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Josh. sitzt in einer Garageneinfahrt auf einem Randstein und sieht nachdenklich in die Ferne mit geneigtem Kopf
Josh. hat vor kurzem sein neues Lied "Ich tanze meinen Namen" veröffentlicht.
Josh. hat vor kurzem sein neues Lied "Ich tanze meinen Namen" veröffentlicht.
Philipp Hirtenlehner

Josh.: "Ich habe viel zu viel Alkohol getrunken"

29.09.2025 um 10:57, Marcel Toifl
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Josh. ist mit einer neuen Single am Start. Für weekend.at hat sich der 39-Jährige Zeit für ein ausführliches Interview über sein Schaffen genommen.

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Josh. ist seit Jahren ein Fixstern am österreichischen Pophimmel. Von einem Benefizkonzert im Ernst-Happel-Stadion, bis hin zu einer eigenen Show in der Wiener Stadthalle (samt Live-Album), spielte der 39-Jährige zuletzt im Vorprogramm von Robbie Williams im Klagenfurter Wörthersee-Stadion auf. Nächstes Jahr erscheint sein neues Album. Für weekend.at hat sich der Wiener im Vorfeld seiner Doppelshow in der "Arena" Zeit für ein ausführliches Gespräch genommen.

Neue Single

Du hast die neue Single „Ich tanze meinen Namen“ veröffentlicht. Ein Klischee über Waldorfschulen?
Josh: Humor funktioniert am besten, wenn wir über uns selbst lachen. Wenn jemand eine Persiflage auf dieses abgenutzte Klischee der Waldorfschule machen kann, dann ein Waldorfschüler. Übrigens war ich an derselben Schule mit einem Schauspieler, den fast alle kennen: Manuel Rubey.

Wird die Single Teil deines neuen Albums?
Josh: Ja! Im Frühling 2026 soll es rauskommen und ich spiele jetzt erstmal die Tour. Danach wird produziert. Die Songs sind schon geschrieben, danach bin ich sehr gespannt was damit passiert.

Neues Album

2023 ist mit „Reparatur“ deine bisher persönlichste Platte erschienen. Wie wird das neue Album?
Josh: Die Welt, in der es spielt, ist dieselbe wie auf „Reparatur“. Natürlich will ich nicht dasselbe Album noch einmal machen. Es gibt keine Schablone, in die ich alles reinbasteln muss. An manchen Stellen ist es etwas fröhlicher, teilweise auch ernst. Zwei Songs kommen tatsächlich etwas „countryesque“ daher.

Bist du ein Künstler der auf seinen markanten Sound besteht, oder experimentierst du gerne?
Josh: Ich möchte am liebsten beides verbinden. Es wird auf jeden Fall auch experimentelle Dinge geben. Überraschungen faszinieren mich. Ich fand es eine wahnsinnig tolle Geschichte, mit so einem Musiker wie Herbert Pixner gemeinsam zu spielen. 

Joshs Ängste

Wo liegt der größte Unterschied zwischen Künstler und Privatperson?
Josh: Wenn der Künstler und ich mich verloren haben, war das die Zeit, in der es mir schlecht gegangen ist. Ich habe keine Kunstfigur erschaffen. Am Abend steht Johannes auf der Bühne und spielt Konzerte unter seinem Spitznamen, den er in der Schule bekommen hat. Das größte Kompliment habe ich von meinem besten Freund bekommen. Der hat gesagt: „Im Fernsehen kommst du genauso rüber, wie wenn wir um die Häuser ziehen.“ Das will ich beibehalten.

Für viele Musiker ist die Angst vor Konzerten ein großes Thema. Wie gehst du damit um?
Josh: Bin ich vorher nervös? Total! Wenn dich das nicht berührt, was denn sonst? Ich hatte wahnsinnig viele Ängste und habe immer noch welche. Vor vielen Menschen zu spielen, gehört aber nicht dazu. Am Anfang hatte ich dauernd Angst, dass ich pleitegehe und unter der Brücke schlafe, weil ich das alles nicht stemme. Ich hatte Angst, allein zu sein, ich habe mich sehr einsam gefühlt. 2018, als erste Anzeichen für eine Depression da waren, wäre es sicher intelligent gewesen, sich schnell ein Coaching zu checken und daran zu arbeiten. Vier Jahre später war ich in der Klinik, weil ich es nicht gemacht habe (lacht).

