rosa von Praunheim ist im Alter von 83 Jahren gestorben. Demnach starb er in Berlin. Erst vor wenigen Tagen soll er noch seinen langjährigen Lebensgefährten Oliver Sechting geheiratet haben. Das Ja-Wort machte er selbst via Instagram öffentlich. 

Karriere

Geboren wurde er am 25. November 1942 in Riga als Holger Radtke. Er verbrachte sein erstes Lebensjahr in einem Waisenhaus. Danach wurde er von einem Ehepaar adoptiert und wuchs als Holger Mischwitzky am Rand von Berlin in Teltow-Seehof auf. 1953 flohen die Adoptiveltern mit ihm aus der DDR nach Frankfurt am Main. Nach abgebrochenem Gymnasium und abgebrochener Lehre folgte ein Kunststudium in Offenbach und West-Berlin. In den 1960er Jahren nahm er das Pseudonym Rosa von Praunheim an, als Erinnerung an den Rosa Winkel, den Homosexuelle im KZ tragen mussten. Es folgte ein filmisches Mammutwerk. Ihm werden mehr als 150 Kurz- und Langfilme zugeschrieben, oft experimentell, oft provokant, oft queer. Ein erstes Buch und sein Kurzfilm „Von Rosa von Praunheim“ entstanden 1967. Später drehte er auch mit Werner Schroeter. Als Kult gilt „Die Bettwurst“. Für besonders viel Aufsehen sorgte die Dokumentation „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“, die Anfang der 1970er Jahre eine breite öffentliche Debatte über Homosexualität auslöste. 

Aktivismus

Rosa von Praunheim war nicht nur Regisseur, er war Antreiber und Lautsprecher. Seine Filme waren oft mehr als Kino, sie waren Kampfansage gegen Scham, Ausgrenzung und Wegschauen. Vor allem während der Aids-Krise wurde er zu einer der prägnantesten Stimmen. Seine Aids-Trilogie, darunter „Schweigen = Tod“ und „Positiv“, machte Angst, Wut und Diskriminierung sichtbar. Für viele war das überlebenswichtige Sichtbarkeit, für andere zu radikal. 

Kontroverse

Wo Rosa von Praunheim auftauchte, war Streit nie weit. Berüchtigt war er dafür, prominente Zeitgenossen zu outen. Besonders viel Wirbel gab es 1991, als er in einer RTL-Talkshow mehrere Prominente als homosexuell bezeichnete und sie aufforderte, sich öffentlich dazu zu bekennen. Für die einen war das ein Tabubruch, der Grenzen überschritt. Für die anderen ein harter, aber notwendiger Weckruf inmitten der Aids-Krise. Später rechtfertigte er diese Aktion als „Verzweiflungsschrei“ auf dem Höhepunkt jener Jahre. 

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