Für Putin sind die USA der große Aggressor
Die mit Spannung erwartete Rede Putins beim 7. Östlichen Wirtschaftsforum im sibirischen Wladiwostok bestand etwa zur Hälfte aus einer wütenden Attacke gegen „den Westen“ im Allgemeinen und die USA im Besonderen. Die Vereinigten Staaten weigerten sich, ihre schwindende Bedeutung anzuerkennen und reagierten daher immer verantwortungsloser und aggressiver, schimpfte Putin, der Washington vorwarf, eine diktatorische Rolle in der Welt anzustreben.
Der Westen betrügt arme Länder
Alle westlichen Staaten zusammen verfolgten das alte Ziel des „Kolonialismus und Imperialismus“ in neuem Gewand, betonte der russische Staatschef, sich der alten kommunistischen und sozialistischen Rhetorik bedienend. Seine Kritik am Westen illustrierte Putin mit den derzeitigen Getreidelieferungen aus der Ukraine. Diese gingen nur zu einem geringen Teil an Entwicklungsländer, der größte Teil des Getreides würde in westliche Länder verschifft. Dass sich Russland deswegen aus dem von der UNO und der Türkei vermittelten Getreidedeal zurückziehen könnte, wie Putin andeutete - darf als ernstzunehmende Drohung empfunden werden.
„Bedrohung für die ganze Welt“
In der Sanktionsfrage stellte er eine bemerkenswerte These auf. Die Sanktionen – in Russland selbstverständlich komplett wirkungslos – seien eine „Bedrohung für die ganze Welt“ und die Ursache für die Wirtschaftskrise in Europa. Diese sich zwangsläufig verschlimmernde Krise werde von US-amerikanischen Unternehmen schamlos ausgenützt werden. Nur die Sanktionen seien Schuld an der momentanen Lieferunterbrechung von Gas. Die Schwierigkeiten mit der Pipeline Nord Stream 1 könne man aber nach der Rückgabe der Turbine beheben, versprach Putin milde. Und stellte gleich darauf wieder die Rute ins Fenster Europas: sollte Brüssel eine Preisobergrenze für russische Gasimporte festlegen, werde Russland mit einem totalen Lieferstopp reagieren.