Schreibblockade und Süchte

Hattest du Angst davor, keine Songs mehr schreiben zu können, wenn die Angst fehlt?
Josh: Ich bin sicherlich nicht der erste Künstler, der Angst davor hat, austherapiert zu werden. Ich dachte, wenn ich nicht mehr so abgefuckt in meinem Schädel bin, dann weiß ich nicht, ob ich diese Kunst machen kann. Wenn ich mich nicht mehr scheiße fühle, dann kann ich nicht mehr dieser Künstler sein (lacht). Aber Kreativität hat nichts mit psychischen Krankheiten zu tun. Um einen traurigen Song zu schreiben, musst du nicht depressiv sein.

In deinem Song „Nur nicht von dir“ sprichst du auch vom „Wegkommen“. Waren da Süchte im Spiel?
Josh: Ich war nicht süchtig, aber ich war kurz davor. Ich habe viel zu viel Alkohol getrunken und Tabletten genommen. Bevor ich mit der Therapie angefangen habe, war ich auf einem sehr gefährlichen Weg. Gott sei Dank bin ich frühzeitig wieder ausgestiegen.

Erinnerungen an frühere Zeiten

Inwiefern hat sich das Tourleben von Bars wie dem Café Carina (Lokal in Wien, Anm.) zu Konzerthallen verändert?
Josh: Fassen wir zusammen: Alles! (lacht) Café Carina bedeutet, mit einem Rollwagen, auf dem der Verstärker drauf ist, in der U6 hinzufahren. Die Songs, wie man sie spielt und wie man sie singt, bleiben gleich. Das Drumherum hat sich hundertprozentig verändert. Die Musik fühlt sich aber noch immer so an wie damals.

Hast du dieses Gefühl aus der Zeit konservieren können?
Josh: Ich habe das große Glück zu sagen, wenn ich eine Gitarre für einen Song eine Spur passender finde, dann habe ich die mit. Damals konnte ich nicht ins Carina fahren, mit sechs Gitarren, manchmal habe ich zwei mitgehabt. Ich war auch Musikstudent. (lacht) Jetzt hast du Möglichkeiten, aber unterschiedliche Sounds oder professionelle Produktion können einen Song nicht retten. Wenn ich einen schlechten Song spiele, der schlecht geschrieben ist, dann können wir tausend Flammen anzünden und die größte Lichtshow machen – es wird trotzdem nicht funktionieren.

Joshs Mega-Hit

Bist du mittlerweile müde, „Cordula Grün“ zu spielen? Die Ärzte haben beispielsweise „Männer sind Schweine“ aus ihrer Setlist genommen.
Josh: Ich glaube, dass es bei den Ärzten vor allem eine textliche Komponente ist. Dieser Text ist nicht gut gealtert. „Cordula Grün“ ist eine zeitlose Geschichte. Ich stehe zu dem Song. Was damit passiert ist, das haben die Menschen gemacht. Reinhard Fendrich hat mal gesagt, „die allergrößten Hits gehören nicht mehr dir, sondern den Menschen da draußen.“ Deswegen spiele ich ihn bei meinen Konzerten noch gerne. Das ist ja auch was Schönes, wenn am Sonntag ein ganzes Stadion einen Text von dir so brüllend laut singt. Das gibt einem viel.

Josh. auf Tour

Josh. befindet sich gerade auf Tour durch Deutschland und Österreich. Nach zwei ausverkauften Shows in der "Arena" spielt der 39-Jährige noch in Klagenfurt (16.10., Messehalle), am 18.10. in Schwaz (SZ Zentrum, ausverkauft), am 23.10. in Linz (Tips Arena) und am 24.10. in Graz (Stadthalle). Alle Termine sind online zu finden.

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